Riesenseeadler (Haliaeetus pelagicus) im Zoo Nürnberg
© Helmut Mägdefrau, TG Nürnberg
Ordnung: Greifvögel (ACCIPITRIFORMES)
Unterordnung: Habichtartige und Fischadler (ACCIPITRES)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Unterfamilie: Seeadler (Haliaeetinae)
Riesenseeadler
Haliaeetus pelagicus • The Steller's Sea Eagle • Le pygargue empereur
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Wie sein Name andeutet, ist der in seinem Ursprungsgebiet gefährdete Riesenseeadler der größte Adler der Welt. Er ist von beeindruckender Gestalt und eignet sich vorzüglich als Botschafter für den Greifvogelschutz. Er wird daher recht häufig in europäischen Zoos gehalten und oft auch in Flugschauen eingesetzt. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Gesamtlänge von 85-98(-110) cm, einer Flügelspannweite bis zu 280 cm und einem Gewicht bis knapp 7 kg bei den Männchen und bis 9 kg bei den Weibchen ist der Riesenseeadler der größte Adler der Welt. Auffällig ist sein großer, leuchtend gelber Schnabel. Auch die Läufe und Zehen sind gelb, die Iris ist hellgelb. Flügeldecken, Schwanz und Hosen sind weiß, das übrige Gefieder ist schwarzbraun. Daneben gibt es noch eine dunkle Morphe, bei der nur der Schwanz weiß ist [2; 4; 5; 6]. VerbreitungOstasien: Russland (Kamtschatka, Sachalin), China, Japan, Nord- und Südkorea [1]. Lebensraum und LebensweiseDer Riesenseeadler lässt sich an Meeresküsten, den Unterläufen von Flüssen und Seen nieder. Wichtig ist, dass es sich um fischreiche Gewässer handelt, denn er ernährt such fast nur von lebenden oder toten Fischen, z.B. Pazifik-Lachsen (Oncorhynchus). Während der Brutzeit sind die Paare territorial. Im Winter können sie sich zu größeren Gruppen zusammenschließen. Der Riesenseeadler ist ein Kurzstreckenzieher, seine Aufenthaltsgebiete während der Wintermonate liegen südlich des Brutareals. Genistet wird hauptsächlich auf Bäumen, gelegentlich auch in Felswänden. Die aus Ästen gebauten Nester haben oft einen Durchmesser von 2.5 m und eine Höhe bis zu 4 m. Gebrütet wird meistens in der zweiten Aprilhälfte oder im Mai. Die Gelege bestehen aus 2 (1-3) Eiern. Die Brutdauer beträgt 38-45 Tage, die Nestlingszeit etwa 70 Tage [4; 5]. Gefährdung und SchutzDer Bestand umfasst nur rund 3'600-3'800 Vögel und nimmt ab. Die Art gilt daher seit 1988 als gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE) [1]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Die Art fällt unter die Anhänge I und II des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten(CMS) Bedeutung für den MenschenRiesenseeadler werden für den lokalen / nationalen Tierhandel gefangen [1]. Von 2001-2018 gelangten aus Russland 8 Wildfänge in den legalen internationalen Handel. Im selben Zeitraum wurden weltweit 142 Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr registriert. Wichtigste Herkunftsländer waren Kasachstan mit 80 und die Schweiz mit 23 Vögeln [3]. Haltung im ZooAls Höchstalter werden 34 Jahre angegeben, erreicht von einem Vogel im Londoner Zoo [5]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 100 Zoos und Falkenhöfen gehalten, von denen sich gegen ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Der Zoo Heidelberg hält zwei Vögel, die im Jahr 2006 bei einer versuchten illegalen Einfuhr zusammen mit vier Artgenossen vom niederländischen Zoll beschlagnahmt und dem Zoo zur Pflege überlassen wurden. Es gibt ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), koordiniert durch den Zoo Moskau, dem 1987 die Welterstzucht geglückt war [PM Tierpark Berlin]. Die Erstzucht in Deutschland erfolgte 2001 im Tiergarten Nürnberg, seitdem gab es auch im im Welt-Vogelpark Walsrode und ab 2009 regelmäßig im Tierpark Berlin Nachwuchs. 2021 waren (durch ZIMS) 97 Riesenseeadler in EAZA-Zoos und 133 in anderen europäischen Einrichtungen erfasst. Die EAZA Zoos hatten für jenes Jahr 15 aufgezogene Jungvögel gemeldet. Die Zoopopulation geht auf 35 Gründertiere zurück [EAZA Raptor RCP 2021]. Mindestanforderungen an Gehege: 1995 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen. Diese werden seit Jahren überarbeitet und sollen als Leitlinien zur Haltung von Greifvögeln (Accipitriformes, Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) neu herausgegeben werden. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 große Adler eine Voliere mit einer Grundfläche von 60 m² und einem Volumen von 240 m³ vor. Für jeden weiteren adulten Vogel ist die Grundfläche um 15 m² zu vergrößern. Die Vorgängerverordnung sah halb so große Dimensionen vor. Die Erhöhung erfolgte ohne Angabe von Gründen. Für Schauflüge eingesetzte Vögel dürfen nur im nicht öffentlich zugänglichen Bereich der Tierhaltung an der Fessel gehalten werden. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für die Haltung von 1-2 Riesenseeadlern eine Voliere mit einer Grundfläche von 60 m² bei 3 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 15 m² zu erweitern. Für die falknerische Haltung gelten besondere Anforderungen. Taxonomie und NomenklaturDer Riesenseeadler wurde 1811 vom Berliner Naturforscher Peter Simon PALLAS, den Katharina die Große als Professor nach Petersburg berufen hatte, als "Aquila pelagica" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Haliaeetus wurde 1809 von dem französischen Naturforscher Marie Jules César Lelorgne de SAVIGNY eingeführt. Die Art ist monotypisch, die als "H. p. niger" beschriebene dunkle Morphe ist nach gegenwärtigem Verständnis keine Unterart [4]. Die Art wird auch Steller-Seeadler genannt. Dies nach dem deutschen Naturforscher: Georg Wilhelm STELLER, der 1709 in Franken geboren wurde. Als armer Mann verließ er seine Heimat, um sich als Wundarzt der russischen Armee die Fahrt nach Sankt Petersburg zu verdienen. 1741 nahm er an der Großen Nordischen Expedition unter Vitus Bering teil, die vom Zar Peter dem Großen in Auftrag gegeben worden war. Er beschrieb Hunderte von Pflanzen- und Tierarten darunter die berühmte Stellersche Seekuh, die wenig später ausgerottet wurde. Auf dieser Reise strandete das Schiff, Kapitän BERING starb und STELLER hatte großen Anteil daran, dass die Fahrt nicht in einer Katastrophe endete. Er blieb diesem Erdwinkel treu und verbrachte noch einige Jahre dort. 1746 starb er in Sibirien. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Haliaeetus pelagicus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22695147A93492859. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22695147A93492859.en. Downloaded on 21 October 2019.
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)