Schwarzbüscheläffchen (Callithrix penicillata) im Alten Zoo Posen
© Wolfgang Dreier, Berlin
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Krallenaffen (Callitrichidae)
Schwarzbüscheläffchen
Callithrix penicillata • The Black-tufted Marmoset • L'ouistiti à pinceaux noirs
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Das Schwarzbüschel- oder Schwarzpinseläffchen ist eine ansprechende Tierart und daher im Prinzip ein guter Botschafter für den bedrohten Atlantischen Tropenwald Brasiliens. Es ist allerdings selbst nicht gefährdet, weshalb es auch keine explizite Förderung durch die EAZA gibt. Da die Art aber früher häufig im Handel war, ist sie in Zoos noch nicht allzu selten. Körperbau und KörperfunktionenSchwarzbüscheläffchen haben eine Kopf-Rumpflänge von 20-23 cm und eine Schwanzlänge von 29-33 cm. Das Gewicht beträgt ungefähr 180-225 g, wobei die Männchen etwas schwerer sind als die Weibchen. Die Tiere sind den Weißbüscheläffchen sehr ähnlich, haben wie jene einen weißen Stirnfleck, jedoch dunkelbraun bis schwarz gefärbte, nach unten gerichtete Ohrpinsel. Kopf und Hals sind schwarzbraun, der Körper ist grau meliert mit Querstreifen auf dem Rücken, der Schwanz ist geringelt [2; 6]. VerbreitungTropisches Südamerika: Brasilien in den Bundesstaaten Tocantins, Mato Grosso do Sul, São Paulo, Bahia, Minas Gerais, Goiás, Piauí, Maranhão, sowie Brasilia D. F., angesiedelt in Espírito Santo, Paraná, Santa Catarina, Rio de Janeiro [1]. Lebensraum und LebensweiseSchwarzbüscheläffchen besiedeln hauptsächlich Cerrado-Trockenwälder, kommen aber auch im Atlantischen Regenwald und im Caatinga-Dornbusch vor. Sie ernähren sich von Früchten, Blüten, Nektar, Wirbellosen, Baumfröschen, kleinen Echsen und fangen sogar Vögel. Besonders wichtig sind Baumexsudate, insbesondere von dem Seifenbaum Tapirira guianensis, an die sie dank ihrer spezialisierten Zähne gelangen, mit denen sie Löcher in die Baumrinde nagen. Im Zoo werden diese Exsudate durch Gummi arabicum substituiert, um Durchfälle zu vermeiden. Sie leben in Gruppen von 5-6 (-13) Tieren, worunter sich mehrere geschlechtsreife Männchen und Weibchen befinden können. Die Gruppen haben Streifgebiete von 2.5-18.5 ha. Die Tiere sind tagaktiv und gehen hauptsächlich am frühen Morgen und am Nachmittag auf Nahrungssuche [1; 2; 4; 6]. Meist pflanzt sich in einer Gruppe nur das α-Weibchen fort, bei den übrigen wird der Eisprung unterdrückt. Nach einer Tragzeit von etwa 150 Tagen bringt es meist Zwillinge zur Welt. Der Vater und die anderen Gruppenmitglieder beteiligen sich intensiv an der Aufzucht der Jungen und übergeben sie der Mutter nur zum Säugen [4; 6]. Gefährdung und SchutzDas Schwarzbüscheläffchen ist seit 1996, letztmals überprüft 2015, als nicht-gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN). Es hat eine weite Verbreitung, kommt in unterschiedlichen Lebensräumen vor und wurde vielfach außerhalb seines natürlichen Areals angesiedelt [2]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenDas Schwarzbüscheläffchen wird in Brasilien nicht bejagt, aber in begrenztem Umfang für den nationalen Heimtierhandel gefangen [1]. Von 1977-2019 bewilligte Brasilien 4 lebende Wildfänge zur Ausfuhr (alle 1989). Im selben Zeitraum wurden weltweit 4'150 Nachzuchttiere international abgegeben, wichtigstes Ausfuhrland war Südafrika mit 3'822 Tieren gefolgt von Brasilien mit 278 [3]. HaltungWEIGL gibt als bekanntes Höchstalter 15 Jahre und 5 Monate für ein im Zoo von Guadalajara geborenes und gehaltenes Männchen an [7]. In Dresden wurden Schwarzbüscheläffchen mit Goldagutis, in Gettorf mit Rothandtamarinen sowie mit Rotkehl-Nachtaffen vergesellschaftet, letzteres mit unterschiedlichem Erfolg [9]. Gemeinschaftshaltung mit Weißbüscheläffchen in gemischtgeschlechtlichen Gruppen sollten wegen der Gefahr der Bastardierung vermieden werden Nach den "Best practice"-Leitlinien der EAZA soll Schwarzbüscheläffchen tagsüber ein Gesamtvolumen (innen / außen) von 32.5 m³ (3+10 m² / 2.5 m hoch) zur Verfügung stehen, wobei das Gehege unterteilbar sein soll [1]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art war früher häufiger und wird jetzt noch in rund zwei Dutzend Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm, das vom Paradise Wildlife Park als "New Style-EEP" koordiniert wird. Mindestanforderungen an Gehege: Die auf dem Tierart-Datenblatt für das Weißbüscheläffchen gemachten Angaben zum <Säugetiergutachten 2014 des BMEL und zur Stellungnahme der Tierschutzsachverständigen der Zoos gelten auch für diese Art. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Innengehege mit einer Fläche von 3 m² und 2 m Höhe vor. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 0.5 m² zu ergänzen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen. Dazu ist ein Innengehege mit einer Fläche von 10 m² und einer Höhe von 2.5 m erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDas Schwarzbüscheläffchen wurde 1812 von Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, dem Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris, unter dem Namen "Jacchus penicillatus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später kam es in die bereits 1777 von ERXLEBEN aufgestellte Gattung Callithrix. Manche Autoren anerkennen zwei Unterarten, im HANDBOOK wird es als monotypisch dargestellt. Früher wurden die Formen aurita, flaviceps, geoffroyi und penicillata als Unterarten von jacchus angesehen, heute gelten sie als selbständige Arten, obwohl sie in den Grenzgebieten miteinander hybridisieren. Die Gattung umfasst aktuell 22 Arten und wird in vier Untergattungen (Calibella, Callithrix, Cebuella und Mico) unterteilt, die bisweilen als selbständige Gattungen angesehen werden [4; 6; 7]. |
Literatur und Internetquellen
- BICCA-MARQUES, J., JERUSALINSKY, L., MITTERMEIER, R.A.et al. (2018). Callithrix penicillata. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T41519A17935797. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T41519A17935797.en. Downloaded on 23 March 2021.
- CARROLL, B. (ed., 2002) / BARRÃO RUIVO, E. (ed. 2010)
- CITES TRADE DATA BASE
- SCHRÖPEL, M. (2010)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- ZIEGLER, T. (2002)