Schreiadler (Clanga pomarina) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen
© Klaus Rudloff, Berlin
Ordnung: Greifvögel (ACCIPITRIFORMES)
Unterordnung: Habichtartige und Fischadler (ACCIPITRES)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Unterfamilie: Adler (Aquilinae)
Schreiadler
Clanga pomarina • The Lesser Spotted Eagle • L'aigle pomarin
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der nicht-gefährdete, hauptsächlich in Osteuropa heimische Schreiadler ist in Zoos nicht sehr häufig zu sehen. Weil sein beutespektrum aus sehr kleinen Arten besteht, spielt er auch keine Rolle in der Falknerei. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Gesamtlänge von 61-65 cm, einer Flügellänge von rund 50 cm, einer Sapnnweite bis 168 cm und einem Gewicht von ca. 1'500 (1'100-2'000) g ist der Schreiadler nur wenig größer als ein Mäusebussard. Die Gefiederfärbung ist ein sehr gleichmäßiges, schwach glänzendes Kaffeebraun, das im Frühjahr und Sommer bis zu glanzlosem Erdbraun verblaßt und im Nacken sich ein wenig lichtet. Die Iris ist gelb mit einzelnen braunen, beim Weibchen roten Punkten an der Unterseite des Auges, die Wachshaut gelb, der Schnabel hornblau, an der Spitze schwarz, der Fuß, soweit unbefiedert, gelb. Junge Vögel sind stets merklich dunkler als alte [3; 5, 8]. VerbreitungBrutvogel in Europa und im Iran: Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Estland, Georgien, Griechenland, Iran, Kroatien, Lettland, Litauen, Moldawien, Nord-Mazedonien, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Weißrussland. Überwintert in Afrika südlich der Sahara, namentlich Ost- bis Südafrika [1]. Lebensraum und LebensweiseDer Schreiadler brütet in der Nähe von Waldrändern oder an Waldlichtungen. Er bevorzugt Au- und sonstige feuchte Laubwälder. Die meisten Vögel nisten im Tiefland, es wurden jedoch auch Bruten in Bergregionen in bis zu 2'200 m Höhe beobachtet. Der Schreiadler ist ein Langstreckenzieher. Die Vögel verlassen ihre Brutgebiete zwischen August und November und kehren im März und April zurück. Sie werden im Allgemeinen einzeln oder paarweise beobachtet, versammeln sich jedoch an reichhaltigen Nahrungsquellen und ziehen in Schwärmen. Sie ernähren sich von Kleinsäugern, Vögeln, Reptilien, Amphibien und Großinsekten, wobei in verschiedenen Teilen des Verbreitungsgebiets unterschiedliche Beutearten vorherrschen. Gejagt wird von einer Warte aus, oft auch zufuß. Die Brutpaare verteidigen relativ kleine Territorien. Die Nester werden in Bäumen gebaut, normalerweise in der Nähe des Waldrandes. Gebrütet wird ab Ende April bis Mai. Das Gelege besteht aus 2 (1-3) weißen, mehr oder weniger rotbraun gefleckten, 63x51 mm großen Eiern, die vom ersten Ei an während 38-40 Tagen bebrütet werden. Meistens kommt nur ein Jungvogel hoch, weil das größere Junge das kleinere am Fressen hindert. Die Jungen sind nach ca. 7 Wochen flugfähig [3; 5; 7; 8]. Gefährdung und SchutzDie Art hat eine weite Verbreitung und einen mutmaßlich stabilen Bestand, der auf 45-60'000 erwachsene Vögel geschätzt wird. Die Art gilt deshalb seit 2004, letztmals übrerprüft und bestätigt 2021 als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Die Art fällt unter Anhang 2 des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten (CMS). Bedeutung für den MenschenSchreiadler befinden sich laut IUCN im nationalen und internationalen Tierhandel [1]. Von 2001-2023 wurden allerdings nur gerade zwei Wildfänge aus Lettland bei der Ausfuhr registriert. Im selben Zeitraum wurden weltweit keine Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr erfasst [4]. Haltung im ZooAls Höchstalter werden 26 Jahre und 1 Monate angegeben, erreicht von einem Vogel im Tierpark Berlin [6]. Haltung in europäischen Zoos: Schreiadler werden in rund 20 Zoos und Falkenhöfen gehalten, von denen sich nur wenige im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Das Gutachten (2024) des BMEL über Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen enthält zahlreiche Anforderungen an die falknerische und an die Volierenhaltung. Für ein Paar Schreiadler soll u.a. eine Voliere mit einer Grundfläche von 27 m² und einer Höhe von 2.5 m mit ungeheiztem, trockenem und zugluftfreiem Schutzraum vorhanden sein. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 20.12.2024) schreibt für 1-2 kleine Adler eine Voliere mit einer Grundfläche von 30 m² und einem Volumen von 9 m³ vor. Für jeden weiteren adulten Vogel ist die Grundfläche um 10 m² zu vergrößern. Die Vorgängerverordnung sah halb so große Dimensionen vor. Die Erhöhung erfolgte ohne Angabe von Gründen. Für Schauflüge eingesetzte Vögel dürfen nur im nicht öffentlich zugänglichen Bereich der Tierhaltung an der Fessel gehalten werden. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für die Haltung von 1-2 Sshreiadlern eine Voliere mit einer Grundfläche von 30 m² bei 2.5 m Höhe sowie ein frostfreier Schutzraum erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 10 m² zu erweitern. Für die falknerische Haltung gelten besondere Anforderungen. Taxonomie und NomenklaturDer Schreiadler wurde 1831 von Christian Ludwig BREHM, dem Vater des Verfassers von "Brehms Thierleben" als Aquila pomerina erstmals wissenschaftlich beschrieben. Diesen Namen behielt er bis 2014, danach stellte man ihn zusammen mit dem Schelladler in eine eigene Gattung, für die der 1854 vom polnischen Arzt und Tierarzt Adam Ferdynand ADAMOWICZ vergebene Name Clanga ausgegraben wurde. Die frühere Unterart hastata aus Südasien wurde 2014 als eigene Art abgetrennt [1; 5]. |
Literatur und Internetquellen
- AVIBASE
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2021). Clanga pomarina. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T22696022A203665834. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-3.RLTS.T22696022A203665834.en. Accessed on 19 December 2024.
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- CITES TRADE DATA BASE
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)