Nördlicher Streifenkiwi (Apteryx mantelli) im Zoo Frankfurt
© Zoo Frankfurt (Pressefoto>
Ordnung: Laufvögel (STRUTHIONIFORMES)
Unterordnung: Kiwivögel (Apteryges)
Familie: Kiwis (Apterygidae)
Nördlicher Streifenkiwi
Apteryx mantelli • The Northern Brown Kiwi • Le kiwi de Mantell
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Kiwis sind hochinteressante, urtümliche Vögel, die das Publikum zu begeistern vermögen. Allerdings sind ihre Haltung und Präsentation mit viel Aufwand verbunden, zumal sie als nachtaktive Tiere nur in einem Nachttierhaus präsentiert werden können. Deshalb, und weil die Einfuhr aus Neuseeland nur ganz vereinzelt möglich ist, ist das Wachstum der Zoopopulation limitiert. Körperbau und KörperfunktionenKiwis erreichen eine Gesamtlänge von 50-65 cm, wovon 11-20.5 cm auf den Schnabel entfallen und eine Standhöhe von etwa 35 cm. Männchen werden 1'440-3'060 g, Weibchen 2'060-3'850 g schwer. Die Vögel sind flugunfähig, ihre Flügel sind auf ca. 5 cm lange Stummel reduziert. Sie haben ein Federkleid aus groben haarähnlichen Federn, die eher an ein Fell erinnern, Nasenlöcher seitlich an der Schnabelspitze und Tasthaare an der Schnabelbasis. Ihre Augen sind sehr klein. Die Körpertemperatur der Streifenkiwis ist viel niedriger als bei allen anderen Vogelarten, nämlich ca. 37-38° Celsius, ganz ähnlich wie bei den Säugetieren [3; 5; 6]. VerbreitungNeuseeland: Früher weit verbreitet auf der Nordinsel und im Norden der Südinsel, gibt es heute nur noch wenige zerstückelte und isolierte Populationen. Heute findet man den Kiwi vor allem auf der Nordinsel und auf einigen kleineren Inseln, wie Stewart Island, Little Barrier, Kawau und Pounui [1]. Lebensraum und LebensweiseNördliche Streifenkiwis besiedeln Wälder und Buschland der subtropischen bis gemäßigten Klimazone vom Tiefland bis auf eine Höhe von ca. 1'000 m und kommen auch auf Forst- und Farmland vor. Sie ernähren sich überwiegend von Regenwürmern, die sie im Erdreich durch ihr ungewöhnliches Riechvermögen finden, nehmen aber auch andere Wirbellose und etwas Früchte und Blätter zu sich [1; 3]. Kiwis legen die verhältnismäßig größten Eier im Vergleich zu ihrem Körpergewicht und haben eine sehr variable aber insgesamt lange Brutzeit von 70 bis 95 Tagen. Nur das Männchen bebrütet die etwa 430-450 g schweren Eier und verlässt während der Brutzeit das Gelege nur kurz und an manchen Tagen überhaupt nicht, was dazu führt, dass die Tiere im Freiland bis zu 25 Prozent ihres Körpergewichtes verlieren. Normal sind zwei Eier pro Gelege, das heißt, ein Männchen bebrütet Eier im Gesamtgewicht von über 800 Gramm - eine gewaltige Leistung über einen so langen Zeitraum [3; 4; 6]. In ihrer ursprünglichen Heimat Neuseeland brüten Kiwi-Männer in verborgenen Erdhöhlen und entziehen sich so der genauen Beobachtung. Bisher galt, dass es keine Beziehungen zwischen Vater und Jungtier gibt und das Kleine sich vor den Nachstellungen durch den Vater entziehen muss. Aus den Berliner Erfahrungen weiß man jetzt, dass sich der Vater doch zumindest anfänglich um sein Kleines kümmert. Die Erfahrungen haben dort gezeigt, dass das vom Vater gehuderte Kiwiküken sich in seinen ersten Lebenstagen besser entwickelt, wenn es nicht auf sich alleingestellt ist [4; 10]. Gefährdung und SchutzSeit 1900 ist der Gesamtbestand wahrscheinlich um mehr als 90 % zurückgegangen und zählte 2015 noch etwa 26'500 Individuen. In untersuchten Flächen der Hauptinsel gehen die Bestände momentan um ca. 2.5 % pro Jahr zurück. Zu einem großen Teil verantwortlich für die Rückgänge sind eingeführte Raubtiere, vor allem Wiesel und Katzen. Auch Hunde können die Bestände stark dezimieren. Aber auch die Zerstörung des Lebensraums trägt zum Rückgang bei. Auf einigen Inseln und in Gebieten auf dem Festland, wo die Raubtiere eliminiert werden, sind die Bestände mehr oder weniger stabil. Der Nördliche Streifenkiwi wurde 1994 als stark gefährdet (Rote Liste: ENDANGERED) beurteilt. 2017 konnte er in die <Kategorie "gefährdet" (VULNERABLE) zurückgestuft werden, weil die Populationen der kleinen Inselnstabil sind und jene auf der Hauptinsel langsamer abnehmen als früher [1]. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenKiwis sind in Neuseeland geschützt und werden wirtschaftlich nicht genutzt, abgesehen davon, dass verschiedene Kiwi Centres, z. B. in Christchurch oder Hokitika, touristische Anziehungspunkte sind. Kulturelle Bedeutung: Der Kiwi ist der Wappenvogel Neuseelands. Ins Ausland gelangen die Vögel ausschließlich als offizielles Staatsgeschenk. HaltungNur in wenigen Zoologischen Einrichtungen außerhalb Neuseelands wird der Nördliche Streifenkiwi gepflegt. Das nordamerikanische und europäische Zuchtbuch für die Art wird vom Smithsonian National Zoological Park (Washington, USA) geführt. 2015 erfasste es 33.15 Vögel in 11 Institutionen. Die Zucht des Kiwis muss äußerst sorgfältig gemanagt werden, da es langfristig kaum noch möglich sein wird, Kiwis aus Neuseeland zu importieren [9]. Streifenkiwis können in menschlicher Obhut ein alter von 35 Jahren erreichen [3]. Haltung in europäischen Zoos: Der erste Streifenkiwi gelangte 1851 in den Londoner Zoo [5]. Seit über 30 Jahren wird die Art in den Zoos von Berlin und Frankfurt gehalten und gezüchtet, die Nachzuchtvögel an ein paar weitere Einrichtungen abgegeben haben. Sehr lange Zeit war der Frankfurter Zoo die einzige Institution außerhalb Neuseelands, die Kiwis züchtete. Den ersten Erfolg gab es 1987. Im Jahr 2021 kam hier das 50. Jungtier zur Welt. Heute züchtet auch der Zoo Berlin, im März 2010 schlüpfte dort nach 76 Tagen Brutzeit der zehnte Kiwi, von 2012-2018 folgten sieben weitere [7; 8; 9; 10]. Gegenwärtig (2024) Wird die Art in 7 europäischen Zoos gehalten. Für weitere Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Kiwis. Taxonomie und NomenklaturDer Nördliche Streifenkiwi wurde 1852 von Abraham Dee BARTLETT, dem Inspektor des Londoner Zoos, unter seinem heute noch bzw. wieder gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Bis vor Kurzem wurde er als Unterart des Streifenkiwis (Apteryx australis) angesehen. Dieser wurde aufgrund von 2003 veröffentlichten molekulargenetischen Untersuchungen in drei Arten aufgesplittet [2; 3].
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Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2017). Apteryx mantelli. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T45353580A119177586. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T45353580A119177586.en. Downloaded on 07 January 2020.
- DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- KÜHNE, R. & IBLER, B. (2013)
- SCHÜRER, U. (2012)
- ZOO BERLIN - PRESSEMITTEILUNG UND JAHRESBERICHT
- ZOO FRANKFURT - PRESSEMITTEILUNG
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