Große Königslibelle (Anax imperator) auf einer Seerose im barocken Brunnen vor dem Verwaltungsgebäude des Tiergartens Schönbrunn
© Daniel Zupanc / TG Schönbrunn (Pressefoto)
Der Tiergarten Schönbrunn als Refugium für 26 Libellenarten
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Die Wasserschweine, Tiger und Nashörner im Tiergarten Schönbrunn haben etwas gemeinsam: Sie alle haben an ihren Teichen kleine Mitbewohner - Libellen. Wie viele verschiedene Libellenarten im Tiergarten zu finden sind, wurde 2022 im Auftrag des Zoos erforscht. Finanziell unterstützt wurde das Projekt von der Stadt Wien – Umweltschutz. Insgesamt wurde die Libellenfauna an 44 Gewässern im Tiergarten und der nahegelegenen Schwarzen Lacke in der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn erhoben. Dabei konnten an 30 dieser Gewässer 26 Libellenarten aus 8 verschiedenen Familien nachgewiesen werden, 23 Arten Klein- und 14 Arten Großlibellen. Bei neun davon handelt es sich gemäß der Roten Liste Österreichs um gefährdete Arten. Unter den gefährdeten Arten sticht die in Österreich vom Aussterben bedrohte Gabel-Azurjungfer (Coenagrion scitulum) hervor. In Schönbrunn konnte sie gleich an fünf Gewässern nachgewiesen werden, unter anderem am Teich der Großen Pandas, der einen sehr naturnahen Uferbereich aufweist. Weitere vier Arten, sind in Österreich als “gefährdet” eingestuft: die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca), die Keilfleck-Mosaikjungfer (Aeshna isosceles), die Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus) und der Kleine Blaupfeil (Orthetrum coerulescens). Zwei weiteren Arten, die Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) und die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) sind potenziell gefährdet. Im Tiergarten setzt sich das Artenspektrum aus Libellen mit sehr unterschiedlichen Ansprüchen zusammen. Auch die Diversität ist sehr hoch, 42 Prozent der Wiener Libellenfauna sind vertreten. Dies spiegelt das überaus vielfältige Angebot an aquatischen Lebensräumen im Tiergarten wider: vom barocken Brunnen vor dem Verwaltungsgebäude bis hin zum Pelikan-Teich. Libellen sind durch die Fragmentierung, Zerstörung und Verbauung aquatischer Lebensräume sowie durch die Belastung von Gewässern durch Chemikalien und Pestizide gefährdet. Besonders im städtischen Bereich werden Lebensraumverluste immer gegenwärtiger. Daher übernehmen naturnahe Gewässer im urbanen Raum, wie jene im Tiergarten Schönbrunn, für diese einzigartigen Insekten eine wichtige Rolle als Refugien oder Trittsteine. Vor allem Gewässer mit natürlich gestalteten, gut strukturierten Ufern und aquatischer Vegetation werden von vielen Libellenarten aufgesucht. Diese und weitere Erkenntnisse werden künftig in das Management des Tiergartens miteinbezogen. |