Nacktkehl-Glockenvogel

Nacktkehl-Glockenvogel (Procnias nudicollis) im Zoo Barcelona
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Sperlingsvögel (PASSERIFORMES)
Unterordnung: Zehenkoppler bzw. Schreivögel (DESMODACTYLAE bzw. TYRANNI  bzw. EURYLAIMI)
Familie: Schmuckvögel (Cotingidae)

D NT 650

Nacktkehl-Glockenvogel

Procnias nudicollis • The Bare-throated Bellbird • L'araponga à gorge nue

227 007 023 003 procnias nudicollis barcelona PD1Nacktkehl-Glockenvogel (Procnias nudicollis), Hahn im Zoo Barcelona, Lima © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

227 007 023 003 procnias nudicollis mapApproximative Verbreitung des Nacktkehl-Glockenvogels (Procnias nudicollis)

 

 

227 007 023 003 procnias nudicollis barcelona PD3Nacktkehl-Glockenvogel (Procnias nudicollis), Hahn im Zoo Barcelona, Lima © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

227 007 023 003 procnias nudicollis veldhoven KR2Nacktkehl-Glockenvogel (Procnias nudicollis), Henne im Vogelpark Veldhoven © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

227 007 023 003 procnias nudicollis veldhoven KR1Nacktkehl-Glockenvogel (Procnias nudicollis), Hahn im Vogelpark Veldhoven © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Stimme auf XENO-CANTO

Der Nacktkehl-Glockenvogel ist ein in seiner Heimat potenziell gefährdeter Vertreter der Schmuckvögel. In europäischen Zoos war er stets selten und konnte noch seltener zur Zucht gebracht werden, weshalb die europäische Zoopopulation seit einigen Jahren ausgestorben ist.

Körperbau und Körperfunktionen

Glockenvögel zeichnen sich durch einen kräftigen Körperbau, einen platten Schnabel, kurze Läufe und ein kleinfiedriges Federkleid aus. Der Nacktkehl-Glockenvogel erreicht eine Gesamtlänge von 29 cm und ein Gewicht von 163-225 g bei den Hähnen bzw. von 27 cm und 140-158 g bei den Hennen. Das Gefieder des Hahns ist reinweiss, die nackte Haut an Kehle und ums Auge ist grünlichblau. Bei der Henne ist der Kopf dunkelgrau, das übrige Gefieder oberseits dunkler, unterseits heller olivgrün mit gelber Strichelzeichnung auf der Unterseite. Jüngere Männchen sind ähnlich gefärbt wie die Weibchen [2; 3; 4].

Verbreitung

Südamerika: Nordargentinien (Misiones), Südost-Brasilien und Ost-Paraguay [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Nacktkehl-Glockenvogel bevorzugt Primärwälder in Höhenlagen bis zu 1'150 m, nutzt aber auch Sekundärwälder und aufgegebene Kautschukplantagen, sofern es dort ausreichen Früchte tragende Bäume hat.  Er hält sich in den Baumwipfeln auf. Seine Nahrung besteht aus Früchten von mindestens 16 Baumarten aus 11 verschiedenen Familien. Die Fortpflanzungsperiode fällt auf September-Februar. Die Männchen besetzen permanente Territorien, die sie durch laute, metallisch klingende Rufe markieren. Ihren Gesang lernen sie durch Nachahmung von Artgenossen, bei isolierter Haltung imitieren sie andere Vögel. Die Henne baut ein kleines, napfförmige Nest aus dünnen Zweigen, Epiphytenwürzelchen, Moos etc. Das Gelege besteht aus nur einem hellbraunen Ei mit wenigen dunkeln Flecken, das während 23-24 Tagen ausgebrütet wird. Die Küken werden mit 31-33 Tagen flügge [2; 5; 6].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine relativ weite Verbreitung, wobei der geeignete Lebensraum laufend abnimmt. Bedingt durch Habitatverlust und Fang ist der auf 80-130'000 erwachsene Vögel geschätzte Bestand leicht abnehmend. Die Art wurde deshalb ab 2004 als gefährdet, seit 2020 als potenziell gefährdet (Rote Liste: NEAR THREATENED) eingestuft [1].

Der internationale Handel ist unter CITES nichtgeregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Art befindet sich laut Roter Liste im internationalen Tierhandel. Allerdings kommen aufgrund von Veterinärvorschriften der EU kaum noch Vögel nach Europa [1].

Haltung

Dass die Zucht des Nacktkehl-Glockenvogels nur selten gelang, lag an mangelnden Kenntnissen über die Brutbiologie und der Tatsache, dass sich viele als Hennen importierte Vögel als Hähne im Jugendkleid entpuppten. Über die Welterstzucht im Zoo Wuppertal berichten SCHÜRER & BOCK [6].

Haltung in europäischen Zoos: Der Nacktkehl-Glockenvogel wurde 1866 erstmals im Londoner Zoo gezeigt: Er war in europäischen Zoos stets selten. Weil er nur selten nachgezogen wurde starben die letzten Vögel in europäischen Zoos 2014 aus. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Glockenvögel.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Nacktkehl-Glockenvogel wurde 1817 von dem französischen Ornithologen Louis Jean Pierre VIEILLOT unter dem Namen Ampelis nudicollis erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Procnias wurde bereits 1811 von dem in Berlin tätigen Zoologen Johann Karl Wilhelm ILLIGER eingeführt. Die Art ist monotypisch [2].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL. (2020). Procnias nudicollis. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T22700968A177705453. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T22700968A177705453.en . Downloaded on 28 September 2021.
  2. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  3. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. KROODSMA, D., HAMILTON, D., SÁNCHEZ J. E., BYERS, B. E., FANDIÑO-MARIÑO, H., STEMPLE, D. W., TRAINER, J. M. & POWELL, G. V. N. (2013)
  6. SCHÜRER, U. & BOCK, J. (1995)