Haubentaucher

Haubentaucher (Podiceps cristatus) wildlebend auf dem Storchenweiher des Affenbergs Salem, Mendlishausen
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Lappentaucherartige (Podicipediformes)
Familie: Lappentaucher (Podicipedidae)

D LC 650

Haubentaucher

Podiceps cristatus • The Great Crested Grebe • Le grèbe huppé

208 001 002 003 podiceps cristatus chevroux PD2Haubentaucher (Podiceps cristatus) auf dem Neuenburgersee bei Chevroux © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

208 001 002 003 podiceps cristatus mapApproximative Verbreitung des Haubentauchers (Podiceps cristatus), brütend und nicht-brütend

 

208 001 002 003 podiceps cristatus verl KR1Haubentaucher (Podiceps cristatus) in privater Wasservorgel-Anlage, Verl © Klaus Rudloff, Berlin

 

208 001 002 003 podiceps cristatus chevroux PD1Haubentaucher-Paar (Podiceps cristatus) auf dem Neuenburgersee bei Chevroux © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

208 001 002 003 podiceps cristatus wohlensee PDHaubentaucher (Podiceps cristatus) im Wohlensee bei Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

208 001 002 003 podiceps cristatus ei wiesbadenEi des Haubentauchers (Podiceps cristatus) © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz.

 

208 001 002 003 podiceps cristatus federsee KR1Subadulter Haubentaucher (Podiceps cristatus) auf dem Federsee in Oberschwaben © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

208 001 002 003 podiceps cristatus Gould britainHaubentaucher (Podiceps cristatus) mit Küken. Illustration aus John GOULD (1873): The Birds of Great Britain, Vol. 5. Gemeinfrei.

 

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Der nicht-gefährdete Haubentaucher ist als größter einheimischer Lappentaucher und wegen seines auffälligen Balzverhaltens und der Art der Kükenaufzucht zwar interessant, ist in europäischen Zoos aber nur unregelmäßig zu sehen. Meist handelt es sich um Einzelvögel, die wegen Verletzungen oder Erschöpfung Aufnahme gefunden haben, oft aber nicht lange leben.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Gesamtlänge von 46-51 cm, einer Flügelspannweite von 85-90 cm und einem Gewicht von 590-1'490 g ist der Haubentaucher der größte Lappentaucher der Alten Welt.

Es gibt keinen Geschlechtsdimorphismus. Im Brutkleid hat er eine braunschwarze, zweizipflige Haube und eine rotbraune, schwarz gerahmte Halskrause. Die Oberseite ist schwärzlich, Vorderhals, Brust und Unterseite sind weiß. Im Ruhekleid sind Haube und Halskrause nur angedeutet und die Oberseite ist graubraun. Frischgeschlüpfte Küken haben nackte rote Flecken zwischen Augen und Schnabel und einen roten Scheitelfleck. Ihr Gefieder ist frischlingsartig längsgestreift. Werden sie älter, verschwinden die roten Flecken und die Streifung reduziert sich auf Kopf und Hals, während der Körper einfarbig hellgrau wird [2; 5; 6; 7; 9; 10].

Verbreitung

Der Haubentaucher ist als Brutvogel in der Paläarktis weit verbreitet. Weitere Brutvorkommen gibt es in Ost- und Südafrika, Südasien und Australien sowie Neuseeland. Er gilt in rund 100 Ländern und abhängigen Territorien als einheimisch, in den meisten davon als Brutvogel. Ferner kommt er in etwa einem Dutzend weiteren Ländern und Gebieten als Gastvogel vor [1].

Situation in Mitteleuropa: Von der auf 330'000-498'000 Paare geschätzten europäischen Population brüten 21'000-31'000 in Deutschland, 3'500-5'000 in der Schweiz, 700-900 in Österreich und 18-20 in Luxemburg. Viele Vögel überwintern auf schweizerischen Seen, hauptsächlich dem Genfer- und dem Bodensee. Im Januar 2020 wurde 36'554 Stück gezählt [1; 8].

Lebensraum und Lebensweise

Der Haubentaucher besiedelt stehende oder langsam fließende Gewässer mit Süß- oder Brackwasser, Schilfbeständen und größeren offenen Wasserflächen, in Afrika bis in Höhenlagen von 3'000 m. Im Winter ist er oft an Meeresküsten anzutreffen. In der Schweiz bewohnt er Gewässer in der Regel unterhalb einer Höhe von 600 m. Im Jura und in den Voralpen gibt es einige Brutvorkommen, die 1'000-1'100 m hoch liegen, im Engadin wurde gar eine Brut auf 1'790 m festgestellt.

Seine Nahrung besteht aus Fischen mit einem Durchmesser bis zu 7.5 cm und einer Länge bis 22 cm, die er meist tauchend fängt. Aale können auch schon mal länger sein. Daneben frisst er Insekten, Krusten- und Weichtiere sowie Amphibien und deren Larven. Die benötigte Futtermenge liegt bei 150-250 g pro Tag.

Gebrütet wird ein- oder zweimal pro Jahr einzeln oder gruppenweise, bei uns ab Mitte April bis Juli, in einem schwimmenden oder an Wasserpflanzen befestigten Nest. Das Gelege besteht aus 4 (2-6) weißen, bläulich schimmernden, mit der Zeit bräunlich werdenden, ca. 53-36 mm großen Eiern, die von beiden Partnern während 25-29 Tagen ausgebrütet werden. Die Küken begeben sich sofort nach dem Schlupf unter die Flügel in das pelzige Rückengefieder des gerade brütenden Elternteils, von wo aus sie schon bald kürzere Exkursionen unternehmen. Sie werden mit 70-77 Tagen selbständig [2; 5; 6; 7; 9, 10].

Gefährdung und Schutz

Der Haubentaucher hat eine riesige Verbreitung und einen sehr großen Bestand. Über Bestandstrends ist wenig bekannt, aber es wird angenommen, dass in dieser Hinsicht kein allgemeines Problem besteht. Die Art wurde daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als nicht-gefährdet eingestuft [1].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Die Art unterliegt nicht der Europäischen Vogelschutzrichtlinie. Sie fällt unter Anhang 3 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und unter Anhang 2 des African-European Migratory Waterbird Agreements (AEWA).

Bedeutung für den Menschen

Früher wurde der Haubentaucher zur Gewinnung von Federn bejagt, heute ist er gebietsweise Gegenstand der Sportjagd oder wird gegessen [1]. Er ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz jagdbar. in Deutschland und Österreich ist er ganzjährig geschont. In der Schweiz wurden im Zeitraum 2001-2021 pro Jahr zwischen 48 und 142 Vögel erlegt [4].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Haubentaucher werden nur selten gehalten. Oft handelt es sich um Einzeltiere, die geschwächt oder verletzt aufgefunden und dem Zoo zur Pflege überlassen wurden. Eine nachhaltige Haltung und Zucht gab es von 1981-1992 im Zoo Schwerin. Für Details siehe Zootierliste.

Seit 2021 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm ("New Style"-EEP), das vom Zoo London koordiniert wird.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Lappentaucher. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind sie in Außenanlagen mit offenen Wasserflächen und angrenzendem Landteil zu halten. Bei Volierenhaltung sind pro Paar 4 m² Fläche bei einer Höhe von 2 m vorzusehen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Haubentaucher wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Colymbus cristatus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Podiceps wurde 1787 vom britischen Arzt und Naturforscher John LATHAM eingeführt. Es gibt 3 Unterarten [2]:

  • Podiceps c. australis: in Australien und Neuseeland
  • Podiceps c. cristatus: in der Paläarktis
  • Podiceps c. infuscatus: in Afrika südlich der Sahara

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2019). Podiceps cristatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T22696602A154250080. https://www.iucnredlist.org/species/22696602/154250080 und (2015). Podiceps cristatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22696602A60146029. Downloaded on 26 December 2019.
  2. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  3. DOLLINGER, P., PAGEL, T., BAUMGARTNER, K., ENCKE, D. ENGEL, H. & FILZ, A. (2014)
  4. EIDGENÖSSISCHE JAGDSTATISTIK
  5. GINN, P.J., McILLERON, W.G. & MILSTEIN, P. le S. (1999)
  6. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  7. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  8. KNAUS, P., SATTLER, T., SCHMID, H., STREBEL, N. & VOLET, B. (2020)
  9. MAUMARY, L. et al. (2007)
  10. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)

AUS 12 yellagong haubentaucherHaubentaucher (Podiceps cristatus) im ihrem Lebensraum, Yellagong-Regionalpark, Westaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern