Atlantischer Seehund (Phoca vitulina vitulina) im Tierpark Dählhölzli Bern
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Klasse: Säugetiere (MAMMALIA)
Unterklasse: Höhere Säugetiere (EUTHERIA)
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: CARNIVORA
Taxon ohne Rang:
Robben
Pinnipedia • The Seals • Les pinnipèdes
- Artenspektrum und innere Systematik
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Robben sind stark ans Wasserleben angepasste, mittelgroße bis sehr große Säugetiere mit zu flossenähnlichen Gebilden umgestalteten Füßen und stromlinienförmigem Körper, bei denen aber wesentliche Teile ihrer Aktivitäten, insbesondere aus den Funktionskreisen des Ruhens und der Fortpflanzung, an Land stattfinden. Anders als bei Walen und Seekühen ist daher ihre Lebensweise als amphibisch zu bezeichnen. Artenspektrum und innere SystematikZu den Robben gehören 3 Familien: Die Ohrenrobben (Otariidae) mit 7 Gattungen und 15 noch lebenden Arten, die Hundsrobben (Phocidae) mit 13 oder 14 Gattungen und 18 Arten und die Walrosse (Odobenidae) mit nur einer Art. Von den insgesamt 34 Arten ist eine potenziell gefährdet, 3 sind gefährdet und 7 stark gefährdet. Zwei weitere Arten sind im 20. Jahrhundert ausgestorben: Die Karibische Mönchsrobbe (Neomonachus tropicalis) und der Japanische Seelöwe (Zalophus japonicus), beide in den 1950er-Jahren. Zwei der stark gefährdeten Arten, die Kaspische Ringelrobbe (Pusa caspica) und die Mittelmeer-Mönchsrobbe (Monachus monachus) leben in Europa [3; 10]. Körperbau und KörperfunktionenZwischen den verschiedenen Robbenarten und zum Teil auch den beiden Geschlechtern gibt es massive Größenunterschiede. Die Gesamtlänge variiert von 104-650 cm, das Gewicht von 32-3'600 kg. Das Skelett der Extremitäten ähnelt jenem der Landraubtiere, aber die oberen Teile sind stark verkürzt und in den Rumpf eingeschlossen, sodass fast nur die flossenartigen Hände und Füße sichtbar sind, das Darmbein (Ilium) und damit das Becken, ist reduziert. Die Schlüsselbeine (Clavicula) fehlen bei allen Arten. Der Schwanz ist bei allen Arten sehr kurz. Das Fell ist im Allgemeinen kurz und es ist eine dicke subkutane Fettschicht vorhanden, welche die Tiere vor Wärmeverlust schützt. Die Augen sind groß, die Nasenlöcher bilden einen schmalen, verschließbaren Spalt. Alle Robben ernähren sich von Fischen, Mollusken und Krebstieren seltener nehmen sie auch Seevögel und Säugetiere, wobei andere Robben und Pinguine beim Seeleoparden (Hydrurga leptonyx) gegen die Hälfte der Nahrung ausmachen können. Ihr aus 18-40 Zähnen bestehendes Gebiss ist raubtierartig, die Anzahl der Schneidezähne ist oft reduziert, bei Walrossen (mit Ausnahme der Jungtiere) feheln sie im Unterkiefer ganz, die Backenzähne haben spitze Kronen zum Festhalten der Beute. Der Magen ist einfach, Leber und Niere sind viellappig. Die Hoden der Bullen liegen unter der Haut und es ist ein Penisknochen vorhanden. Die Gebärmutter der Weibchen ist zweigeteilt (Uterus bipartitus), Scheide und Enddarm münden in eine gemeinsame Hauttasche. Paarung und Geburt finden an Land statt. Es wird in der Regel ein einzelnes Kalb vom Nestflüchtertyp geboren [2; 7; 11]. Die Gesamtlänge der Ohrenrobben liegt zwischen 150-350 cm, das Gewicht zwischen 34-1100 kg. Von den drei Familien sind sie an Land am mobilsten. Sie können ihre Hinterbeine, die nackte Fußsohlen haben, nach vorne drehen und so humpelnd laufen. Im Wasser erfolgt der Hauptantrieb durch die Vorderextremitäten. Vorder- und Hinterbeine haben je fünf Zehen. Vorne sind die Krallen verkümmert, hinten sind die erste und fünfte Zehe stark verlängert und krallenlos, die übrigen tragen Krallen. Das Gebiss besteht aus 34-40 Zähnen. Das Fell der Seebären (Arctocephalus, Callorhinus) besteht aus Grannenhaaren und dichter Unterwolle, die Seelöwen, d.h. die übrigen Gattungen, haben ein glatt anliegendes Haarkleid ohne Unterwolle. Der Geschlechtsdimorphismus ist bei allen Arten sehr ausgeprägt: Bullen sind sehr viel größer und schwerer als weibliche Tiere. Wie ihr Name sagt, haben die Ohrenrobben im Gegensatz zu den Vertretern der beiden anderen Familien kleine Ohrmuscheln. Die Nasenlöcher befinden sich auf der Nasenspitze. An Land bilden die Ohrenrobben große Kolonien [5; 11]. Zu den Seehunden gehören mit der Ringelrobbe (Pusa hispida) die kleinsten [2] und mit dem Südlichen See-Elefanten (Mirounga leonina) die größten aller Robben. Ihre Extremitäten sind noch mehr an das Wasserleben angepasst als bei den anderen Familien. Die Hinterbeine, deren Fußsohlen behaart sind, bilden mit dem Schwanz ein nach hinten gerichtetes Ruder, das im Wasser den Hauptantrieb übernimmt. Fortbewegung an Land durch Auf-dem-Bauch-robben. Augen sehr groß und vorstehend, Ohrmuscheln fehlen, die Nasenlöcher liegen subterminal. Es sind 30-34 Zähne vorhanden. Das Fell ist kurz und bei den meisten Arten glatt, das Jugendkleid kann länger und anders gefärbt sein („White coat“). Bei den meisten Arten gibt es keinen wesentlichen Geschlechtsdimorphismus. Die meisten Arten bilden an Land nur kleinere Trupps [5; 11]. Die Walrosse sind massige Tiere, bei denen die Bullen 300-375 cm lang und bis 1500 kg schwer werden, die Kühe etwa 250-340 cm lang und bis 800 kg schwer. Die Haut ist nackt, dick, faltig oder runzelig mit wenigen Tasthaaren. Die Extremitäten ähneln jenen der Ohrenrobben. Ohrmuscheln fehlen. Kräftiger Oberlippenbart aus steifen Borsten. Erwachsene haben nur 18 funktionale Zähne, wobei der obere Eckzahn als bis zu 75 cm lange Hauer ausgebildet ist und in jedem Kiefer nur 3 Vorbackenzähne und keine Backenzähne vorhanden sind. Die Nahrung besteht aus vom Boden aufgewühlten Meerestieren, namentlich Muscheln, Krebsen und Grundfischen. An Land bilden die Walrosse große Kolonien [2; 5; 7; 11]. VerbreitungRobben kommen in allen Welt-, Rand- und Nebenmeeren vor, Vertreter der Ringelrobben (Pusa sp.) auch im Ladoga- und im Baikalsee im Süßwasser. Haltung im ZooRobben gehören zu den attraktivsten und mit zu den biologisch interessantesten Säugetieren. Zumindest eine Art gehört daher zum Tierbestand der meisten größeren Zoos. In Europa gehalten wird allerdings nur etwa die Hälfte aller Robbenarten, und von diesen wiederum nur etwa die Hälfte regelmäßig und in größerer Zahl. Am häufigsten gezeigt werden – in je etwa 90-100 Haltungen - Seehund (Phoca vitulina) und Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), gefolgt von Kegelrobbe (Halichoerus grypus) und Patagonischem Seelöwen (Otaria flavescens) mit je rund 45-55 Haltungen [8; 12]. Taxonomie und NomenklaturCarl von LINNÉ betrachtete 1758 die Robben als zu den Raubtieren gehörend. Seine Epigonen teilten diese Ansicht nicht und werteten sie als eigene Ordnung. Erst in den 1860er Jahren wurden sie als Unterordnung Pinnipedia wieder zu den Raubtieren gestellt [9]. Diese Ansicht wurde mit Ausnahmen [6; 11] in später erschienenen Standardwerken [4; 5; 7; 8] geteilt. Um die Jahrtausendwende wurde „Pinnipedia“ als Unterordnung aufgegeben und die drei Robbenfamilien in die Unterordnung der hundeartigen Raubtiere Caniformia integriert [4; 5; 7; 8], was allerdings das HANDBOOK OF THE MAMMALS OF THE WORLD nicht daran hindert, sie getrennt von den Landraubtieren im Kontext anderer Meeressäugetiere zu präsentieren [10], so wie wir es hier unter Berücksichtigung tiergartenbiologischer Gegebenheiten auch tun. |
Literatur und Internetquellen
- BININDA-EMONDS, O. R. P., GITTLEMAN, J. L. & PURVIS, A. (1999)
- GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
- IUCN Red List of Threatened Species. Version 2022-2. Downloaded on 01 February 2023.
- HONACKI, J.H., KINMAN, K.E. & KOEPPL, J.W. (1982)
- KING, J. E. (1983)
- MACDONALD, D. W. (1984)
- PEDERSEN, A. & WENDT, H. (1970). In GRZIMEKs TIERLEBEN
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- SIMPSON, G. G. (1945)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- ZISWILER, V. (1976)
- ZOOTIERLISTE