Tuisittich

Tuisittiche (Brotogeris sanctithomae) im Loro Parque, Puerto de la Cruz, Tenerife
© Loro Parque

Ordnung: Papageienvögel (PSITTACIFORMES)
Familie: Echte Papageien (Psittacidae)
Unterfamilie: Eigentliche Papageien (Psittacinae)
Tribus: Neuweltpapageien (Arini)

D LC 650

Tuisittich, Tuiparasittich

Brotogeris sanctithomae • The Tui Parakeet • Le toui à front d'or

218 003 013 006 brotogeris sanctithomae loropq jschmidtTuiparasittich (Brotogeris sanctithomae) im Loro Parque, Tenerife © Jirka Schmidt, Riesa

 

 

218 003 013 006 brotogeris sanctithomae mapApproximative Verbreitung des Tuiparasittichs (Brotogeris sanctithomae)

 

 

218 003 013 006 brotogeris sanctithomae loropq jpfleidererTuiparasittich (Brotogeris sanctithomae) im Loro Parque, Tenerife © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

 

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Der Tuisittich ist eine nicht gefährdete, kleine Sittichart, die in europäischen Zoos stets selten war und heute nur noch ausnahmsweise zu sehen ist.

Körperbau und Körperfunktionen

Tuisittiche werden 17.5 cm lang und etwa 59 g schwer. Ihr Schnabel ist rotbraun, die Iris gelblich, der unbefiederte Augenring weißgrau und die Füße hell graubraun. Das Gefieder ist überwiegend grün, unterseits gelblich grün, Stirn, Vorderscheitel und ein Fleck hinter dem Auge sind gelb, der kleine Kehlfleck orange. Die Geschlechter sind äußerlich nicht zu unterscheiden. Bei den Jungvögeln sind Schnabel und Iris dunkler [3; 4; 6; 7]. 

Verbreitung

Südamerika: Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Peru [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Tuisittich kommt am Rand zeitweilig überschwemmter Wälder, in Galeriewäldern, Sekundärwäldern, Savannen und Buschland vor. Er ernährt sich u.a. von Palmnüssen, Früchten sowie Blüten von Korallenbäumen (Erythrina) und sucht auch Maniok- und Zuckerrohrplantagen heim. Die Gelege umfassen 4-5 Eier, die während 21-22 Tagen bebrütet werden. Die Nestlingszeit dauert etwa 45 Tage [4; 7].

Gefährdung und Schutz

Der Tuisittich hat ein riesiges Verbreitungsgebiet, ist häufig und hat wahrscheinlich eine stabile Gesamtpopulation. Er wird deshalb nicht als gefährdet angesehen (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Nur Peru registrierte von 2001-2018 Ausfuhren von 4'105 lebenden Wildfängen, aus den anderen Ursprungsländern kam nur etwas Wissenschaftsmaterial. Im selben Zeitraum wurden weltweit 458 Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr erfasst, nach 2009 allerdings keine mehr [2].

Haltung

Bei der Haltung ist darauf zu achten, dass die Temperatur nicht unter 10°C fällt und es sind stets Nistkästen anzubieten, da diese auch zum Schlafen benutzt werden. Als Höchstalter werden auf der Grundlage von wenigen Tieren 15 Jahre und 2 Monate angegeben [3; 9].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in europäischen Zoos nur ganz ausnahmsweise gezeigt. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Papageiengutachten des BMELF von 1995 ist für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels ein Käfig mit einer Grundfläche von 0.5 m² und einer Höhe von 50 cm erforderlich, der in mindestens 80 cm Höhe aufzustellen ist, ferner ein Schutzraum mit einer Grundfläche von 0.5 m². Für jedes weitere Paar sind die Grundflächen um 50% zu erweitern. Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) sind Tuiparasittiche mindestens paarweise zu halten. Für 4 (!) Vögel ist ein Käfig mit Badegelegenheit, einer Grundfläche von 0.24 m² und einer Höhe von 50 cm vorgeschrieben, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 0.05 m² zu erweitern. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) schreibt für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels eine Voliere mit einer Grundfläche von 2 x 1.5 m Fläche und einer Höhe von 2 m sowie einen Schutzraum von 1 m² / 1 m Höhe mit einer Mindesttemperatur von 10°C vor. Den Vögeln müssen ganzjährig geeignete Schlafkästen zur Verfügung gestellt werden. Je weiteres Paar sind die Flächen um 50% zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Tuisittich wurde 1776 durch Philipp Ludwig Statius MÜLLER, Professor an der Universität Erlangen, im Rahmen seiner von 1773 bis1776 veröffentlichten deutschsprachigen Systematik des Tierreichs beschrieben und als "Psittacus St. Thomae" erstmals wissenschaftlich benannt. Bekannt war die Art aber bereits zuvor durch eine Beschreibung, die Georg MARCGRAF (1610-1644), Kandidat der Medizin aus Pirna, im Rahmen einer von Graf Moritz von NASSAU-SIEGEN veranlassten Forschungsreise durch Nordbrasilien gemacht hatte. Da MARCGRAF bereits in jungen Jahren an Gelbfieber starb, erfolgte die Publikation in Historiae Rerum Naturalium Brasiliae, der ersten mit Holzschnitten illustrierten Naturgeschichte Brasiliens von Joannes de LAET, Antwerpen, 1648. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Brotogeris wurde 1825 von dem irischen Zoologen Nicholas Aylward VIGORS eingeführt. Es werden gegenwärtig zwei Unterarten anerkannt [4; 5; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Brotogeris sanctithomae. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22685994A93095525. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22685994A93095525.en . Downloaded on 07 August 2019.
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. DE GRAHL, W. (1979)
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  5. DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
  6. FORSHAW, J. M. & COOPER, W. T. (1981)
  7. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  8. STRUNDEN, H. (1984)
  9. YOUNG, A. M., HOBSON, E. A., BINGAMAN LACKEY, L. & WRIGHT, T. F. (2012)