Kikuyu-Brillenvogel (Zosterops poliogastrus kikuyuensis) im Zoo Frankfurt
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Familienübersicht
Die hier vorgestellten Arten gehören Familien an, die in den Bänden 11 bis 14 des "HANDBOOKS" besprochen werden. Dort sind 43 Familien aufgeführt. Viele davon sind aber in Zoos nicht oder mit sehr wenigen Arten vertreten. Es wird hier also nur eine Auswahl vorgestellt. Einzelne dieser Familien werden in nach 2006/09 erschienenen Publikationen nicht mehr anerkannt, andere Familien wurden neu geschaffen, Gattungen und Arten wurden und werden zwischen Familien hin und her geschoben. Vielleicht hatte ein ehemaliger "Directeur-Vétérinaire" des Zoologisch-Botanischen Gartens Mülhausen im Elsass nicht so unrecht, wenn er sich um die Singvogel-Taxonomie foutierte und alles, was kleiner als eine Amsel war, unter "Spatzen" subsumierte ...
Die taxonomische Situation betreffend Fliegenschnäpper (Muscicapidae) ist ziemlich konfus. Erst wurden zahlreichen Gruppen dieser kleinen, altweltlichen Singvögel als eigene Familien abgetrennt, was dazu führte, dass das "HANDBOOK" den Bestand der Familie mit 18 Gattungen und 116 Arten angibt, von denen 15 gefährdet waren. Danach wurden aber zahlreiche Gattungen, namentlich der Drosseln (Turdidae) wieder als Fliegenschnäpper angesehen. Die Rote Liste (Stand 2022) ging daher wieder von 340 Arten aus. In der Fassung 2024-2 sind es aber nur noch 133 Arten Offensichtlich sind aber die Ergebnisse molekulargenetischer Untersuchungen widersprüchlich und ist die Taxonomie noch im Fluss, sodass wir es beim Stand des "HANDBOOKS" (2006) belassen.
Auch die systematische Einordnung der Goldhähnchen (Regulidae) ist Gegenstand von Debatten der Taxonomen. Klassischerweise eine Unterfamilie der Fliegenschnäpper, werden sie im "HANDBOOK" als eigene Familie behandelt, bestehend aus nur einer Gattung mit sechs Arten.
Bis 1990 wurden die Papageischnabeltimalien (Paradoxornithidae) als Unterfamilie Panurinae zu den Fliegenschnäppern gerechnet. SIBLEY & MONROE (1990) werteten sie zu einer Familie auf. Dies wurde im HANDBOOK so übernommen, obwohl aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen der Familienstatus wieder angezweifelt wurde. Zu den Papageischnabeltimalien gehören drei Gattungen mit 21 Arten, wovon drei gefährdet sind. Nach "CHECKLIST" bildet die Bartmeise (Panurus biarmicus) eine eigene Familie (Panuridae), die als Schwestertaxon der Lerchen (Alaudidae) angesehen wird. Andererseits werden die restlichen "Paradoxornithidae" jetzt als Mitglieder der Familie der Grasmücken (Sylviidae) angesehen.
Die in Afrika, Süd- und Südostasien verbreitete Familie der Timalien (Timaliidae) zählt nach HANDBOOK 84 Gattungen mit 309 Arten, von denen etwa 10 % gefährdet sind. Stand 2017 wird nur noch von 54 Arten ausgegangen, weil zahlreiche Arten in andere bzw. neu geschaffene Familien umgeteilt wurden.
Die in der Holarktis und der Orientalischen Faunenregion verbreitete Familie der Kleiber (Sittidae) besteht nach "HANDBOOK" aus einer Gattung mit 27 Arten, davon vier europäische. Die Mauerläufer (Tichodromidae, auch Tichodromadidae) wurden erst als Unterfamilie der Kleiber angesehen, dann als eigene, monotypische Familie. Heute werden sie wieder den Kleibern zugerechnet, die nun 32 Arten umfasst.
Zu den in Afrika, Südasien und Australien vorkommenden Nektarvögeln (Nectariniidae) gehören 16 Gattungen mit insgesamt 132, neuerdings 147 Arten. 7 Arten sind potenziell gefährdet, 4 gefährdet und 3 stark gefährdet.
Die in der Alten Welt und Australien weit verbreitete Familie der Brillenvögel (Zosteropidae) umfasst nach Handbook 98 Arten in 14 Gattungen. Als Folge molekulargenetischer Untersuchungen und Interpretation hat sich die Zusammensetzung auch dieser Familie in den letzten Jahren stark gewandelt. Gegenwärtig (2023) wird von 138 noch lebenden Arten ausgegangen. Von diesen sind 21 potenziell gefährdet, 9 gefährdet, 6 stark gefährdet und 4 unmittelbar vom Aussterben bedroht. 3 weitere Arten sind seit 1600 bereits ausgestorben.
Die australasische Familie der Honigfresser (Meliphagidae) umfasst nach "HANDBOOK" 175 Arten in 42 Gattungen. Die Artenzahl hat in den letzten Jahren auf 194 zugenommen. Davon sind 4 potenziell gefährdet, 6 gefährdet und je 2 stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Eine Art ist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgestorben. Die ZOOTIERLISTE führt 41 Arten Honigfresser auf, die in europäischen Zoos gehalten wurden, von denen heute gerade noch drei vorhanden sind.
Zu den Pirolen (Oriolidae) gehören zwei Gattungen mit zusammen 30 Arten, neuerdings 4 Gattungen mit 40 Arten. 2 Arten sind potentiell gefährdet und je eine gilt als gefährdet, stark gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht. Zwei neuseeländische Arten sind im 20. Jahrhundert ausgestorben.
Traditionell machten vier Unterfamilien die Familie der Würger (Laniidae) aus. Da diese Unterfamilien im "HANDBOOK" zu Familien aufgewertet wurden, umfassen die Eigentlichen Würger nur noch drei Gattungen mit zusammen 31-33 Arten. Der São Tomé-Würger (Lanius newtoni) ist vom Aussterben bedroht, alle anderen sind nicht in höhere Gefährdungskategorien eingereiht. Die Buschwürger (Malaconotidae) sind eine ehemalige Unterfamilie der Würger. Zu ihr gehören 8 Gattungen mit zusammen 48 Arten. Davon sind 3 potenziell gefährdet, 1 gefährdet und 4 stark gefährdet.
Literatur und Internetquellen: