Weißschulterkapuziner (Cebus capucinus) im Zoo Amiens
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Kapuzineraffen (Cebidae)
Unterfamilie: Kapuziner (Cebinae)
Weißschulterkapuziner
Cebus capucinus / imitator • The White-headed Capuchin • Le sapajou capucin
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
Weitere Bilder auf BioLib.cz |
Der Weißschulterkapuziner wurde vor wenigen Jahren von den Molekulargenetikern in mehrere Arten aufgesplittet, was offenbar zu Unklarheiten geführt hatte, denn gegenwärtig ist keine der beiden wichtigsten "Arten" in der Roten Liste aufgeführt. Die in europäischen Zoos in mittlerer Häufigkeit vertretenen Tiere werden alle als "Cebus capucinus" präsentiert. Körperbau und KörperfunktionenWeißbrustkapuziner haben eine Kopf-Rumpflänge von 33-45 cm und eine Schwanzlänge von 35-55 cm. Das Gewicht beträgt 3-4 kg bei den Männchen und 1.5-3 kg bei den Weibchen. Die Tiere sind relativ schlank. Wie die anderen Vertreter der Kapuziner haben sie kurze Finger und einen opponierbaren Daumen, sowie einen greiffähigen Schwanz, der aber nicht mit einem unbehaartem Hautfeld ausgestattet ist, wie dies bei den Klammerschwanzaffen der Fall ist. Rumpf, Kopfoberseite, Arme, Beine und Schwanz sind schwarz, die Brust, der Haarkranz um das unbehaarte, rosafarbene Gesicht, die Schultern und Oberarme sind weiß. Mit zunehmendem Alter kann die weiße Behaarung rund um das Gesicht dünner werden [3; 5]. VerbreitungNördliches Süd- und Mittelamerika: Die beiden neuerdings zu Cebus capucinus zusammengefassten Unterarten kommen in Ekuador, Kolumbien und Ost-Panama vor. Cebus imitator ist in Costa Rica, Honduras, Nikaragua, und West-Panama verbreitet [9]. Lebensraum und LebensweiseWeißbrustkapuziner besiedeln Feuchtwälder des Tieflands, der submontanen und montanen Zone, Galeriewälder, Trockenwaldmosaike und zeitweilig überschwemmte Wälder. In Mittelamerika gehen sie bis auf eine Höhe von 1'500 m, in Südamerika bis 2'100 m. Die Tiere ernähren sich hauptsächlich von Früchten, nehmen aber auch Blätter, Blüten, Wirbellose aller Art, Vogeleier, Nestlinge und adulte Vögel, Baumhörnchen, Baumratten und sogar junge Nasenbären. Wie andere Kapuziner benutzen sie Werkzeuge, z.B. öffnen sie Muscheln, indem sie mit einem Stein draufschlagen. Sie bilden Gruppen von 6-24 Individuen mit meist mehreren adulten Männchen und um ein Drittel mehr adulten Weibchen. Nach einer Tragzeit von 157-167 Tagen bringen die Weibchen im Abstand von gut zwei Jahren jeweils ein einzelnes Junges zur Welt [3; 5]. Gefährdung und SchutzCebus capucinus wird aufgund einer Beurteilung aus dem Jahr 2020 von der IUCN als gefährdet angesehen (Rote Liste: VULNERABLE), weil eine durch Lebensraumverlust bedingte deutliche Bestandsabnahme beobachtet und für die Zukunft angenommen wird. Die von capucinus abgespaltenen Formen aequatorialis und versicolor sind als unmittelbar von der Ausrottung bedroht bzw. stark gefährdet eingestuft. Die mittelamerikanische Form imitator , neuerdings auch als eigene Art behandelt, gilt seit 2020 ebenfalls als gefährdet [1]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenGebietsweise wird die Form Cebus aequatorialis als Schädling wahrgenommen und deswegen verfolgt. Manchenorts werden die Tiere auch für den Kochtopf gejagt oder für den Tierhandel gefangen [2]. Von 1977-2017 erfolgten Exporte von Wissenschaftsmaterial und lebenden Wildfängen ausschließlich aus Mittelamerika, Insgesamt wurden 992 Tiere zur Ausfuhr bewilligt, fast alle von Honduras. Die meisten waren für die USA bestimmt. Im selben Zeitraum wurden weltweit 242 Nachzuchtiere grenzüberschreitend gehandelt. Die meisten davon stammten aus Südafrika [1]. HaltungEin erst in einem amerkanischen Zoo gehaltenes und später an ein Labor abgegebenes Wildfang-Männchen wurde etwa 54 Jahre alt [4]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 20 Zoos gehalten, vereinzelt auch im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste. 2017 wurde das bestehende Europäische Zuchtbuch, das damals 90 Tiere umfasste, zu einem Erhaltungszuchtprogramm (EEP) aufgewertet, das seit 2019 als "New Style EEP" geführt und von der Vallée des Singes in Romagne koordiniert wird. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für ein Paar mit Nachkommen ein Außengehege mit einer Grundfläche von 25 m² bei einer Höhe von 3 m sowie ein Innengehege von 15 m² bei einer Höhe von 3 m angeboten werden. Für jedes weitere Tier ist die Grundfläche außen und innen um je 2 m² zu erhöhen. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos hielten demgegenüber fest, dass diese Zahlen aufgrund theoretischer Überlegungen entstanden seien und empfahlen auf der Grundlage tiergärtnerischer Erfahrung für 5 Adulttiere außen nur 20 m² Fläche. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 5 Tiere ein Außen und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 10 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 2 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024 sind für bis zu 5 Tieren ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 20 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 2 m² Fläche zusätzlich erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDer Weißschulterkapuziner wurde 1758 von Carl von LINNÉ, als "Simia capucina" erstmals beschrieben. 1777 wurde er von dem aus Quedlinburg stammenden Naturforscher Johann Christian Polycarp ERXLEBEN als Typusart in die neue Gattung Cebus eingeordnet. Zeitweilig wurden fünf Unterarten differenziert. Die mittelamerikanische Form wurde 1903 von Michael Rogers Oldfield THOMAS vom Naturhistorischen Museum London als "Cebus imitator" beschrieben, danach als Unterart von capucinus angesehen und erst 2012 aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen wieder als eigene Art postuliert. Über dieses Art-Splitting kann man wohl streiten. Zumindest wurde es von CITES und den Ursprungsländern nicht nachvollzogen und "imitator" ist als auch in den europäischen Zoos seit etwa 70 Jahren inexistent [1; 5; 6]. |
Literatur und Internetquellen
- CITES TRADE DATA BASE
- MITTERMEIER, R.A. et al. (2020). Cebus capucinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T81257277A17938441. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T81257277A17938441.en. Downloaded on 17 December 2020.
- SCHRÖPEL, M. (2010)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)