Schnurrbarttamarin (Saguinus mystax) im Zoo Prag
© Wolfgang Dreier, Berlin
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Krallenaffen (Callitrichidae)
Schnurrbarttamarin
Saguinus mystax • The Moustached Tamarin • Le tamarin à moustaches
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Schnurrbarttamarin ist ein nicht-gefährdeter Krallenaffe aus dem Amazonas-Regenwald. In europäischen Zoo ist er nur selten anzutreffen, weil sich die Zoos auf den nahe mit ihm verwandten Kaiserschnurrbarttamarin konzentrieren. Der ist zwar auch nicht gefährdet, ist aber wegen seines auffälligen Schnauzbarts beim Publikum sehr populär und eignet sich daher besser als Botschafter für die Erhaltung Regenwalds. Körperbau und KörperfunktionenSchnurrbarttamarine haben eine Kopf-Rumpflänge von rund 24-25 cm und eine Schwanzlänge von etwa 38-39 cm. Das Gewicht liegt zwischen 500-600(-630) g. Auffällig ist die weiße Nasen- und Schnauzenpartie mit etwas verlängertem Schnurrbart. Der Rest des Gesichts ist schwarz mit hellen Augenringen. Oberkopf, Hals, Brust und Vorderextremitäten sind schwarz, die Körperoberseite ist schwarz-gelb-braun-grau marmoriert, die Unterseite schwarzbraun, der Schwanz schwarz. Die Unterart pileatus weicht farblich ab [1; 6]. VerbreitungTropisches Südamerika: Brasilien (Bundesstaaten Amazonas, Acre), Peru [3]. Lebensraum und LebensweiseSchnurrbarttamarine besiedeln vorzugsweise Tieflandregenwald, der nicht periodisch überschwemmt wird. Sie kommen auch in beeinträchtigten Wäldern in Siedlungsnähe vor. Sie sind tagaktiv, leben in Gruppen von 5 (2-16) Individuen, die mehrere erwachsene Männchen und Weibchen umfassen können, und streifen oft in Gesellschaft von Braunrückentamarinen umher, wobei sie sich meist höher im Geäst aufhalten. Nachts suchen die beiden Arten getrennte Schlafplätze auf. Die Schnurrbarttamarine verwenden viel Zeit auf die Jagd nach Insekten, Fröschchen und kleinen Echsen. Sie fressen aber auch Feigen und andere Früchte, Samen und Baumsaft. Sie markieren ihr Streifgebiet mittels ihrer Duftdrüsen und mit Urin, den sie in die Hände pinkeln [1; 4; 6]. In ihrem Ursprungsgebiet bringt das dominante Weibchen der Gruppe seine in der Regel 2 Jungen außerhalb der Trockenzeit, am häufigsten von November-Februar zur Welt. Es gibt normalerweise nur eine Geburt pro Jahr. Empfängnisbereite Weibchen haben eine gerötete und geschwollene Vulva, vergrößerte Zitzen und eine Vergrößerung und erhöhte Aktivität der oberhalb des Schambeins gelegenen Duftdrüse [6]. Gefährdung und SchutzTrotz tendenziell abnehmender Bestände gilt der Schnurrbarttamarin seit 1996, letztmals überprüft 2015, als nicht-gefährdete Tierart (Rote Liste: LEAST CONCERN), weil er eine relativ weit verbreitet und immer noch häufig ist [3]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenSchnurrbarttamarine spielen eine gewisse Rolle als Heimtiere und als Versuchstiere in der biomedizinischen Forschung sowie gebietsweise für die Subsistenzjagd [3]. Von 1977-2019 wurden, von Peru 2732 lebende Wildfänge zur Ausfuhr bewilligt, letztmals im Jahr 2012. Im selben Zeitraum wurden weltweit 159 Nachzuchttiere international abgegeben [2]. HaltungWEIGL gibt als bekanntes Höchstalter 20 Jahre für ein in amerikanischen Zoos geborenes und gehaltenes Weibchen an [5]. In Peru wurden während mehreren Jahren Schnurrbarttamarine in einer 292 m³ großen Voliere gemeinsam mit Schwarzstirntamarinen (Leontocebus nigrifrons) gehalten und gezüchtet [4]. Nach den "Best practice"-Leitlinien der EAZA soll Tamarinen tagsüber ein Gesamtvolumen (innen / außen) von 32.5 m³ (3+10 m² / 2.5 m hoch) zur Verfügung stehen, wobei das Gehege unterteilbar sein soll [1]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in nur ganz wenigen Zoos in Tschechien gehalten. Für Details siehe Zootierliste. Es gibt in Europa weder ein Zuchtbuch noch ein Zuchtprogramm für diese Art. Mindestanforderungen an Gehege: Die auf dem Tierart-Datenblatt für den Rotbauchtamarin gemachten Angaben zum Säugetiergutachten 2014 des BMEL und zur Stellungnahme der Tierschutzsachverständigen der Zoos gelten auch für diese Art. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Innengehege mit einer Fläche von 3 m² und 2 m Höhe vor. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 0.5 m² zu ergänzen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen. Dazu ist ein Innengehege mit einer Fläche von 10 m² und einer Höhe von 2.5 m erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDer Schnurrbarttamarin wurde 1823 von dem Naturwissenschaftler Johann Baptist Ritter von SPIX, der im Auftrag des Königs von Bayern Brasilien bereist hatte, als "Midas mystax" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später wurde er in die vom deutschen Naturforscher Johann Centurius HOFFMANNSEGG 1807 aufgestellte Gattung Saguinus überführt. Es werden drei Unterarten, S. m. mystax, S. m. pluto und S. m. pileatus anerkannt, wobei letztgenannte zeitweilig als eigene Art angesehen wurde [4; 6; 7]. |
Literatur und Internetquellen
- CARROLL, B. (ed., 2002) / BARRÃO RUIVO, E. (ed. 2010)
- CITES TRADE DATA BASE
- HEYMANN, E. W., MITTERMEIER, R.A. & RYLANDS, A.B. (2018). Saguinus mystax. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T41526A17932444. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T41526A17932444.en . Downloaded on 23 March 2021.
- SCHRÖPEL, M. (2010)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- ZIEGLER, T. (2002)