Schwarzschwan (Cygnus atratus) im Tiergarten Worms
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Gänsevögel (ANSERIFORMES)
Unterordnung: Gänseverwandte (Anseres)
Familie: Enten und Gänse (Anseridae)
Unterfamilie: Gänseartige (Anserinae)
Tribus: Schwäne und Gänse (Anserini)
Schwarzschwan, Trauerschwan
Cygnus atratus • The Black Swan • Le cygne noir
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Schwarzschwan ist in seiner australischen Heimat nicht gefährdet. In Europa wurde er an vielen Orten angesiedelt. Die Bestände können sich einigermaßen halten, ohne invasiv zu sein. In Zoos wird diese attraktive Art sehr häufig gezeigt. Körperbau und KörperfunktionenDer Schwarzschwan erreicht eine Gesamtlänge von 110-140 cm, eine Flügelspannweite von 160-200 cm und ein Gewicht von 4.6-9.8 kg bei den Männchen und 3.7-7.2 kg bei den etwas kleineren Weibchen. Er hat einen roten Schnabel mit weißer Binde. Das Gefieder ist schwarz mit weißen Schwingen [3; 4; 6; 7]. VerbreitungAustralien mit Tasmanien. Irrgäste in Indonesien. In Neuseeland, Japan und mehreren europäischen Ländern eingeführt [2]. Situation in Mitteleuropa: Entwichene oder absichtlich ausgesetzte Schwarzschwäne gibt es in zahlreichen europäischen Ländern. In Deutschland brütet die Art regelmäßig seit 1979, wobei der Bestand klein ist (5-10 Brutpaare) [5]. Am bekanntesten sind die Kolonien von München (Thalkirchner Brücke) und im Kölner Stadtwald. Weltweit für Schlagzeilen sorgte der «Pedalo-Schwarzschwan» vom Aasee in Münster, der durch seine (medial zur «unglücklichen Liebe» hochstilisierten) Fehlprägung auf ein weißes Tretboot bekannt wurde. Die Art scheint sich aber in Europa nicht hinreichend erfolgreich fortzupflanzen, um invasiv zu sein. In Deutschland sind aus vielen Regionen lokale, kurzzeitige Brutansiedlungen bekannt. Diese sind aber meist von weiteren Aussetzungen und menschlichem Management abhängig. In Österreich wurde eine wachsende Population in Wien eliminiert [1]. In der Schweiz liess ein Privathalter seine Schwarzschwäne am Thunersee frei fliegen. Dies wurde während Jahren geduldet, wobei die Gelege der freilebenden Tiere jeweils angestochen wurden. 2003 kam es dann erstmals zu einer Freibrut. 2004 ergab die winterlichen Wasservogelzählung gesamtschweizerisch 18 Schwarzschwäne. Im Jahr 2007 forderte eine Petition die ungehinderte Verbreitung der Schwarzschwäne. Dies wurde vom Gemeinderat von Thun abgelehnt. Nachdem die Schwäne ihren Aktionsradius bis zum Genfersee ausdehnten, wurde die Freihaltung 2009 beendet [7; u.a.]. Lebensraum und LebensweiseDer Schwarzschwan besiedelt große Seen und Lagunen mit Süß- oder Brackwasser und geringer Tiefe sowie Salzpfannen. Außerhalb der Brutzeit geht er in Gewässer aller Art. Er ernährt sich fast ausschließlich von pflanzlicher Kost, namentlich Wasserpflanzen wie Rohrkolben (Typha), Laichkräutern (Potamogeton), Tausendblättern (Myriophyllum), Salden (Ruppia) und Algen oder, an Land, Gräser und Kräuter. Er brütet, nur in Jahren mit Niederschlägen, einzelpaarweise, bei hoher Bestandsdichte in losen Kolonien. Die Nester werden öfter auf festem Grund als im Röhricht errichtet. Bisweilen legen zwei Weibchen ins selbe Nest. Die Gelege bestehen aus 5-6 (1-14) 96-115 x 60-73 mm messenden, graugrünen Eiern, die je nach Gelegegröße ab dem 3-5 Ei während 39-41 (35-48) Tagen abwechselnd von beiden Eltern bebrütet werden. Die Küken werden mit 150-170 Tagen flügge und möglicherweise bereits mit einem Jahr geschlechtsreif, brütet dann aber meist noch nicht. Außerhalb der Brutzeit vereinen sich die Vögel oft zu riesigen Scharen. [3; 4, 6]. Gefährdung und SchutzMit einem Bestand von 300'000-500'000 Individuen ist die Art nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2]. Der internationale Handel wird nicht durch CITES geregelt. Nach Anhang 1 der Jagdverordnung gilt der Schwarzschwan in der Schweiz als nicht einheimische Art, deren Einfuhr und Haltung einer jagdrechtlichen Bewilligung bedarf. Bedeutung für den MenschenDie Art wird zur Fleischgewinnung und als Sport gejagt und für den internationalen Tierhandel genutzt [2], was allerdings in Anbetracht der restriktiven Ausfuhrpolitik Australiens und der leichten Züchtbarkeit der Art kaum relevant sein dürfte. HaltungSchwarzschwäne wurden ab 1791 in England und wenige Jahre später auch in Frankreich gehalten. Im Winter 1854 brütete das erste Paar mit Erfolg [6]. Es wird empfohlen, einem Schwanenpaar eine Land- und Wasserfläche von jeweils mindestens 100 m² zur Verfügung zu stellen. Schwäne sind zur Fortpflanzungszeit oft sehr aggressiv, der Schwarzschwan ist insofern eine Ausnahme, als er auch kolonieweise brütet. Obwohl seine natürliche Verbreitung von der gemäßigten Klimazone bis in die Tropen reicht, toleriert er auch geringe Minustemperaturen [4]. Tiergesundheit: Alle Gänsevögel sind sehr empfänglich für das hochpathogene Geflügelpestvirus. 2006 verendete in einem deutschen Zoo ein Schwarzschwan als einziger Zoovogel an der durch eine Wildente eingeschleppten Seuche [6]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 360 Zoos gehalten, von denen sich rund ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Schwäne. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs sind sie mindestens paarweise in Außenanlagen mit offenen Wasserflächen und angrenzendem Landteil zu halten. Bei Volierenhaltung sind pro Paar 8 m² Fläche bei einer Höhe von 4(!) m vorzusehen. Taxonomie und NomenklaturDer Schwarzschwan wurde 1790 vom britischen Arzt und Naturforscher John LATHAM als "Anas atrata" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Cygnus wurde 1803 von Johann Matthäus BECHSTEIN, dem Leiter der Herzöglichen Forstakademie Dreißigacker bei Meiningen eingeführt. Die Art ist monotypisch [3]. |
Literatur und Internetquellen
- BAUER, H.-G. und WOOG, F. (2008)
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Dendrocygna bicolor. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22679746A92827620. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22679746A92827620.en . Downloaded on 06 November 2019.
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- HÖLZINGER, J. et al. (2004)
- KOLBE, H. (1972)
- MAUMARY, L. et al. (2007)
- ZIMMERMANN, E. (2006)