Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel ist Patin von Pinguinen in Hannover, Eberswalde und Stralsund
Ostsee-Zeitung, dpa
Zoos werden von Menschen für Menschen gemacht. Deshalb müssen sie nicht nur den Ansprüchen der gehaltenen Tiere genügen, sondern auch die Bedürfnisse und Vorgaben der menschlichen Gesellschaft berücksichtigen. Sie sind, im Sinne der Definition HEDIGERS (1973), gleichzeitig Freizeiteinrichtung, Lernort, Forschungsstätte und Naturschutzzentrum. Sie haben demzufolge verschiedene Anspruchsgruppen, die unterschiedlichste Anforderungen stellen.
Gesetzgeber, Politik
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Die Gesetzgebung hat in den letzten Jahrzehnten inflationäre Züge angenommen. Alles wird geregelt, möglichst bis ins letzte Detail. Wenn ein internationales Übereinkommen abgeschlossen wird, kann man davon ausgehen, dass es bei der Umsetzung durch die Europäische Union zu Verschärfungen kommt, dass dann die Bundesrepublik noch eins draufsetzt und dass schließlich der Vollzug durch die Bundesländer uneinheitlich ist. Der Gesetzgeber macht den Zoos in Zusammenhang mit der Tierhaltung heute Vorgaben betreffend Tierschutz, Schutz vor Tierseuchen, Schutz der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit, Artenschutz, Schutz der biologischen Vielfalt, Landschaftsschutz, Baumschutz, Arbeitnehmerschutz und so weiter. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass sich die Vorgaben der verschiedenen Gesetzgebungen widersprechen. Einige Politiker wollen Zoos abschaffen und fördern daher schwer oder nicht erfüllbare gesetzliche Vorgaben. Mehrheitlich wird aber ein gutes Verhältnis gesucht, man zeigt sich bei Anlässen im Zoo oder übernimmt Tierpatenschaften. Leider geht aber trotzdem im Gesetzgebungsprozess oft vergessen, dass Vorgaben, die eigentlich auf die Landwirtschaft gemünzt sind, oft auch die Zoos betreffen, aber deren Situation nicht gerecht werden. |
Geldgeber
Im deutschsprachigen Raum sind die größeren Zoos überwiegend im Besitz der öffentlichen Hand oder sind gemeinnützige private Einrichtungen. Rendite ist deshalb in der Regel kein Thema. Vielmehr soll aus der Sicht der Kommunen oder gemeinnützigen Betreiber der Zoo eine preisgünstige, allen Bevölkerungsschichten zugängliche Möglichkeit sein, die Freizeit zu verbringen. Andererseits haben die Geldgeber, namentlich die Kommunen, alles Interesse, Defizite zu vermeiden. Nachdem neue Anlagen unterschiedlichen, aber stets hohen Ansprüchen genügen müssen, ist Bauen im Zoo teuer und kann nur selten aus Überschüssen der Betriebsrechnung finanziert werden. Die Geschwindigkeit und Frequenz, mit der neue Tiergehege realisiert werden können sind daher wesentlich von der Finanzkraft und dem guten Willen der Kommunen abhängig. Viele Bauvorhaben wären nicht möglich, wenn die Zoos nicht auf einen enormen Rückhalt in der Bevölkerung zählen könnten. Fast jeder Zoo hat einen Freunde- oder Förderverein, der ihm helfen will. 69 Vereine in Deutschland, der Schweiz, Österrreich, den Niederlanden und Spanien - mit etwa 80'000 Mitgliedern - haben sich in der Gemeinschaft der Zooförderer (GDZ) zusammengefunden. Aus dem GDZ-Budget werden gemeinsame Projekte gefördert, so etwa eine neuen Schneeleopardenanlage in Tallinn. Hauptsächlich unterstützen aber die einzelnen Vereine Projekte ihres jeweiligen Zoos. Einige Beispiele: 1999-2009 - Zoofreunde Leipzig insgesamt 3.6 Mio €, Zoofreunde Krefeld 110'000 € zum Bau des Forscherhauses, 2010 - Freunde des Duisburger Tierparks 320'000 € an die neue Bärenanlage, Heidelberger Tiergartenfreunde 100'000 € zum neuen Elefantenhaus; 2011 - Freunde Hauptstadtzoos 110'000 € zum Umbau des Vogelhauses im Berliner Zoo. Die Freundevereine von sieben Schweizer Zoos wiesen im Jahr 2015 zusammen 53'920 Mitglieder auf, welche die Zoos mit 1.675 Mio. CHF unterstützten. |
Tier- und Artenschützer
Die Zooleute verstehen sich selbst als Tier- und Artenschützer und sehen in der Regel keinen Konflikt zwischen den Anforderungen der beiden Schutzziele, wenn man davon absieht, dass die Zoos, ebenso wie die Natur- und Artenschutz-Organisationen, dem Erhalt und guten Funktionieren einer Population Vorrang vor dem Erhalt des Lebens eines Individuums geben, ein Standpunkt, der von "Tierschützern" nicht unbedingt geteilt wird. Naturschutzorganisationen haben mittlerweile begriffen, dass von den Zoos keine Gefährdung der freilebenden Tierwelt ausgeht, sondern dass sie vielmehr der wichtigste Multiplikator sind, um den Natur- und Artenschutzgedanken in die Bevölkerung hinauszutragen, und dass sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten Schutzprojekte nicht nur ideell, sondern auch mit Fachwissen, Tieren, Material und Geld unterstützen. Währenddem das Verhältnis zwischen Zoos und Naturschützern in der Regel unproblematisch ist und oft eine enge Zusammenarbeit praktiziert wird, trifft das für Tierschutzorganisationen nicht im selben Maße zu. Zwar kann auf lokaler Ebene ebenfalls pragmatisch zusammengearbeitet werden, auf nationaler Ebene werden aber von den Organisationen, die ja selbst nicht in der Verantwortung stehen, vielfach überzogene Forderungen gestellt. Zoos sollen sich sachlich begründeter Kritik stellen, sie müssen sich aber auch gegen ungerechtfertigte Vorwürfe oder gut gemeinte, aber unzweckmäßige Vorschläge wehren. Dass mit Organisationen, die aus ideologischen Gründen ein Verbot der Haltung aller oder bestimmter Tierarten fordern, ein Dialog schwierig bis unmöglich ist, versteht sich von selbst. Zum Glück sind diese Organisationen, so lautstark sie sich auch gebärden, nicht repräsentativ für die große Mehrheit der Bevölkerung und ihre Argumentation ist wenig stichhaltig, was aber manche Politiker nicht daran hindert sie zu unterstützen. Auch bei Teilen der naturfern lebenden, urbanen jungen Generation, die mit veganer Lebensweise und Sich-auf-die-Straße-kleben die Welt und das Klima retten wollen, finden diese Organisationen Zuspruch - je geringer die biologischen Kenntnisse, desto eher.. |
Tierpflege-Personal
Tierpfleger haben in der Regel ihren Beruf gewählt, weil sie sich zu Tieren hingezogen fühlen und sich mit ihnen beschäftigen wollen. Sie wünschen sich daher ausreichend Zeit, um sich mit den Tieren abzugeben und z.B. Programme zur Umwelt- und Verhaltensanreicherung oder für das sogenannte "Medical Training" zu erarbeiten und durchzuführen. Vom Arbeitgeber erwarten sie zudem, dass die betrieblichen Einrichtungen und Arbeitsabläufe so gestaltet sind, dass Gefährdungen der Gesundheit, Unfälle und Überbeanspruchungen nach Möglichkeit vermieden werden und dass nicht nur den Schaugehegen, sondern auch den Zugängen zu den Gehegen und den Einrichtungen hinter den Kulissen, wie Personalräume, Werkstätten, Zucht- und Abtrenngehege, Material- und Futterlager, Klimatisierung sowie Entsorgung, die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wird. |
Zoopädagogen
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Wissensvermittlung und Pädagogik sollen ein integraler Bestandteil der Gehegegestaltung und Bestandsplanung sein. Methoden, die Bildungsprogramme umzusetzen, können unter anderem umfassen: Schilder, Ausstellungen, permanente oder temporäre Ausstellungen, audio-/visuelle Darstellungen, interaktive Elemente, Computer-gestützte Informationen, Zooführer und Veröffentlichungen oder Veranstaltungen von Mitarbeitern. Wenn pädagogische Programme erfolgreich sein sollen, müssen die Zootiere optimal gehalten werden, in Anlagen, die es ihnen ermöglichen, so natürlich zu leben und sich zu verhalten, wie es eben möglich ist. Tiere, die an physischen und/oder psychischen Einschränkung zu leiden scheinen, sind kontraproduktiv für die Pädagogik und konterkarieren die Naturschutzbotschaft. Darbietungen mit Tieren können hilfreich sein, es soll aber ihre pädagogische Wirksamkeit belegt und der Tierschutz in jedem Fall gewährleistet sein. Unnatürliches Verhalten der Tiere oder ihre Vermenschlichung sind zu vermeiden. Um ihrer Tätigkeit nachzugehen wünschen sich die Zoopädagogen eine gute schulische Infrastruktur mit Klassenzimmern, Wetlabs, Sammlungsraum sowie Einrichtungen, um vor Tiergehegen ungestört vom übrigen Publikum zu unterrichten. |
Besucher
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Hauptmotiv für einen Zoobesuch ist in der Regel, seine Freizeit in angenehmer Umgebung zu verbringen und dabei etwas zu erleben, allein, mit Partner, im Kreis der Familie oder mit Freunden. Die Besucher wollen Tiere sehen, möglichst ohne störende Gitter und in einer naturnahen Umgebung. Große, hauptsächlich exotische Säugetiere, wie Menschenaffen, Bären, Löwen, Tiger, Elefanten, Nashörner, Flusspferde und Giraffen, sowie Meeressäugetiere und Pinguine stehen in der Beliebtheitsskala ganz oben. Es soll etwas los sein - die "Fütterung der Raubtiere" ist zum stehenden Ausdruck geworden, schlafende Tiere werden kaum beachtet. Man will Tieren nahe kommen, Streichelgehege oder Möglichkeiten Tiere zu füttern sind äusserst populär. Ob eine Haltung als tiergerecht beurteilt wird, hängt wesentlich davon ab, ob sie besuchergerecht ist, denn die meisten Menschen wissen wenig über die Bedürfnisse der Tiere sondern schließen von sich selbst auf das Tier. Selbstverständlich wollen die Besucher nebst einem positiven Tiererlebnis auch eine ihren Bedürfnissen angepasste Infrastruktur, wie rollstuhl- und kinderwagengängige Wege, im Park verteilte Sitzbänke, eine gute Gastronomie, saubere Toiletten und attraktive Kinderspielplätze. |
Literatur:
- DOLLINGER, P. (Hrsg., 2008)
- DOLLINGER, P. (Hrsg., 2016)
- HEDIGER, H. (1965)
- HEDIGER, H. (1973)
- POLEY, D. (Hrsg., 1993)
- POLEY, D. (1994)
PD - 31.12.2010; 07.01.2011; reaktiviert 25.08.2023
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