Springender Schwertwal (Orcinus orca) in der Sea World San Diego
© Klaus Rudloff, Berlin
Klasse: Säugetiere (MAAMALIA)
Unterklasse: Höhere Säugetiere (EUTHERIA)
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung:
Wale
Cetacea • The Whales and Dolphins • Les cétacés
- Artenspektrum und innere Systematik
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Haltung im Zoo
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Wale sind mittelgroße bis enorm große, aquatisch lebende Säugetiere, die an Land nicht überleben können. Eine tiergerechte Haltung im Zoo ist mit viel Aufwand verbunden und daher auf vergleichsweise wenige Einrichtungen beschränkt. Obwohl gehaltene Tiere heute eine hohe Lebenserwartung haben und die häufiger gehaltenen Arten nachhaltig gezüchtet werden, wird die Haltung von Cetaceen von Tierrechts- und zum Teil Tierschutzkreisen aus ideologischen Gründen angefeindet. Artenspektrum und innere SystematikDie Wale werden in zwei Unterordnungen unterteilt. Die Bartenwale (Mysticeti) mit 4 Familien, 6 Gattungen und 14 Arten, von denen 6 stark gefährdet sind, und die Zahnwale (Odontoceti) mit 7-10 Familien, 33 Gattungen und 73 oder 74 Arten. Von den Zahnwalarten gelten 5 als potenziell gefährdet, 6 als gefährdet, 2 als stark gefährdet und 2 als unmittelbar vom Aussterben bedroht. Bei vielen weiteren Arten ist die Datenlage ungenügend, um sie einer Gefährdungskategorie zuordnen zu können [2; 10]. Körperbau und KörperfunktionenDie Wale sind charakterisiert durch ihre Fischgestalt. Sie haben in der Regel eine Rückenflosse, ferner flossenartig umgestaltete Vorderextremitäten („Flipper“) und eine quergestellte Schwanzflosse („Fluke“). Ihre Hinterextremitäten sind nur noch als äußerlich nicht sichtbare Rudimente vorhanden. Die Haut ist bis auf geringe Reste (Sinneshaare) haarlos. Unter ihr liegt eine Speckschicht, der „Blubber“, der bei großen Arten bis 35 cm dick sein kann und aus dem früher Waltran gewonnen wurde. Unter dem Blubber befindet sich ein den ganzen Körper umgebender Hautmuskelschlauch. Die Schnauzenpartie des Kopfes ist in der Regel verlängert, die Augen sind klein, die Nasenöffnungen liegen weit oben und bilden bei den Zahnwalen ein „Blasloch“, bei den Bartenwalen deren zwei. Das Großhirn ist stark vergrößert und intensiv gefurcht, das Riechhirn dagegen reduziert. Bei den Bullen befinden sich die Hoden im Körperinnern. Der Penis ist lang, spiralig und vollständig einziehbar. Die Kühe haben eine zweigeteilte Gebärmutter (Uterus bipartitus) und in der hinteren Körperhälfte zwei versenkte Zitzen. Nach einer Tragzeit von 10-16 Monaten wird in aller Regel ein einziges Junges geboren. Dieses ist weit entwickelt und folgt der Mutter sofort nach der Geburt [11]. Bei den 6-33 m langen und bis 136 Tonnen schweren Bartenwalen (Familien Eschrichtidae, Balaenidae, Balaenopteridae) sind Zähne embryonal angelegt, nach der Geburt sind die Tiere aber zahnlos und tragen anstatt der Zähne einen Seihappart aus 280-950 verhornten Gaumenleisten, den sogenannten Barten, die bei den größten Arten eine Länge von 450 cm erreichen können. Damit filtern sie kleine Krebse (Krill), kleine Fische und Plankton aus Wasser, das sie mit offener Maulhöhle aufgenommen haben und dann durch die Barten wieder auspressen. Die Rückenflosse ist klein oder fehlt ganz. Der Unterkiefer ist länger als der Oberkiefer, die Brustflossen sind je nach Art lang und schmal oder kurz und klein. Die Glattwale (Balaenidae) haben keine, die Grauwale (Eschrichtidae) 2-4 und die Furchenwale (Balaenopteridae) 10-100 Längsfurchen von der Kehle bis zum Bauch, die dazu dienen, das Fassungsvermögen der Maulhöhle zu erhöhen. Glatt-, Grau- und Buckelwale sind langsame, die Furchenwale schnelle Schwimmer, die Höchstgeschwindigkeiten von 50 km/h erreichen können. Sie können auch problemlos bis in 350 m Tiefe tauchen [4; 7; 11]. Das Gebiss der Zahnwale besteht 18- 260 gleichen, kegelförmigen Zähnen. Ausnahmen sind der Narwal (Monodon monoceros) bei dem ein Eckzahn, in der Regel der rechte obere, zu einem schraubenförmig gewundenen, bis gegen drei Meter langen Stoßzahn ausgebildet, das übrige Gebiss aber rückgebildet ist. Ferner die sich hauptsächlich von Tintenfischen ernährenden Schnabelwale (Ziphiidae), bei denen das Gebiss auf 1-2 Paar Eck- bzw. Schneidezähne im Unterkiefer reduziert sein kann. Die Gesamtlänge der Zahnwale liegt zwischen 1.2 m beim Schweinswal (Phocoena phocoena) und 20 m beim Pottwal (Physeter catodon). Der Kopf des Pottwals ist lang, massig und hat ein breites und hohes Bindegewebskissen über dem Mauldach, in dem sich ein klares, an der Luft erstarrendes, Walrat oder Spermaceti genanntes Fett befindet. Flussdelfine (Iniidae, Platanistidae), Entenwale (Hyperoodontidae) und einzelne Delfine (Delphinidae) haben eine lange, schnabelförmige Schnauze. Bei den übrigen Arten ist die Schnauze relativ kurz oder das Kopfende stumpf. Der Unterkiefer ist gleich lang oder kürzer als der Oberkiefer [4; 11]. Alle Zahnwale sind ausgezeichnete Schwimmer und Taucher. Die Flussdelfine, die ihre Nahrung am Gewässerboden suchen, bewegen sich eher langsam, die meisten anderen können hohe Geschwindigkeiten erreichen. Sie ernähren sich von Fischen, Tintenfischen und Krebstieren, der Schwertwal jagt auch Pinguine, Robben und andere Wale. Zur Orientierung und teilweise zum Beutefang verfügen sie über die Möglichkeit der Ultraschall-Echolotung [11]. VerbreitungWale kommen in allen Welt-, Rand- und Nebenmeeren vor, einzelne Arten in großen Flüssen Südamerikas oder Südostasiens, konkret in den Einzugsgebieten von Amazonas, La Plata, Orinoko, Brahmaputra, Ganges, Indus und Jangtsekiang. Haltung im ZooEine dauernde Haltung von Bartenwalen ist aufgrund ihrer Größe und Nahrungsansprüche nicht praktikabel. Ausnahmsweise werden verwaiste Jungtiere bis zu einer gewissen Größe aufgezogen und dann rehabilitiert, so z.B. ein Grauwalkalb (Echrichtius robustus), das 1997/98 während 14 Monaten in den Becken von Sea World San Diego gehalten und dann wieder ausgewildert wurde. Während dieser Zeit hatte das Tier sein Gewicht von 725 kg auf über 8000 kg vermehrt und war auf eine Gesamtlänge von 9 m gewachsen [4; 5]. Zahnwale, konkret Atlantische Tümmler, wurden erstmals 1938 in Florida gehalten. 1965 kamen die ersten Tiere nach Deutschland. Seitdem wurden viele Studien durchgeführt und wichtige Erkenntnisse in der Meeressäugermedizin, Zucht, Haltung und im Tierschutz gewonnen. Dies führte zu einer heute sich selbst erhaltenden Population innerhalb Europas, in der die Lebenserwartung der Tiere kontinuierlich steigt. Von den Zahnwalen können mit Ausnahme des Pottwals (Physeter catodon) theoretisch alle gehalten werden. Praktisch sind aber von den 73 oder 74 existierenden Arten weltweit nur etwa deren 20 in Delfinarien zu sehen. Weitere werden gelegentlich im Rahmen von Rettungsaktionen vorübergehend aufgenommen. Die 30 Einrichtungen in der Europäischen Union halten gegenwärtig (2024) vier Arten [1; 12; 13]. Barten- und Pottwale werden gelegentlich anhand von Modellen, konservierten Organen oder Skeletten vorgestellt. Taxonomie und NomenklaturIn seinem grundlegenden Werk über die Taxonomie der Säugetiere stellte der amerikanische Palaeontologe und Zoologe George Gaylord SIMPSON 1945 fest, die Walartigen seien von den übrigen Säugetiere so verschieden, dass es schwierig sei, sie einzuordnen und sie am besten in eine eigene, von ihm als Mutica bezeichnete Kohorte oder Überordnung gestellt würden [6]. Um 1970 stritt man sich darüber, ob die Wale nun von Urinsektenfressern oder Urraubtieren [7], oder aber von ursprünglichen, kreidezeitlich-frühtertiären Paarhufern abstammten [11]. Um die Jahrtausendwende wurden die Wale zusammen mit den Insektenfressern, den Fledermäusen, den Unpaarzehern, den Paarzehern, den Schuppentieren, den Landraubtieren und den Robben, der Überordnung Laurasiatheria zugerechnet, also jenen Tieren, die auf dem Nordkontinent Laurasia entstanden sind [9]. Ebenso hat sich die engere Verwandtschaft mit den Paarzehern bestätigt , wobei je nach Methode und Autor die Cetaceen Teil einer Ordnung Cetartiodactyla sind [3], oder sie als Schwesterordnung der Paarzeher angesehen werden [8]. Die Rote Liste der IUCN [2] führt Paarzeher und Wale in einer gemeinsamen Ordnung, was aber tiergartenbiologisch wenig Sinn macht, weshalb wir sie hier, entsprechend dem HANDBOOK OF THE MAMMALS OF THE WORLD [10] in Zusammenhang mit den der Robben präsentieren. |
Literatur und Internetquellen
- CAPTIVE CETACEAN DATABASE
- IUCN Red List of Threatened Species. Version 2016-2. Downloaded on 01 February 2017.
- MONTGELARD, C., CATZEFLIS, F. M. & DOUZERY, E. (1997)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- SEA WORLD CARES
- SIMPSON, G. G. (1945)
- SLIJPER, E. J., HEINEMANN, D. & THENIUS, E. (1970). In GRZIMEKs TIERLEBEN.
- SPAULDING, M., O'LEARY, M. A. & GATESY, J. (2009)
- SPRINGER, M. S., CLEVEN, G. C. et al. (1997)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- ZISWILER, V. (1976)
- BAUMGARTNER, K. et al. (2023)
- ZOOTIERLISTE