Schreiseeadler

Schreiseeadler (Haliaeetus vocifer) im Zoo Neunkirchen
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Greifvögel (ACCIPITRIFORMES)
Unterordnung: Habichtartige und Fischadler (ACCIPITRES)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Unterfamilie: Seeadler (Haliaeetinae)

D LC 650

Schreiseeadler

Haliaeetus vocifer • The African Fish Eagle • Le pygargue vocifère

213 003 024 008 haliaeetus vocifer springe PD1Schreiseeadler (Haliaeetus vocifer) im Wildpark Springe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

213 003 024 008 haliaeetus vocifer map2Approximative Verbreitung des Schreiseeadlers (Haliaeetus vocifer). Dunkelblau: Brutareal; mittelblau: nicht brütend

213 003 024 008 haliaeetus vocifer sciez PD1Schreiseeadler (Haliaeetus vocifer) in Les Aigles du Léman, Sciez (Hochsavoyen) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

213 003 024 008 haliaeetus vociferSchreiseeadler (Haliaeetus vocifer) im Zoo Neunkirchen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

213 003 024 008 haliaeetus vocifer NKN PD5Schreiseeadler (Haliaeetus vocifer) im Zoo Neunkirchen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

213 003 024 008 haliaeetus vocifer2Subadulter Schreiseeadler (Haliaeetus vocifer) im Zoo Neunkirchen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

213 003 024 008 haliaeetus vocifer TPB wDreier1Schreiseeadler (Haliaeetus vocifer) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

213 003 024 008 haliaeetus vocifer chivero PD1Schreiseeadler (Haliaeetus vocifer) mit Beute im Lake Chivero Recreational Park, Simbabwe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

213 003 024 008 haliaeetus vocifer BREHMSchreiseeadler (Haliaeetus vocifer). Illustration aus BREHMS THIERLEBEN (1882-1887). Gemeinfrei.


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Stimme auf XENO-CANTO

Der von BREHM als "schönster aller Raubvögel überhaupt" bezeichnete Schreiseeadler ist ein Charaktervogel afrikanischer Feuchtgebiete, der zwar selbst nicht gefährdet ist, aber sich wegen seiner Auffälligkeit gut als Botschafterart eignet, vor allem wenn er in Nachbarschaft zu gefährdeten Arten wie Flusspferd, Litschiwasserbock, Kronen- oder Klunkerkranich präsentiert wird. In europäischen Zoos wird er mit mittlerer Häufigkeit gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Schreiseeadler erreicht eine Gesamtlänge von 63-73 cm, eine Flügelspannweite von 168-190(-240) cm und ein Gewicht von ca. 2-2.8 kg bei den Männchen und 3.1-3.7 kg bei den größeren Weibchen.

Die Schnabelspitze ist schwarz, Schnabelbasis, Wachshaut, Orbitalring und Fänge sind gelb. Das Gefieder an Kopf, Brust und Nacken sowie der Schwanz sind weiß, das übrige Gefieder ist rotbraun oder dunkelbraun. Bei Jungvögeln sind die weißen Partien mit braun gemischt [2; 4; 5; 6; 7; 8].

Verbreitung

Afrika südlich der Sahara, ausgenommen Trockengebiete am Horn von Afrika sowie Kalahari, Namib und Teile der Karoo: Angola, Äquatorial-Guinea, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Burundi, Elfenbeinküste, Eritrea, Gabun, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Kongo, Kongo Dem., Lesotho, Liberia, Malawi, Mali, Mauretanien, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Ruanda, Sambia. Senegal, Sierra Leone, SimbabweSomalia, Sodan, Südafrika, Süd-Sudan, Swasiland, Tansania, Togo, Tschad, Uganda. Zentralafrikanische Republik [1]

Lebensraum und Lebensweise

Der Schreiseeadler besiedelt paarweise die Ufer von größeren Seen, Stauseen, Flüssen, Lagunen und Ästuaren, nach guten Regenfällen auch von kleineren Wasserkörpern. Im Gebirge geht er bis auf eine Höhe von 4'000 m.

Um sich am Leben zu erhalten, benötigt ein Schreiseeadler außerhalb der Fortpflanzungsperiode einen Fisch von wenigstens 150 Gramm pro Tag. Die meisten gefangenen Fische wiegen zwischen 200 und 500 Gramm. Fische bis 2.5 kg kann der Schreiseeadler noch davontragen, schwerere schleppt er übers Wasser zum Ufer und frisst sie dort. Untersuchungen in Ostafrika haben gezeigt, dass ein Schreiseeadler nur 8 Minuten pro Tag mit Fischen verbringt. Den Rest des Tages rastet er auf einem Ast am Fluss- oder Seeufer.

Das Nest wird meist auf einem Baum, selten in einer Felswand, so nahe wie möglich am Wasser errichtet. Das Gelege besteht aus 2 (1-4) Eiern. Die Brutzeit beträgt 42-45 Tage, die Nestlingszeit 65-75 Tage. Jungvögel bilden oft Gruppen außerhalb der elterlichen Territorien [4; 5; 6].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine weite Verbreitung und einen großen Bestand, von dem angenommen wird, dass er stabil ist. Sie wurde daher 2004, letztmals überprüft 2020, als nicht-gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Die Art fällt unter Anhang II des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten(CMS).

Bedeutung für den Menschen

Der Schreiseeadler wird nicht bejagt. Gebietsweise werden Vögel für den internationalen Tierhandel gefangen [1].

Von 2001-2018 gelangten aus den Ursprungsländer 75 Wildfänge in den legalen internationalen Handel, davon 39 aus Tansania (letztmals 2009). Im selben Zeitraum wurden weltweit 16 Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr registriert [3].

Kulturelle Bedeutung: Der Schreiseeadler ist der Nationalvogel von Sambia, Simbabwe und Südafrika

Haltung im Zoo

1851 wurde erstmals ein Sekretär im Amsterdamer Zoo gezeugt, danach 1855 im Tiergarten Schönbrunn. Die europäische (oder Welt-?) Erstzucht gelang 1988 dem Tierpark Berlin. Als Höchstalter werden über 21 Jahre angegeben, erreicht von einem Vogel im Zoo Lissabon [6]. Schreiseeadler werden öfter in Flugschauen eingesetzt.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 55 zoologischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa 40% im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: 1995 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen. Diese werden gegenwärtig November 2024) überarbeitet und sollen als Leitlinien zur Haltung von Greifvögeln (Accipitriformes, Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) neu herausgegeben werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 große Adler eine Voliere mit einer Grundfläche von 60 m² und einem Volumen von 240 m³ vor. Für jeden weiteren adulten Vogel ist die Grundfläche um 15 m² zu vergrößern. Die Vorgängerverordnung sah halb so große Dimensionen vor. Die Erhöhung erfolgte ohne Angabe von Gründen. Für nicht winterharte Vögel ist ein Schutzraum von 2 m² pro Vogel erforderlich. Für Schauflüge eingesetzte Vögel dürfen nur im nicht öffentlich zugänglichen Bereich der Tierhaltung an der Fessel gehalten werden.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für die Haltung von 1-2 Schreiseeadlern eine Voliere mit einer Grundfläche von 30 m² bei 2.5 m Höhe sowie ein frostfreier Schutzraum erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 10 m² zu erweitern. Für die falknerische Haltung gelten besondere Anforderungen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Schreiseeadler wurde 1800 vom französischen Zoologen François Marie DAUDIN als "Falco vocifer" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Haliaeetus wurde 1809 von dem  französischen Naturforscher Marie Jules César Lelorgne de SAVIGNY eingeführt, Haliaeetus vocifer ist monotypisch und bildet mit Haliaeetus vociferoides von Madagaskar eine Superspezies [4].

213 003 024 008 haliaeetus vocifer springe PD2Schreiseeadler (Haliaeetus vocifer) im Wildpark Springe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2020). Haliaeetus vocifer. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T22695115A174556979. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T22695115A174556979.en. Downloaded on 18 December 2020.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
  5. GINN, P.J., McILLERON, W.G. & MILSTEIN, P. le S. (1999)
  6. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  7. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  8. THE PERGRINE FUND