Blessgans (Anser albifrons) im Wildfowl Trust, Slimbridge
© Klaus Rudloff, Berlin
Ordnung: Gänsevögel (ANSERIFORMES)
Familie: Enten und Gänse (Anseridae)
Unterfamilie: Gänseartige (Anserinae)
Tribus: Schwäne und Gänse (Anserini)
Blessgans
Anser albifrons • The Greater White-fronted Goose• L'oie rieuse
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die nicht-gefährdete Blessgans ist als europäische Art zoopädagogisch interessant, sie wird mit mittlerer Häufigkeit in europäischen Zoos gehalten, aber längst nicht so oft, wie die sehr ähnliche Graugans, die als Stammform der Hausgans edukativ mehr zu bieten hat. Körperbau und KörperfunktionenDie Bless- oder Blessgans* erreicht eine Gesamtlänge von (65-)70-86 cm, eine Flügelspannweite von 130-165 cm und ein Gewicht von (1.7-)2.3-3.3 kg, Ihr Schnabel ist rosa, die Füße sind orange. Das Gefieder ist graubraun mit einer weißen Stirnblesse, weißen Unterschwanzdecken und unregelmäßigen schwarzen Querflecken am Bauch [2; 3; 4; 5; 6]. VerbreitungXHolarktis: Die Brutgebiete der Blessgans liegen zirkumpolar in Alaska, Kanada, Grönland und Russland, die Überwinterungsgebiete im südlichen Nordamerika, in Europa, dem Nahen Osten, Süd- und Ostasien. Die Art gilt in 65 Ländern und abhängigen Gebieten als einheimisch (Brutvogel oder Wintergast) und kommt in etwa 20 weiteren als Irrgast vor [1]. Lebensraum und LebensweiseDie Blessgans ist ein Zugvogel, der sich in mehreren Etappen von seinen Brutgebieten in der Tundra zu den Winterquartieren verschiebt. Gebrütet wird von Ende Mai oder anfangs Juni an in Paaren oder losen Gruppen. Danach mausern die Gänse in Gruppen zu etwa 30 Individuen. Während etwa 25 Tagen sind sie völlig flugunfähig. Ab August sammeln sie sich zu bisweilen riesigen Schwärmen und beginnen mit dem Zug. Im Spätherbst kommen sie in ihren Winterquartieren an [1]. Blessgänse ernähren sich von Wurzeln, Stengeln, Blättern, Samen und Beeren verschiedener Pflanzen, von Gräsern und Seggen und im Winter von Getreidekörnern und -sprossen sowie Kartoffeln. Die Gelege bestehen aus 5-6 (3-7) gelblichweißen, 79x52 mm großen Eiern, die während 22-28 Tagen von der Gans allein bebrütet werden, währenddem der Ganter in Nestnähe Wache schiebt. Die Küken werden mit 40-43 Tagen flügge und mit 3 Jahren geschlechtsreif [2; 3; 4; 5; 6]. Gefährdung und SchutzDie Blessgans hat eine enorm weite Verbreitung und einen außerordentlichen großen Bestand. der auf 3.1-3.2 Millionen Individuen geschätzt wird. Aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 wurde sie daher als nicht-gefährdet eingestuft [1]. Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Die Art fällt unter Anhang 2 des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten (CMS), zudem ist die Unterart Anser albifrons flavirostris eine streng zu schützende Tierart nach Anhang I der Vogelschutz-Richtline (2009/147/EG), die Art als solche fällt unter die Anhänge II und III. Situation in Mitteleuropa: Die Blessgans ist bei uns nur Wintergast. In Deutschland überwintern rund 300'000 Vögel, in Österreich 16-26'000 und in der Schweiz, wo sie eine nach Jagdgesetz geschützte Art ist, 0-117 [1; 7]. Bedeutung für den MenschenDie Blessgans wird in großem Umfang als Fleischlieferant oder zum Vergnügen bejagt [1]. HaltungDie Haltung von Blessgänsen erfolgt am besten auf gemeinschaftlichen Wasser- oder Stelzvogelanlagen mit Teich und möglichst mit Rasen bestandener Landfläche. Zur Zucht vorzugsweise in kleineren Einzelgehegen mit Rasen und einem 5-10 m² messenden Wasserbecken, das erforderlich ist, weil die Kopulation im Wasser stattfindet. Das Höchstalter wird mit 46 Jahren angegeben [3]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 50 Zoos gezeigt, von denen sich ein paar im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Wildgänse. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs sind sie mindestens paarweise in Außenanlagen mit offenen Wasserflächen und angrenzendem Landteil zu halten. Bei Volierenhaltung sind pro Paar 8 m² Fläche bei einer Höhe von 4(!) m vorzusehen. Taxonomie und NomenklaturDie Blessgans wurde 1769 vom italienischen Arzt und Naturforscher Giovanni Antonio SCOPOLI als "Branta albifrons" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Anser wurde bereits 1760 von dem französischen Zoologen Mathurin Jacques BRISSON eingeführt. Es werden 5 Unterarten anerkannt [2]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Anser albifrons. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22679881A85980652. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22679881A85980652.en und (2015) Anser albifrons. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22679881A59950850. Downloaded on 07 November 2019.
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- KOLBE, H. (1972)
- MAUMARY, L. et al. (2007)
- PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991
- KNAUS, P., SATTLER, T., SCHMID, H., STREBEL, N. & VOLET, B. (2020/22)
* Vielfach wird der deutsche Name als "Blässgans" geschrieben (z:B. Schweiz. Vogelwarte, Zootierliste). Entsprechend den Empfehlungen der Schweizer Orthographischen Konferenz und des Online-Duden verwendet das Zootier-Lexikon (wieder) die Schreibweise Blessgans, da der Vogel nicht blass ist, sondern eine Blesse, also ein weißes Abzeichen auf der Stirn, hat.