Der Tiergarten Schönbrunn - eine Insel für Wildvögel

Haussperling (Passer domesticus) im Tiergarten Schönbrunn
© TG Schönbrunn / del Medico, Wien

2004 vergab der Tiergarten Schönbrunn an einen Vogelkundler den Auftrag, erstmals im Zoogelände die Wildvögel zu zählen und so den Wert des Tiergartens als Lebensraum für heimische Tierarten zu ermitteln. 2006 lagen die Ergebnisse vor: Der Zoologe Dr. LEO SACHSLEHNER - einer der besten Vogelspezialisten Österreichs - konnte im Tiergarten 74 verschiedene Vogelarten beobachten. 22 davon haben hier auch Junge aufgezogen. Drei von diesen Arten sind in den Roten Listen verzeichnet: Mittelspecht, Gartenbaumläufer und Rauchschwalbe.
        
Die am häufigsten festgestellten Wildvogelarten im Tiergarten Schönbrunn waren der Haussperling (144 Brutpaare), die Kohlmeise (36 Brutpaare) und die Rabenkrähe (15 Brutpaare). Die letzten entsprechenden Untersuchungen im Gelände des Schlossparks Schönbrunn haben vor mehr als 25 Jahren stattgefunden. Im Vergleich zu damals sind einige Arten als Brutvögel völlig verschwunden (Hohltaube, Türkentaube, Singdrossel, Zilpzalp und Girlitz) - nur eine einzige Brutvogelart ist dazu gekommen: die Ringeltaube. Geradezu dramatisch war der Rückgang der Amseln, der durch eine seit 2001 in Wien auftretende Viruserkrankung (Usutu-Virus, "Amselsterben") bedingt war.

Der Tiergarten fördert das Vorkommen der Vögel sehr wirkungsvoll: Er bietet Teiche zum Baden und Trinken, begrünte Dächer, Futterreste und tote Baumstämme zur Nahrungssuche und künstliche Felswände als Brutplätze. Er bietet Nahrung im Überfluss: Die Vögel nutzen unter anderem zu Boden gefallene Pommes frites, den Kot der Zootiere und den Misthaufen am Tirolerhof. Die Haussperlinge haben sogar gelernt, automatische Türen zu überwinden und dringen in Gebäude und Tieranlagen ein, um dort nach Resten zu suchen. Attraktivster Anziehungspunkt für Wildvögel ist der Pelikanteich: Dort wurden von LEO SACHSLEHNER bis zu zehn Graureiher, 220 Stockenten und 150 Lachmöwen gleichzeitig beobachtet.

2016/17 wurde eine weitere Erhebung durchgeführt. Innerhalb der 10 Jahre hatten sich die Brutreviere der einzelnen Arten stark verändert und insgesamt reduziert. Die größten Abnahmen verzeichneten der Haussperling, die Kohlmeise, die Aaskrähe und der Star. Grünling, Rauchschwalbe und Kernbeißer konnten 2017 als Brutvögel gar nicht mehr nachgewiesen werden, dafür aber Mönchsgrasmücke, Teichhuhn, Stieglitz, Graureiher, Buntspecht, Stockente und Hausrotschwanz. Eine deutliche Zunahme an Brutrevieren zeigten Amsel, Buchfink, Ringeltaube, Rotkehlchen und Gartenbaumläufer.

Quelle:

Internetseite des Tiergartens Schönbrunn, abgerufen am 22.01.2024