L'Hoest-Meerkatze (Cercopithecus lhoesti) im Zoo Breslau
© Klaus Rudloff, Berlin
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhini)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Backentaschenaffen (Cercopithecinae)
Tribus: Meerkatzenartige (Cercopithecini)
Östliche Vollbartmeerkatze
Cercopithecus = Allochrocebus lhoesti • The L'Hoest's Monkey • Le cercopithèque de l'Hœst
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
Weitere Bilder auf BioLib.cz |
Die Östliche Vollbartmeerkatze ist eine gefährdete Art aus dem östlichen Zentralafrika für die es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm gibt. Trotzdem ist die Art in Zoos nicht sehr weit verbreitet. Am besten vertreten ist sie in Frankreich. Körperbau und KörperfunktionenDie Männchen der Östlichen Vollbartmeerkatzen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 54-70 cm, eine Schwanzlänge von 50-76 cm und ein Körpergewicht von 6-10 kg. Bei den kleineren Weibchen beträgt die Kopf-Rumpflänge 45-55 cm, die Schwanzlänge 46-67 cm und das Gewicht 3-4.5 kg. Der Name "Vollbartmeerkatze" bezieht sich auf den dichten, weißen bis weißgrauen Backenbart, der mit dem ebenso dichten, dunkelgrauen bis schwarzen umgebenden Fell und dem dunkel rötlichbraunen Rücken kontrastiert. Der Dunkelgraue Schwanz wird meistens so getragen, dass die Spitze Richtung Kopf zeigt. Die Iris ist orangefarben [1; 2; 6]. VerbreitungZentralafrika: Burundi, Östliche DR Kongo, Ruanda, Uganda [4; 6]. Lebensraum und LebensweiseDie Östliche Vollbartmeerkatze besiedelt Feucht- und Trockenwälder des Tieflands, der submontanen und montanen Stufe in Höhenlagen von 1'000 bis 2'900 m. Die Tiere bilden aus einem erwachsenen Männchen, erwachsenen Weibchen und deren Nachkommen zusammengesetzte Gruppen von meisten 10-17, gelegentlich auch mehr Individuen, die sich über weite Strecken am Boden fortbewegen und ihre Nahrung vorzugsweise in den unteren Lagen der Baumkronen suchen. Sie sind Allesfresser, die sich von Kräutern, jungen Blättern, Pilzen, Früchten, Sämereien, Blüten, Baumsäften, Flechten, Vogeleiern, Wirbellosen und kleinen Wirbeltieren ernähren. Sie bedienen sich auch mal an landwirtschaftlichen Kulturen und Gärten, was zu Konflikten mit der lokalen Bevölkerung führt. Ihr hauptsächlicher Fressfeind ist der Leopard. [4; 6]. Nach einer Tragzeit von etwa 5 Monaten werfen die Weibchen im Abstand von 2 Jahren in der Regel ein einzelnes, braun gefärbtes Junges. Dieses nimmt die Erwachsenenfärbung mit 2-3 Monaten Jahr und wird mit etwa einem Jahr entwöhnt. Die Geburten fallen hauptsächlich auf November-April. Weibchen werden mit 3-4 Jahren geschlechtsreif [1; 6]. Gefährdung und SchutzDie Bestände haben in den letzten Jahrzehnten abgenommen und schwinden weiter. Seit 2008, letztmals überprüft 2016, wird die Art deshalb als gefährdet beurteilt (Rote Liste: VULNERABLE). In Anbetracht des starken Wachstums der menschlichen Bevölkerung, zunehmender Bergbauaktivitäten und grenzüberscheitender kriegerischer Handlungen durch Rebellenorganisationen dürfte sich die Situation weiter verschlechtern [4]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenÖstliche Vollbartmeerkatzen werden zur Gewinnung von Fleisch gejagt bzw. mit Schlingen gefangen [4]. Von 2001 bis 2019 wurden 73 lebende Wildfänge von der Demokratischen Republik Kongo und angeblich weitere 12 von Guinea (könnte sich um C. preussi handeln) zur Ausfuhr genehmigt. Im selben Zeitraum wurden weltweit 19 Nachzuchttiere grenzüberschreitend abgegeben [3]. HaltungDie mutmaßliche Welterstzucht gelang 1957 in der Ménagerie des Jardin des Plantes zu Paris. WEIGL gibt als bekanntes Höchstalter 24 Jahre und 1 Monat für ein in Japan gehaltenes Tier an [5]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in weniger als 20 Zoos gehalten, in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es keine mehr, das letzte Exemplar befand sich bis 2020 im Tierpark Aschersleben. Die mutmaßlich Welterstzucht in einem Zoo glückte 1957 der Ménagerie im Jardin des Plantes zu Paris. Im Zoo Mülhausen im Elsass wird die Art regelmäßig nachgezogen. Für Details siehe Zootierliste. Es besteht ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm, das vom Edinburgh Zoo als "New Style EEP" koordiniert wird. Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von bis zu 5 erwachsenen Tieren ein Außen- und ein Innengehege von je 33 m² bei 3 m Höhe gefordert und für jedes zusätzliche Adulttier jeweils 3 m² Fläche mehr. Dies ist eine Erhöhung des Raumangebots um mehr als das Doppelte gegenüber dem Gutachten’96, die wissenschaftlich nicht begründet ist. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos hielten eine Erhöhung des Platzangebots ebenfalls für angebracht schlugen aber im Differenzprotokoll vor, dass für 5 Tiere außen 30 m² und innen 20 m² bei jeweils 2 m Höhe angeboten werden sollten. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 02.06.2024) schreibt für 5 Meerkatzen ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 15 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 3 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen und es sind für 5 Adulttiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 30 m² bei 3 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier sind die Flächen um 3 m² zu erweitern. Taxonomie und NomenklaturDie Östliche Vollbartmeerkatze wurde 1899 vom englischen Juristen und Naturforscher Philip L. SCLATER, als Cercopithecus l'hoesti erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der Apostroph in l'hoesti wurde später durch einen Beschluss der Internationalen Nomenklaturkommission unterdrückt, was aber etwas umstritten ist. Der Name Allochrocebus wurde 1913 von dem amerikanischen Zoologen Daniel Giraud ELLIOT als Untergattung eingeführt und wird gegenwärtig als Gattungsname für die drei Vollbart-Meerkatzenarten verwendet. Es werden keine Unterarten anerkannt [6]. |
Literatur und Internetquellen
- ANIMAL DIVERSITY WEB
- BERGER, G. & TYLINEK, E. (1984)
- CITES TRADE DATA BASE
- UKIZINTAMBARA, T., OLUPOT, W. & HART, J. (2019). Allochrocebus lhoesti. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T4220A92345122. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-3.RLTS.T4220A92345122.en. Downloaded on 27 February 2021.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)