Helmkasuar

Helmkasuar (Casuarius casuarius) im Tierpark Berlin
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Laufvögel (Struthioniformes)
Unterordnung: Kasuarvögel (Casuarii)
Familie: Kasuare (Casuariidae)

D LC 650

EEPHelmkasuar

Casuarius casuarius • The Southern Cassowary • Le casoar à casque

203 001 001 001 casuarius casuarius villars PD1Helmkasuar (Casuarius casuarius) im Parc des Oiseaux, Villars-les-Dombes © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

203 001 001 001 casuarius casuarius mapApproximative Verbreitung des Helmkasuars (Casuarius casuarius)

203 001 001 001 casuarius casuarius Jurong KR1Helmkasuar (Casuarius casuarius im Jurong Bird Park, Singapur © Klaus Rudloff, Berlin

203 001 001 001 casuarius casuarius villars PD2Helmkasuar im Parc des Oiseaus, Villars-les-Dombes © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

203 001 001 001 casuarius casuarius Bogor KR1Helmkasuar (Casuarius casuarius), auf den Fersen sitzend im Taman Safari Indonesia I, Bogor © Klaus Rudloff, Berlin

203 001 001 001 casuarius casuarius TPB PD2Helmkasuar (Casuarius casuarius) im Tierpark Berlin © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

203 001 001 001 casuarius casuarius schmiding PD1Helmkasuar (Casuarius casuarius), badend im Zoo Schmiding © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

203 001 001 001 casuarius casuarius koeln RSHelmkasuar (Casuarius casuarius) mit Jungvogel im Kölner Zoo © Rolf Schlosser, Zoo Köln

203 001 001 001 casuarius casuarius estepona KR1Junger Helmkasuar (Casuarius casuarius) im Selwo Aventura, Estepona © Klaus Rudloff, Berlin

203 001 001 001 casuarius casuarius stampBriefmarke mit Helmkasuar-Motiv, Papua-Neuguinea

 

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Der in seiner Heimat nicht gefährdete Helmkasuar ist ein auffälliger, urtümlicher Vogel, der Stoff für die Zoopädagogik bietet und beim allgemeinen Publikum auf Interesse stößt, also auch als Botschafter für Natur- und Artenschutz im australasischen Raum eingesetzt werden kann. Allerdings sind Kasuare sowohl innerartlich als auch gegenüber dem Pflegepersonal sehr aggressiv, sodass sie im Zoo nicht die gleich weite Verbreitung gefunden haben wie die anderen Straußenvögel.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Gesamtlänge von 130-170 cm, einer Rückenhöhe von ca. 90 cm und einem Gewicht von 29-34 kg bei den Hähnen und um 58 kg und mehr bei den größeren Hennen ist der Helmkasuar etwas kleiner als der Emu, aber nach dem Afrikanischen Strauß der zweitschwerste Vogel. Auf dem Scheitel sitzt ein hochgewölbter, mit Horn überzogener Helm. An Kopf und Hals hat er nackte, teils leuchtend blaue, teils rote Hautbezirke, einschließlich zweier langer, roter Lappen am Vorderhals. Er hat drei nach vorn gerichtete Zehen, deren innere mit einer langen Kralle bewehrt ist, die als Waffe eingesetzt werden kann. Die Flügel sind verkümmert und werden vom schwarz glänzenden Körpergefieder verdeckt. Von den Schwungfedern sind nur noch 6 Hornstäbe übrig. Wie beim Emu sind bei den übrigen Federn Schaft und Nebenschaft gleich lang, sodass jede Feder doppelt erscheint. Küken sind frischlingsartig hell- und mittelbraun längsgestreift. Bei noch nicht ausgewachsenen Kasuaren ist das Gefieder braun [2; 3; 4].

Verbreitung

Australasien: Australien, Indonesien und Papua-Neuguinea [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Helmkasuar besiedelt vorab Regenwälder vom Tiefland bis auf eine Höhe von 1'400 m, gebietsweise auch Galerie- und Sumpfwälder sowie Savannen. Er ernährt sich von reifen Früchten, die er hauptsächlich vom Boden aufliest, daneben konsumiert er Pilze, Wirbellose, kleine Wirbeltiere und Aas. Helmkasuare sind Einzelgänger, nur während der Fortpflanzungsperiode schließen sich Paare für einige Wochen zusammen. Das Nest ist eine flache Mulde, die mit Blättern und Grashalmen ausgelegt wird. Die Gelege umfassen 3-5(-8) grasgrüne, etwa 650 g schwere Eier, die vom Hahn allein während rund 50 (49-61) Tagen bebrütet werden. Der Hahn führt die Küken während bis zu 9 Monaten [1; 2; 3; 4].

Gefährdung und Schutz

Die Bestände des Helmkasuars sind in den letzten 30 Jahren sowohl in Neuguinea als auch in Australien zurückgegangen. In einigen Gegenden ist er sogar ganz verschwunden. Schuld an diesem Rückgang sind die Lebensraumzerstückelung in Australien und die Jagd in Neuguinea. Die Art wurde deshalb von der IUCN seit 1994 als gefährdet eingestuft. Aufgrund einer Neubeurteilung gilt sie aber heute als nicht-gefährdet, weil die Bestandsabnahme offenbar nicht so dramatisch war, wie zuvor angenommen. Der Bestand wird auf 20'000-50'000 erwachsene Individuen geschätzt (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Helmkasuare werden gebietsweise zur Gewinnung von Fleisch oder als Sport bejagt und befinden sich im internationalen Tierhandel. Die indigene Bevölkerung Neuguineas nutzt Federn, Helm und Knochen von Kasuaren für verschiedene Zwecke. Es gibt dort auch einen lokalen Handel mit Jungvögeln, die z.B. gegen 8 Schweine oder eine Frau getauscht werden können [1; 2; 4].

Kasuare sind unter sich recht unverträglich und im Zoo auch für die Pfleger nicht ungefährlich [2; 3; 4]. Im SPIEGEL (2000, Heft 2) erschien ein Artikel, wonach es auch in der Wildbahn vermehrt zu Kasuar-Angriffen auf Menschen kommen soll. Ein Forscher des Queensland Parks and Wildlife Service hatte 221 Angriffe von Kasuaren untersucht, wovon sich die meisten innerhalb der letzten 15 Jahre ereignet hatten. 150 Attacken hatten Menschen zum Ziel; der Rest war gegen Hunde, Pferde oder Autos gerichtet. Bislang war es allerdings nur einmal zu einem Todesfall bei einem Menschen gekommen: Im Jahr 1926 hatte ein 16-Jähriger erfolglos versucht, einen Kasuar zu töten. Der Kasuar griff an, der junge Mann flüchtete und fiel hin, worauf ihm der Vogel mit der Kralle die Kehle durchbohrte.

Mögliche Gründe für Kasuar-Angriffe sind die Erwartung, von unbedarften Touristen Futter zu erhalten, Selbstverteidigung oder Verteidigung der Jungen. Normalerweise sind die Vögel aber sehr scheu, lassen sich selten blicken und schlagen sich beim Anblick von Menschen sogleich ins Unterholz.

Haltung

Der erste Helmkasuar wurde 1597 nach Europa eingeführt. Er traf in Amsterdam ein und ging später als Geschenk an Kaiser Rudolf II., der in der Wiener Hofburg bzw. der Burgbastei eine Menagerie unterhielt [4]. Die Zucht gelang bereits 1862 und 1863 im Londoner Zoo, allerdings erreichten die Jungen das Erwachsenenalter nicht. Das Höchstalter in Menschenobhut wird mit 38 Jahren angegeben, erreicht von einem Vogel im Zoo Perth [3; Zootierliste]. Das seit 2013 bestehende Internationale Zuchtbuch (ISB) wird am San Diego Zoo geführt.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 70 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Siebtel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das am Vogelpark Avifauna in Alphen aan den Rijn geführt wird.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland wurde 2019 durch das BMEL ein neues Gutachten über die Haltung von Straußen, Nandus, Emus und Kasuaren herausgegeben. Dieses fordert pro Vogel ein (zu Zuchtzwecken verbindbares) Einzelgehege von 300 m². Der Verband der Zoologischen Gärten hat es abgelehnt, an diesem Gutachten mitzuwirken und lehnt das Gutachten als solches ab [5].

Nach dem früheren Gutachten über die Haltung von Straußenvögeln des BMEL sollen pro Kasuar verbindbare Einzelgehege von 200 m² Fläche und ein Stall von 8 m² angeboten werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) und die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) schreiben für 2 Kasuare ein unterteilbares Gehege von 300 m² sowie einen Innenraum von 10 m² pro Tier vor.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Helmkasuar wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Struthio casuarius" erstmals wissenschaftlich beschrieben und benannt. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Casuarius wurde 1760 von dem französischen Zoologen Mathurin Jacques BRISSON eingeführt. Es wurden 8 Unterarten beschrieben, die aber wohl alle nicht gültig sind [2].

Literatur und Internetquellen:

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Casuarius casuarius. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22678108A131902050. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22678108A131902050.en. Downloaded on 07 January 2020.
  2. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
  3. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. BMEL (2019)