Silberäffchen (Callithrix argentata) im Tierpark Berlin
© Tierpark Berlin
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Krallenaffen (Callitrichidae)
Silberäffchen
Mico argentatus • The Silvery Marmoset • L'ouistiti argenté
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Das selbst nicht gefährdete Silberäffchen ist eine auffällig gefärbte und ansprechende Tierart, die einen guten Botschafter für den immer mehr unter Druck geratenden Amazonas-Regenwald Brasiliens abgibt. Seine Haltung wird durch ein Europäisches Zuchtbuch gefördert. In Zoos ist es in mittlerer Häufigkeit zu sehen. Körperbau und KörperfunktionenSilberäffchen haben eine Kopf-Rumpflänge von 20-22 (18-28) cm und eine Schwanzlänge von etwa 32 (26-38) cm. Das Gewicht beträgt ungefähr 355 (320-406) g. Wie bei anderen Marmosetten sind die Eck- und Schneidezähne des Unterkiefers gleich lang und sind mit Ausnahme der Großzehe, die einen Plattnagel aufweist, alle Finger und Zehen bekrallt. Silberäffchen haben eine außerordentliche Körperfärbung. Der Körper ist silbrig-weiß mit einem grauen Anflug am Rücken. Der Schwanz ist immer schwarz gefärbt. Am prägnantesten sind die fleischfarbene Gesichtshaut und die nackten Ohren, die die kleinen Affen wie Kobolde erscheinen lässt. Jungtiere sind dunkler gefärbt als die Erwachsenen und haben dunkle Augenbrauen [4; 6]. VerbreitungTropisches Südamerika: Nordbrasilien, südlich des Amazonas (Bundesstaat Pará) [3]. Lebensraum und LebensweiseSilberäffchen besiedeln primären Regenwald und Sekundärwälder sowie Baumsavannen auf weißem Sand ("varillales") des Amazonas-Tieflands. Sie ernähren sich vor allem von kleinen Früchten, ferner Nektar (vor allem von dem Baum Symphonia globulifera), Wirbellosen, kleinen Wirbeltieren, Eiern und saisonal von Baumexsudaten, namentlich von Tapirira guianensis, einem Sumachgewächs. Um an den Baumsaft zu kommen, werden die Eck- und Schneidezähne des Unterkiefers wie ein Schabeisen zum Entfernen der Rinde eingesetzt. Aus den entstehenden Wunden rinnt der Saft, der begierig aufgenommen wird. Im Zoo wird der Baumsaft durch Gummi arabicum ersetzt. Silberäffchen leben in Gruppen von bis zu 11 Tieren, worunter sich meist 2-3 geschlechtsreife Männchen und 1-2 Weibchen befinden. Die Gruppen haben relativ kleine Streifgebiete von etwa 4-24 ha. Die Tiere sind tagaktiv, ziehen kurz nach Sonnenaufgang los und kehren zwischen 16-18 h zu ihren Schlafplätzen zurück, die sich im dichten Geäst, Lianengewirr oder Höhlen hoher Bäumebefinden [1; 3; 4; 6]. Meist pflanzt sich in einer Gruppe nur das α-Weibchen fort, bei den übrigen wird der Eisprung unterdrückt. Nach einer Tragzeit von etwa 140-150 Tagen bringt es in der Regel Zwillinge zur Welt. Der Vater und die anderen Gruppenmitglieder beteiligen sich intensiv an der Aufzucht der Jungen und übergeben sie der Mutter nur zum Säugen [4; 6]. Gefährdung und SchutzObwohl auch das Silberäffchen Lebensraum durch Abholzungen verloren hat, insbesondere entlang der Transamazônica und der Santarém-Cuiabá-Autobahn, gehört es gemäß einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht zu den gefährdeten Arten, da es relativ weit verbreitet und anpassungsfähig ist (Rote Liste: LEAST CONCERN). So kann es auch in Sekundärwäldern und Waldfragmenten überleben. In drei Gebieten mit bereits fragmentiertem Lebensraum wurden 9.3, 12.6 und 101.1 Individuen / km² ermittelt [3]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenDas Silberäffchen wird nicht bejagt, sondern in Brasilien nur in begrenztem Umfang für den lokalen Heimtierhandel gefangen [3]. Von 1977-2017 bewilligte Brasilien lediglich 5 tote und 2 lebende Wildfänge zur Ausfuhr. Im selben Zeitraum wurden weltweit 239 Nachzuchttiere international abgegeben, wichtigstes Ausfuhrland war Großbritannien, gefolgt von Südafrika und Jersey [2]. HaltungDas nach WEIGL älteste bekannte Silberäffchen wurde im Jersey Zoo geboren und starb dort im Alter von 16 Jahren und 6 Monaten [5]. Nach den "Best practice"-Leitlinien der EAZA soll Silberäffchen tagsüber ein Gesamtvolumen (innen / außen) von 32.5 m³ (3+10 m² / 2.5 m hoch) zur Verfügung stehen, wobei das Gehege unterteilbar sein soll [1]. Silberäffchen werden gelegentlich mit anderen Krallenaffen (z. B. Leontopithecus chrysomelas) vergesellschaftet [1]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 45 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Fünftel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Es gab ein Europäisches Zuchtbuch, das 2019 in ein "New Style EEP" umgwandelt wurde, das vom Twycross Zoo koordiniert wird. Mindestanforderungen an Gehege: Die auf dem Tierart-Datenblatt für das Weißbüscheläffchen gemachten Angaben zum Säugetiergutachten 2014 des BMEL, zur Stellungnahme der Tierschutzsachverständigen der Zoos und zu den EAZA-Haltungsrichtlinien [1] gelten auch für diese Art. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Innengehege mit einer Fläche von 3 m² und 2 m Höhe vor. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 0.5 m² zu ergänzen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen. Dazu ist ein Innengehege mit einer Fläche von 10 m² und einer Höhe von 2.5 m erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDas Silberäffchen wurde 1771 von Carl von LINNÉ als "Simia argentata" erstmals beschrieben. Später kam es in die 1777 von ERXLEBEN aufgestellte Gattung Callithrix bzw. die vom französischen Naturforscher René Primevère LESSON begründete Gattung Mico. Früher wurden die Formen melanura und leucippe als Unterarten von Callithrix argentata angesehen, heute gelten sie als selbständige Arten und damit als monotypisch. Die Gattung Callithrix im weiteren Sinn umfasst aktuell 22 Arten, davon entfallen 14 Arten auf Mico, die teils als Untergattung, teils als selbständige Gattung angesehen wird [3; 4; 6; 7]. |
Literatur und Internetquellen
- CARROLL, B. (ed., 2002) / BARRÃO RUIVO, E. (ed. 2010)
- CITES TRADE DATA BASE
- RYLANDS, A.B. & SILVA Jr, J. (2018). Mico argentatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T41520A17932745. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T41520A17932745.en. Downloaded on 17 December 2020.
- SCHRÖPEL, M. (2010)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)