Brillenpinguin (Spheniscus demersus) im Zoo Basel
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Pinguine (Sphenisciformes)
Familie: Pinguine (Spheniscidae)
Brillenpinguin
Spheniscus demersus • The African, or Black-footed, Penguin • Le manchot du Cap
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Pinguine sind wegen Ihres aufrechten Gangs, ihrer Schwimmkünste und ihrer unverkennbaren Gestalt beim Zoopublikum äußerst beliebt. Da die Bestände aller Arten unter dem Klimawandel leiden und sich auch kommerzielle Fischerei und Meeresverschmutzung negativ auswirken, sind sie ideale Botschafter für Klima- und Meeresschutz sowie für einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Dies trifft in hohem Maß für den stark gefährdeten Brillenpinguin zu, dessen Zoobestand durch ein Zuchtprogramm gefördert wird und der deshalb in vielen Zoos zu sehen ist. Körperbau und KörperfunktionenDer Brillenpinguin erreicht eine Gesamtlänge von 60-70 cm und ein Gewicht von ca. 3 kg. Damit ist er im Mittel etwas kleiner als der Magellan- und der Humboldtpinguin. Der Brillenpinguin unterscheidet sich vom Magellanpinguin dadurch, dass er nur ein Brustband und kein Kehlband hat. Verglichen mit dem Humboldtpinguin ist der weiße Kopfstreif breiter und die nackten, fleischfarbenen Hautpartien an der Schnabelwurzel und ums Auge sind weniger ausgedehnt. Die einzelnen Brillenpinguine kann man an ihrem Punktmuster auf der Brust eindeutig voneinander unterscheiden. Die Weibchen sind etwas kleiner als die Männchen [3; 5; 6; 7]. VerbreitungSüdliches Afrika: Küste Namibias, West- und Südküste Südafrikas, gelegentlich bis Angola bzw. Mosambik und Irrgäste auch weiter nördlich. 7 Brutkolonien in Südafrika, davon zwei auf dem Festland (Boulders Beach bei Simonstown und Stony Point bei Bettys Bay), die übrigen aus Inseln (Bird, Dassen, Dyer, Robben, St. Croix) und 6 auf Inseln vor Namibia (Halifax, Ichaboe, Mercury, Neglectus, Penguin, Possession) [1]. Lebensraum und Lebensweise></spanBrillenpinguine besiedeln kolonieweise dem Festland vorgelagerte Inseln und seltener Küsten des Festlands. Sie ernähren sich überwiegend von in Schulen schwimmenden, meist 5-12 cm langen Fischen wie z.B. Südafrikanischen Sardellen (Engraulis capensis) und Sardinen (Sardinops ocellatus), pelagischen Bartgrundeln (Sufflogobius bibarbatus) und Rundheringen (Etrumeus teres), die sie bis in eine Tiefe von 130 m verfolgen. Es gibt keine festgelegte Fortpflanzungsperiode. Gebrütet wird ein- bis zweimal jährlich in Höhlen, welche die Vögel in den Guano oder festen Sand graben oder in einfachen Nestern zwischen Felsen oder Pflanzen. Das Gelege besteht aus 2 Eiern, die von beiden Eltern während 38 Tagen ausgebrütet werden. Bis zu 5 Jungvögel können kleine Kindergärten bilden. Sie werden mit 70-80 Tagen flügge. Geschlechtsreife wird mit etwa 4 Jahren erreicht [4; 5; 6; 7]. Gefährdung und Schutz1956/57 gab es noch 141'000 Brutpaare. Die Bestände nahmen danach rasch ab. Die Zahl der erwachsenen Individuen lag bei der Überprüfung im Jahr 2019 noch bei rund 41'700, und die Art wurde deshalb als stark gefährdet (Rote Liste: ENDANGERED) eingestuft. Die Situation ist seitdem nicht besser gerworden. 2023 wurde der Gesamtbestand noch auf 19'800 Erwachsene geschätzt, weshalb die Art in die Kategorie "Unmittelbar vom Aussterben bedroht" (CRITICALLY ENDANGERED) transferiert wurde. Der Rückgang der Bestände wird hauptsächlich auf Futterknappheit zurückgeführt, die durch Verschiebungen in der Verbreitung der Beutearten, Konkurrenz durch kommerzielle Ringwadenfischerei und Umweltschwankungen entstand. [1]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Die Art fällt unter Anhang 2 des African-European Migratory Waterbird Agreements (AEWA). Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenFrüher wurden in großem Stil Brillenpinguin-Eier, gesammelt, um die Wende von 19. zum 20. Jahrhundert allein auf Dassen Island jährlich etwa 300'000 Stück, was die Kolonie aber offenbar ohne größeren Schaden überlebte [11]. Ursächlich für den Bestandsrückgang in neuerer Zeit dürfte die Spezialisierung der Pinguine auf in großen Schulen schwimmende Fischarten wie Sardinen oder Sardellen sein, denn auf diese Fische haben es auch die im Benguelastrom tätigen kommerziellen Fischereiflotten und die zunehmenden Bestände der Kapseebären abgesehen. Dadurch werden die Fischbestände namentlich in Küstennähe immer knapper, was ein Problem für die Nahrungsversorgung der noch nicht flüggen Jungvögel darstellt. Von 2001-2021 meldete Namibia die Ausfuhr von 132 lebenden Brillenpinguinen (letzte Ausfuhr 2009). Im selben Zeitraum wurden weltweit 1025 Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr erfasst. Davon stammten 399 aus Südafrika [3]. HaltungDas Höchstalter wird mit mehr als 27 Jahren angegeben [6]. Im Aachener Tierpark lebt ein 1990 in Nürnberg geschlüpfter männlicher Brillenpinguin der sich mit 31 Jahren noch bester Gesundheit erfreut {pers. Mitt. J. D., 2021]. Forschung im Zoo: Pinguine sind sehr empfänglich für Vogelmalaria, Die in Freianlagen gehaltenen Brillenpinguine sind besonders gefährdet. In den Zoos von Basel und Wuppertal wurden dazu Forschungsarbeiten durchgeführt [2; 8]. Bei Pinguinen in freier Wildbahn wurde bisher keine soziale Dominanz beobachtet. In einer Untersuchung im Zoo Hannover wurde bestätigt, dass dies bei gehaltenen Pinguinen nicht anders ist [9]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 70 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Die meisten Zoos beteiligen sich am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP, seit 1994), das 2022 in ein "New Style"-EEP umgewandelt wurde und vom ARTIS-Zoo Amsterdam koordiniert wird. Mitte 2019 umfasste das Programm 2'079 Vögel in 63 Institutionen. Dss EEP hat sich zum Ziel gesetzt, den Bestand durch Vergrößerung der Kolonien auf 2'500 Vögel anwachsen zu lassen. Wie Brillenpinguine gehalten werden (Beispiele):
Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Pinguine. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind Brillenpinguine in Gruppen von mindestens 3 Paaren zu halten. Für bis zu 12 Vögel ist ein Außengehege mit einer Mindestfläche von 60 m² erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Landfläche um 3 m² zu erweitern. Zusätzlich muss ein Wasserbecken mit einer Mindestgröße von 10 m² und einer Mindesttiefe von 1 m vorhanden sein, dessen Wasserqualität durch geeignete Filteranlagen und regelmäßigen Wassertausch zu gewährleisten ist. Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 01.06. 2024) ist für bis zu 12 Brillenpinguine ein Außengehege mit einer Landfläche von 60 m² und einem Bassin mit Steilufern und Ausstiegen von 15 m² Fläche und 1 m Tiefe erforderlich. Für jeden weiteren Adultvogel ist die Landfläche um 2, die Wasserfläche um 0.5 m² zu erweitern. Bei Haltung in einem Innengehege beträgt die minimale Landfläche 45 m². Während des Winters muss eine frostfreie Haltung möglich sein. Taxonomie und NomenklaturDie ersten Europäer die, in der Nähe von Mossel Bay in der heutigen Westkap-Provinz, Brillenpinguinen begegneten und dies schriftlich festhielten, waren 1497 Mitglieder der Mannschaft von Vasco da Gamas Flotte auf ihrem Weg nach Indien. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde dies allerdings erst 1838 bekannt, weil der Reisebericht erst dann veröffentlicht wurde [11]. Der Brillenpinguin wurde 1758 von Carl von LINNÉ anhand eines Exemplars von der Kaphalbinsel als "Diomedea demersa" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Spheniscus wurde 1760 von dem französischen Zoologen Mathurin Jacques BRISSON eingeführt. Die Art ist monotypisch [4]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2020). Spheniscus demersus.The IUCN Red List of Threatened Species 2024: e.T22697810A256021744. https://www.iucnredlist.org/species/22697810/256021744. Accessed on 30 October 2024.
- CEREGHETTI, N. (2012)
- CITES TRADE DATA BASE
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J. (eds., 1992)
- GINN, P.J., McILLERON, W.G. & MILSTEIN, P. le S. (1999)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HELLER, S. (2011)
- OPITZ, K.S. (2014)
- SANCCOB
- SIMPSON, G. G. (1976)
- ZOO WUPPERTAL - PRESSEMITTEILUNg