Blauer Pfau (Pavo cristatus), Hahn im Zoo Zürich
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Hühnervögel (GALLIFORMES)
Unterordnung: Fasanenverwandte (PHASIANI)
Familie: Fasane und Feldhühner (Phasianidae)
Unterfamilie: Fasane (Phasianinae)
Blauer Pfau
Pavo cristatus • The Common, or Indian, Peafowl • Le paon bleu
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der domestizierte und in mehreren Farbmutanten vorkommende Blaue Pfau ist (neben dem Haushuhn) der häufigste Hühnervogel in zoologischen Einrichtungen. Meist wird er freilaufend im Park gehalten, wo er während der Balz ein Spektakel darbietet, das die volle Aufmerksamkeit des Publikums findet. Körperbau und KörperfunktionenBeim Blauen Pfau ist der Geschlechtsdimorphismus sehr ausgeprägt. Hähne erreichen eine Gesamtlänge von 180-230 cm, wovon 40-45 cm auf den eigentlichen Schwanz und 140-160 cm auf die aus 100-150 Federn bestehende Schleppe (d.h. die Oberschwanzdecken) entfallen, ein Flügelspannweite von 130-150 cm und ein Gewicht von 4'000-6'000 g. Von den 90-100 cm der Gesamtlänge der Henne fallen 32-38 cm auf den aus 20 Federn bestehenden Schwanz. Die Spannweite beträgt 80-130 cm und das Gewicht 2'750-4'000 g. Der Hahn hat eine fächerförmige Krone aus spaltelförmigen Federn. Oberkopf, Hals und Brust sind blau, das Gesicht ist schwarz-weiß gezeichnet. Die Schultern und kleineren Flügeldecken sind gelbbraun und braunschwarz gebändert. Die Schleppe, die zu einem fächerförmigen Rad aufgestellt werden kann, ist grün, wobei die meisten Federn ein blau irisierendes „Auge“ aufweisen. Die Läufe tragen einen Sporn. Die Hennen haben ebenfalls eine Federkrone, sind aber schlichter gefärbt, sind ungespornt und haben keine Schleppe. Wildpfauen unterscheiden sich von domestizierten durch ihre längeren Läufe [3; 6; 8]. Vom domestizierten Pfau gibt es neben wildfarbenen verschiedene, farblich abweichende Zuchtformen. Am häufigsten in unseren Zoos zu sehen sind Weiße, Schwarzflügel- und Gescheckte Pfauen. VerbreitungSüdasien: Bangladesch, Bhutan, Indien, Nepal, Pakistan, Sri Lanka. Eingeführte und verwilderte Populationen in Australien, Bahamas, Japan, Neuseeland, Singapur Taiwan und Hawaii [1]. Lebensraum und LebensweiseDer Blaue Pfau besiedelt Busch- und Waldland in Höhenlagen bis 2'000 m [1; 3]. Zur Fortpflanzungszeit sammelt jeder Pfauenhahn 3 bis 5 Weibchen um sich und verteidigt ein festes Territorium. Die ausgiebige Balz ist vor allem durch das bekannte "Radschlagen" des Männchens gekennzeichnet. Hierbei werden die langen, mit "Pfauenaugen" versehenen Oberschwanzdecken und Schwanzfedern zu einem Rad aufgestellt, um so den Weibchen zu imponieren. Unmittelbar nach der Paarung gehen die Hennen ihrem Brutgeschäft nach. Die Nester werden meist unter dichtem Gebüsch verborgen. Das Bebrüten der 5 bis 7 Eier und die Aufzucht der Küken übernimmt ausschließlich das Weibchen. Nach der Paarungszeit mausern die Vögel. Die Hähne verlieren dann ihre prächtigen Schmuckfedern, die erst zur nächsten Fortpflanzungszeit neu wachsen [Text Zoo Duisburg]. Gefährdung und SchutzDie Wildform des Blauen Pfaus hat eine weite Verbreitung und einen großen Bestand. Sie ist nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel ist für die Wildform nach CITES-Anhang III (Pakistan) geregelt. Auf domestizierte Pfauen ist CITES grundsätzlich nicht anwendbar, was allerdings von manchen Vertragsstaaten (Schweiz!) anders interpretiert wird. Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Wildpfauen haben keine Relevanz für den internationalen Handel. National werden sie zur Gewinnung von Fleisch und Federn gejagt oder für den Tierhandel bzw. als Heimtiere gefangen [1]. Kulturelle Bedeutung: Der Pfau gilt als Symbol der Schönheit, des Reichtums, der Liebe, der Leidenschaft, aber auch der Unsterblichkeit, der Arroganz und der Eitelkeit. Er ist der indische Nationalvogel und heiliges Tier. In der christlichen Religion galt das Pfauenauge lange als Gottesbeweis, als etwas, was nur Gott erschaffen konnte. In der griechischen Mythologie soll Hermes die 100 Augen des Argos dem Pfau als willkommene Zierde für sein üppiges Federkleid geschenkt haben. Die Redensart «Mit Argusaugen beobachten» geht zurück auf den Hirten Argus (Riese) Panoptes (Allesseher) aus der griechischen Mythologie, der am ganzen Körper Augen hatte. Wenn ein Teil seiner 100 Augen sich durch den wohltuenden Schlaf regenerierte, war der Rest hellwach. Dieser Riese war von Hera, der eifersüchtigen Gattin des Zeus, zum Wächter der von ihr oder vom vorsichtigen Zeus in eine Kuh verwandelten Zeusgeliebten Io bestimmt worden, um Schäferstündchen zwischen Zeus und Io zu verhindern. Zeus gelang es trotzdem, in Gestalt eines Stieres mit Io den Epaphos zu zeugen. Dann sandte er den Götterboten Hermes zu Argus, der Io befreien sollte. Hermes wusste aber, dass dessen Augen nichts entging. Darum schläferte er Argus mit seinem Flötenspiel ein. Danach konnte er den Riesen mit einem Felsen erschlagen und die schwangere Io konnte entfliehen. Die 100 Augen des Argus schenkte Hermes dann dem Pfau [Text PM Zoo Zürich]. HaltungPfauen wurden bereits vor 3'000 Jahren an den Höfen der ägyptischen Pharaonen und kleinasiatischen Könige gehalten. Sie waren recht selten, bis Alexander der Große mehr aus Indien einführte. Von der Antike bis zum Beginn der Neuzeit wurden sie nicht nur zur Belebung von Parks, sondern auch für kulinarische Zecke gezüchtet, bis sie im 15. Jahrhundert durch das aus Mexiko eingeführte Truthuhn ersetzt wurden [4]. In Zoos werden praktisch ausschließlich domestizierte Pfauen gehalten, die etwas weniger hochbeinig sind als die Wildform. Pfauen sind keine gewandten Flieger, sind sehr standorttreu und übernachten auf Bäumen. Obwohl sie aus den Tropen stammen, sind sie absolut winterhart. Sie können daher im Zoo recht problemlos freilaufend gehalten werden [6]. Eine regelmäßige Überwachung ihres Gesundheitszustands ist aber angezeigt, da sie sehr empfänglich für Tuberkulose sind und diese und andere Krankheiten im ganzen Zoo verbreiten können. Innerhalb des Zoos richten sich die Pfauen ihren Lebensraum ein: Sie haben ihre Schlafbäume, wissen, wo es Futter hat und wo sie Sandbaden können und sie kennen die geeigneten Balzplätze. Nachts pflegen Pfauen zum Schlafen auf bestimmten Schlafbäumen aufzubaumen. Zum Teil findet man auf diesen Bäumen ganze Gruppen, zum Teil schlafen sie – insbesondere Hähne – auch einzeln. Bäume mit einem dichten Efeumantel bieten den Vorteil, dass die Vögel dort auch einen gewissen Schutz vor dem Wind haben. Bedeuten diese Schlafplätze wohl einen Schutz vor Räubern, so sind die Vögel dort aber auch dem Wetter sehr direkt ausgesetzt, dies insbesondere im Winter. Die Kälte macht den Pfauen zwar nichts aus, aber im tiefen Schnee können sie sich nicht fortbewegen und finden kaum Futter, weshalb man ihnen trockene Futterstellen einrichten muss [Text PM Zoo Zürich]. Die von den Pfauhähnen besetzten Reviere sind viel kleiner als die Gesamtfläche eines durchschnittlichen Zoos. Pfauen meiden dicht bewaldete Zooteile und halten sich bevorzugt in Parklandschaften auf, die ihrem natürlichen Lebensraum ähnlichsehen. Ein Hahn behält nach Möglichkeit sein Territorium über Jahre bei. Auch werden während Jahren dieselben hohen Laubbäume als Schlafbäume und von den Hennen dieselben Nistplätze genutzt [5]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 1'000 Zoos gehalten, von denen sich rund ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Hühnervögel. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs sind Hühnervögel ihren sozialen Bedürfnissen entsprechend paarweise, in Gruppen oder außerhalb der Brutzeit einzeln zu halten. Die Volieren müssen für ein Paar Pfauen (Pavo) eine Mindestfläche von 18 m², eine Höhe von 3 m und einen Schutzraum oder gedeckten Bereich aufweisen. Für jeden weiteren Adultvogel ist die Fläche um 8 m² zu erweitern. Taxonomie und NomenklaturDer Blaue Pfau wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Art ist monotypisch [3]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Pavo cristatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22679435A92814454. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22679435A92814454.en . Downloaded on 09 October 2019.
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
- DELACOUR, J. (1977)
- DURRER, H. (1965)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- RAETHEL, H. S. (1988)
- WISSEL, C. von, STEFANI, M. & RAETHEL, H.-S. (1966)