Steller-Seelöwe

Steller-Seelöwenbulle (Eumetopias jubatus) im Dolfinarium Herderwijk
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia) bzw. Robben (Pinnipedia)
Familie: Ohrenrobben (Otariidae)

D NT 650

Steller-Seelöwe

Eumetopias jubatus • The Steller's Sea Lion• Le lion de mer de Steller

113 001 003 001 eumetopias jubatus harderwijk PD1Weiblicher Steller-Seelöwe (Eumetopias jubatus) im Dolfinarium Harderwijk © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

113 001 003 001 eumetopias jubatus mapApproximative Verbreitung des Steller-Seelöwen (Eumetopias jubatus)

 

 

 

113 001 003 001 eumetopias jubatus harderwijk PD3Weiblicher Steller-Seelöwe (Eumetopias jubatus) im Dolfinarium Harderwijk © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

113 001 003 001 eumetopias jubatus harderwijk wDreier1Steller-Seelöwe (Eumetopias jubatus), Bulle im Dolfinarium Harderwijk © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

 

113 001 003 001 eumetopias jubatus harderwijk KR1Weibliche Steller-Seelöwen (Eumetopias jubatus) im Dolfinarium Harderwijk © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

113 001 003 001 eumetopias jubatus broken islands PD1Steller-Seelöwen (Eumetopias jubatus) auf den Broken Islands, Kanada © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

113 001 003 001 eumetopias jubatus mitlenatch PD1Schlafende Steller-Seelöwen (Eumetopias jubatus) auf Mitlenatch Island, Kanada © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Als größte Ohrenrobbe wäre der im Freiland potenziell gefährdete Steller-Seelöwe an sich ein attraktives Zootier und eine gute Botschafterart für den Meeresschutz. Er wird in Europa aber nur ausnahmsweise gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Steller-Seelöwe ist die größte Ohrenrobbe. Wie die Mähnenrobbe zeigt einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus: Währenddem die Bullen 330-250 cm lang werden und ein Gewicht von 1'000(-1'120) kg erreichen können, werden die Weibchen nur 250-270 cm lang und etwa 270 kg schwer. Der Kopf ist massiv, die Ohren sind kurz und die Schnauze plump. Die Bullen haben eine ausgeprägte Mähne, ansonsten ist das Haarkleid sehr kurz. Die Farbe der Erwachsenen ist gelbbraun, wenn sie trocken sind, die der Jungtiere dunkelbraun [3; 5; 7].

Verbreitung

Nordpazifik mit Ochotskischem, Bering- und Beaufort-Meer: Kanada (Britisch-Kolumbien), Japan, Russland (Ostsibirien, Kamtschatka, Kurilen), USA (Alaska, Aleuten, Kalifornien, Oregon, Washington), gelegentlich Korea Dem, Korea Rep. [2].

Lebensraum und Lebensweise

Steller-Seelöwen haben ihre Paarungs- und Wurfplätze an der Küste oder vorgelagerten Inseln und schwimmen zur Nahrungssuche bis zum Rand des Kontinentalschelfs. Gelegentlich überqueren sie auch tiefere Meeresgebiete. Die Fortpflanzung fällt auf die Periode Mai-Juli, wobei die Bullen schon früher auf den Paarungs- und Wurfplätzen eintreffen, um sich ein Territorium zu sichern. Die Bullen fasten die ganze Zeit, bleiben jedoch stets in Nähe des Wassers und baden viel. Die Tragzeit dauert etwa 11 Monate, wovon 3 Monate auf eine Keimruhe fallen. Die Jungtiere kommen weit entwickelt und mit offenen Augen zur Welt, messen etwa 100 cm und sind 18-22 kg schwer. Die Weibchen bleiben etwa 7-10 Tage bei ihren Jungen an Land, verlassen sie dann jeweils für einen Tag, um im Meer auf Nahrungssuche zu gehen. Etwa 2 Wochen nach der Geburt werden sie wieder gedeckt. Mit etwa einem Jahr, bisweilen später, werden die Jungen entwöhnt. Geschlechtsreife wird mit 3-6 Jahren erreicht, die Bullen sind aber erst ab 9 Jahren in der Lage, ein Territorium zu halten [2; 7].

Steller-Seelöwen sind opportunistische Jäger, die u.a. Pollack (Pollachius pollachius), Pazifischen Kabeljau (Gadus macrocephalus), Pazifik-Lachse (Oncorhynchus spp.), Atka-Makrelen (Pleurogrammus monopterygius), Plattfische, Kopffüßer und andere Weichtiere sowie Krebstiere in Tiefen bis über 400 m fangen. Die mittlere Tauchtiefe liegt bei etwa 45 m. Adulte Bullen jagen auch junge Nördliche Seebären, Seekunde, Ringelrobben und möglicherweise Seeotter [2; 7].

Gefährdung und Schutz

Ab den 1970er Jahren nahm die westliche Population kontinuierlich ab und erreichte um 2000 ihren Tiefpunkt mit noch etwa 30% ihres ehemaligen Bestandes. Damals wurde die Art als stark gefährdet beurteilt. Seitdem ist es zu einer leichten Erholung der westlichen und einer starken Zunahme der östlichen Population gekommen, sodass die Art 2016 als potenziell gefährdet eingestuft wurde [2].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Steller-Seelöwen wurden seit Jahrtausenden von der indigenen Bevölerung im Rahmen der Subsistenzwirtschaft gejagt und stellten eine bedeutende Proteinquelle dar. Heute werden sie von ihr in sehr begrenztem Rahmen (in Alaska etwa 200 Tiere pro Jahr) auch für die Herstellung kunstgewerblicher Artikel gejagt. Im 19. Jahrhundert und bis ins 20. Jahrhundert hinein gab es eine kommerzielle Bejagung zwecks Gewinnung von Öl, Häuten und des als Heimtierfutter verwendeten Fleischs, oder die Bestände wurden dezimiert, weil sie eine Konkurrenz für die Fischerei darstellten [1; 2].

Haltung

Den publizierten Altersrekord in Menschenobhut hält ein Bulle, der als halbwüchsiges Tier der Natur entnommen wurde und im Ueno Zoo in Tokyo im Alter von 32 Jahren und 10 Monaten  starb [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa einem Dutzend  Zoos gehalten, mehrheitlich in Russland. Im deutschsprachigen Raum gibt es seit über 40 Jahren keine mehr. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt kein Europäisches Zuchtbuch oder Zuchtprogramm, es wurden jedoch von der EAZA Haltungsempfehlungen herausgegeben [4].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für 5 Ohren- bzw. Hundsrobben generell eine Beckenfläche von 200 m² und eine Kubatur von 400 m³ vor bei Wassertiefen, die sich jeweils an der Körperlänge der Tiere orientieren. Wie diese Zahlen zustande kamen, wurde nie begründet. Die Fläche liegt über der Empfehlung der EAZA Best Practice Guidelines und ein fixes Volumen ist sinnfrei, wenn die Wassertiefe auf die Körperlänge der Tiere abgestimmt werden soll. Zudem tragen einheitliche Beckendimensionen dem Umstand nicht Rechnung, dass es massive Größenunterschiede zwischen den einzelnen Arten gibt (mittleres Gewicht weibliche Südamerikanische Seebären 45 kg, Südliche See-Elefanten 700 kg). Eine Differenzierung ist deshalb angezeigt. Für Zucht- oder Weibchengruppe von Steller-Seelöwen ist die Vorgabe des Säugetiergutachtens angemessen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 150 m² und einer Tiefe von 3 m vor. Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 15 m² zu erhöhen. Für die Erhöhung um 50% bei der Beckenfläche und um 150% beim Volumen gegenüber einer früheren Fassung der Verordnung gibt es keine Begründung. Ferner ist ein Landteil von 15 m² pro Robbe erforderlich.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) verlangt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 300 m² und einer Tiefe von 3 m, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 30 m² zu erhöhen. Es ist ein Landteil erforderlich, der es allen Robben erlaubt, sich gleichzeitig am Land aufzuhalten, ferner müssen Absperrboxen vorhanden sein, deren Maße sich nach der Körpergröße der Art richten.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Steller-Seelöwe wurde im Jahr 1776 vom thüringischen Naturforscher Johann Christian Daniel von SCHREBER als "Phoca jubata" beschrieben. 1866 stellte ihn der amerikanische Zoologe Theodore Nicholas GILL als einzige Art in die neue Gattung Eumetopias. Traditionell wurden keine Unterarten anerkannt, erst 2014 akzeptierte das Taxonomie-Komitee der Gesellschaft für marine Säugetierkunde eine Aufteilung in zwei Unterarten: jubatus westlich des 144. Längengrads und monteriensis östlich davon [2; 7; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. CASS, V. L. (1985)
  2. GELATT, T. & SWEENEY, K. (2016). Eumetopias jubatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T8239A45225749. http://www.iucnredlist.org/details/8239/0. Downloaded on 17 April 2018.
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. MEIJER, G. (2008)
  5. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)