Gelbbrustkapuziner (Cebus xanthosternos) in der Vallée des Singes, Romagne
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Kapuzineraffen (Cebidae)
Unterfamilie: Kapuziner (Cebinae)
Gelbbrust-Kapuziner
Cebus (= Sapajus) xanthosternos • The Yellow-breasted Capuchin • Le capucin à poitrine jaune
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Für den vom Aussterben bedrohten Gelbbrustkapuziner haben Regierungsstellen und Institutionen in Brasilien zusammen mit europäischen Zoos ein Schutzprogramm aufgegleist, das sowhl ex situ-Erhaltungszucht als auch Maßnahmen im Freiland umfasst. Die Zahl der Haltungen in Europa ist noch nicht sehr groß, wächst aber ständig, teilweise zu Lasten anderer, nicht-gefährdeter Haubenkapuzîner Körperbau und KörperfunktionenCharakteristisch für den Gelbbrustkapuziner ist das hell- bis goldgelbe Fell an Brust, Bauch und Oberarmen. Das nur sehr spärlich behaarte Gesicht ist rosa bis gelbbraun oder gräulich. Die zumindest bei Männchen wenig ausgeprägte Haube auf dem Kopf ist braunschwarz bis schwarz. Es ist ein dunkler Bart vorhanden. Das Fell der Körperoberseite ist braun, Beine und Schwanz sind schwarzbraun bis schwarz [7; 9]. VerbreitungTropisches Südamerika: Brasilien, laut Roter Liste in den Bundesstaaten Bahía und eventuell Minas Gerais [3]. 2019 wurde eine Population entdeckt, die 100 km südlich des bisher bekannten Areals im Bundesstaat Minas Gerais liegt [11]. Lebensraum und LebensweiseGelbbrustkapuziner besiedeln Tiefland-Regenwälder und submontane Wälder der Mâta Atlantica und im Westen ihres Artareals auch trockene, teilweise laubabwerfende Wälder. Ansonsten kann auf Cebus apella verwiesen werden [3]. Gefährdung und SchutzDer Gelbbrustkapuziner gilt seit 1996, letztmals überprüft 2020 als durch Lebensraumverlust und nicht nachhaltige Bejagung stark von der Ausrottung bedroht (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED). Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckte sich ursprünglich über große Teile des brasilianischen Bundesstaates Bahía. Durch Viehzucht und Kahlschlag ist jedoch der Wald so weit verschwunden, dass die Art nur noch im Süden Bahías anzutreffen ist. Die weniger als 2'500 überlebenden erwachsenen Tiere verpaaren sich zunehmend mit Kapuzineraffen anderer Arten. Diese genetische Vermischung gefährdet den Weiterbestand der Art. Der Gelbbrustkapuziner gehört daher heute zu den 25 bedrohtesten Primatenarten der Welt [3; 6]. Der Internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Zoogestütztes Artenschutzprojekt:
Bedeutung für den MenschenGelbbrustkapuziner stehen unter erheblichem Jagddruck und werden illegal als Heimtiere gefangen [3]. Von 1977-2017 registrierte Brasilien keine Ausfuhren von Wildfängen oder von Teilen und Erzeugnissen davon. Weltweit wurde in diesem Zeitraum die grenzüberschreitende Abgabe von nur 15 Nachzuchttieren aus der Schweiz und Brasilien gemeldet [1]. HaltungDie beiden nach WEIGL ältesten bekannten Gelbbrustkapuziner wurden am Primatenzentrum in Rio de Janeiro gehalten und waren im Alter von 20 Jahren und 10 Monaten noch am Leben [8]. Die ältesten Tiere, die in 2020 in europäischen Zoos gehalten wurden, waren 34 und 35 Jahre alt [11]. Es ist davon auszugehen, dass das mögliche Höchstalter bei über 40 Jahren liegt. Haltung in europäischen Zoos: Bereits 1868 erhielt der Londoner Zoo den ersten Gelbbrustkapuziner. Heute wird die Art wird in rund 35 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) besteht seit 2000. Es wird vom Zoo Mülhausen im Elsass koordiniert. 2020 wurden 233 Tiere in 31 europäischen und 72 weitere in 7 südamerikanischen Institutionen gehalten. In Europa sind beinahe zwei Drittel der gehaltenen Tiere Männchen. Seit einigen Jahren die Zahl der Geburten beschränkt, um ein zu starkes Anwachsen der Population zu vermeiden [11]. Wie Gelbbrustkapuziner gehalten werden (Beispiel): Forschung im Zoo: Gelbbrustkapuziner sind gelegentlich Gegenstand von Forschungsarbeiten mit dem Ziel, unser Grundlagenwissen zu erweitern oder die Haltung zu optimieren. Solche Arbeiten wurden z.B. am Kölner Zoo [2; 5] oder am Zoo von São Paulo [4] durchgeführt. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für ein Paar mit Nachkommen ein Außengehege mit einer Grundfläche von 25 m² bei einer Höhe von 3 m sowie ein Innengehege von 15 m² bei einer Höhe von 3 m angeboten werden. Für jedes weitere Tier ist die Grundfläche außen und innen um je 2 m² zu erhöhen. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos hielten demgegenüber fest, dass diese Zahlen aufgrund theoretischer Überlegungen entstanden seien und empfahlen auf der Grundlage tiergärtnerischer Erfahrung für 5 Adulttiere außen nur 20 m² Fläche. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 5 Tiere ein Außen und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 10 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 2 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind für bis zu 5 Tieren m² ein Außen und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 20 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 2 m² Fläche zusätzlich erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDer Gelbbrustkapuziner wurde 1826 von Maximilian Alexander Philipp Prinz zu WIED-NEUWIED, der Brasilien bereist hatte, als Cebus xanthosternos erstmals beschrieben. Lange wurde er als Unterart von Cebus apella angesehen. Auf der Grundlage molekulargenetischer Untersuchungen aus den Jahren 2010 und 2012 wurde er, ebenso wie verschiedene andere Unterarten, wieder zu einer eigenen, monotypischen Art aufgewertet. Vor wenigen Jahren wurden die Gehaubten Kapuziner zu einer eigenen Gattung erhoben und dazu der von Robert KERR 1792 aufgestellte Gattungsname Sapajus ausgegraben [5; 6; 9; 10]. |
Literatur und Internetquellen
- CITES TRADE DATA BASE
- EFFERTZ, H. (2011)
- KIERULFF, M.C.M., MENDES, S.L. & RYLANDS, A.B. (2020). Sapajus xanthosternos. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T4074A70615593. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T4074A70615593.en . Downloaded on 17 December 2020.
- JALLES-FILHO, E. & GRASSETTO TEIXEIRA DA CUNHA, R. (2008)
- KULISCH, M. (2013)
- LERNOULD, J.-M., KIERULF, M.C.M. & CANALE, G. (2012)
- SCHRÖPEL, M. (2010)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- MONTJARDET, L. & QUINTARD, B. (2020). International Studbook. Zoo Mulhouse.