Ringelrobbe (Pusa hispida) im Océanopolis Brest
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia) bzw. Robben (Pinnipedia)
Familie: Hundsrobben (Phocidae)
Ringelrobbe
Pusa hispida • The Ringed Seal • Le phoque annelé
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Ringelrobbe ist eine kleine Hundsrobbe, die als europäische Art, Ostseebewohner und gelegentlicher Gast an deutschen Küsten für Zoos potenziell von Interesse wäre, die sich aber neben dem populären Seehund nie etablieren konnte und stets eine Ausnahmeerscheinung in unseren Zoos blieb. Körperbau und KörperfunktionenDie Ringelrobbe ist die kleinste arktische Robbe: Die Tiere erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 104-160 cm und ein Gewicht von 50-90 (32-140) kg. Rüden sind nur wenig größer als Fähen. Die Tiere haben eine kurze Schnauze mit schmalen Eckzähnen. Das Fell ist auf dem Rücken dunkel braunschwarz bis silbrig olivgrau mit hellen, ovalen Ringen. Jungtiere messen bei der Geburt 60-65 cm und sind 4.5-5.5 kg schwer. Ihr Fell ist aschgrau, bei Ostsee-Ringelrobbben cremeweiß. Siewechseln die Lanugo nach 6-8 Wochen und haben dann ein meist ungeflecktes, unten silbriges, oben dunkelgraues Jugendkleid [1; 6]. VerbreitungNordpolarmeer, Nordatlantik und Nordpazifik: Estland, Finnland, Grönland, Japan, Kanada, Lettland, Norwegen mit Svalbard und Jan Mayen, Russland, Schweden, USA. Als Gastart in China, Dänemark, Deutschland, Färöer, Frankreich, Island, Litauen, Polen, Portugal, Großbritannien. Ferner Saimaasee (Finnland) und Ladogasee (Russland) [2]. Lebensraum und LebensweiseDie Ringelrobbe besiedelt hauptsächlich zirkumpolare Meere mit schwimmendem Eis, auf dem sie schlafen, ihre Jungen gebären und das Fell wechseln. In dem über dem Eis liegenden Schnee bauen sie kleine Höhlen zum Schutz gegen Kälte und für die Aufzucht der Welpen. Sie unterhalten auch mit den gut entwickelten Krallen ihrer Vorderflossen Atemlöcher im Eis. Ihre Ernährung ist vielseitig mit regional variierender Zusammensetzung. Es handelt sich hauptsächlich um kleinere Organismen von Zooplankton bis zu mittelgroßen Fischen [1; 2; 6]. Nach einer Tragzeit von 10.5-11 Monaten, einschließlich einer Keimruhe von bis zu 3.5 Monaten, wird meist im März-April ein einzelnes Jungtier geboren. Dieses wird 4-6 Wochen lang gesäugt. Rüden werden mit 5-8 Jahren, Fähen mit 4-6 Jahren geschlechtsreif. Die diversen Zahlenangaben variieren je nach Unterart alle etwas [1; 6]. Gefährdung und SchutzDie Ringelrobbe hat eine außerordentlich weite Verbreitung. Sie ist als Art häufig und gilt nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als weltweit nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN). Dies kann sich allerdings als Folge des Klimawandels ändern. Die Saimaasee-Ringelrobbe gilt mit einem auf 135-190 erwachsene Exemplare geschätzten Bestand als stark gefährdet und ihre Zukunft ist wegen der schmalen genetischen Basis ungewiss [2; 4]. Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Die Art fällt unter die Anhänge II (Unterarten botnica und saimensis) und V der FFH-Richtlinie (92/43/EWG). Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung, Jagd: Die Ringelrobbe wird heute im Wesentlichen zur Gewinnung von Fleisch, Tran und Fellen für den Bedarf der lokalen Bevölkerung bejagt. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gab es auch eine bedeutende kommerzielle Bejagung. Die Jagd auf Ostsee-, Ladogasee- und Saimaasee-Ringelrobben ist heute verboten [2]. HaltungDie publizierten Höchstalter liegen bei etwas über 14 Jahren [5]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird gegenwärtig (2024) nur in Russland sowie in je einer Einrichtung in Frankreich und in den Niederlanden gehalten. Für Details siehe Zootierliste. Die Vorgaben des Säugetiergutachtens 2014 des BMEL wurden von den Tierschutzsachverständigen des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ) im Rahmen des Differenzprotokolls mit der Begründung kritisiert, dass es für die im Gutachten festgelegten Zahlenwerte es weder eine wissenschaftliche Grundlage gibt, noch dass sie sich mit tierhalterischer Erfahrung begründen lassen. Für Details siehe sei auf das Datenblatt über die Baikalrobbe verwiesen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 80 m² und einer Tiefe von 2 m vor. Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 10 m² zu erhöhen. Ferner ist ein Landteil von 10 m² pro Robbe erforderlich. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) verlangt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 200 m² und einer Tiefe von 1.5 m, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 20 m zu erhöhen. Es ist ein Landteil erforderlich, der es allen Robben erlaubt, sich gleichzeitig am Land aufzuhalten, ferner müssen Absperrboxen vorhanden sein, deren Maße sich nach der Körpergröße der Art richtet. Taxonomie und NomenklaturDie Ringelrobbe wurde 1775 vom thüringischen Naturforscher Johann Christian Daniel von SCHREBER als "Phoca hispida" beschrieben. Der heute gültige Gattungsname Pusa geht auf den italienischen Arzt und Naturforscher Giovanni Antonio SCOPOLI und das Jahr 1771 zurück. Es werden 5 Unterarten anerkannt [6]:
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Literatur und Internetquellen
- GRIMMBERGER & RUDLOFF (2009)
- LOWRY, L. (2016). Pusa hispida. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T41672A45231341. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-1.RLTS.T41672A45231341.en . Downloaded on 15 June 2020.
- MEIJER, G. & JOUSTRA, T. (2009)
- SIPILÄ, T. (2016). Pusa hispida ssp. saimensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T41675A66991678. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-1.RLTS.T41675A66991678.en . Downloaded on 15 June 2020.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)