Südlicher Felsenpinguin (Eudyptes chrysocome) im Loro Parque, Puerto de la Cruz, Tenerife
© Matthias Reinschmidt, Loro Parque / Zoo Karlsruhe
Ordnung: Pinguine (Sphenisciformes)
Familie: Pinguine (Spheniscidae)
Südlicher Felsenpinguin
Eudyptes chrysocome • The Southern Rockhopper Penguin • Le gorfou sauteur
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Pinguine sind wegen Ihres aufrechten Gangs, ihrer Schwimmkünste und ihrer unverkennbaren Gestalt beim Zoopublikum äußerst beliebt. Da die Bestände aller Arten unter dem Klimawandel leiden und sich auch kommerzielle Fischerei und Meeresverschmutzung negativ auswirken, sind sie ideale Botschafter für Klima- und Meeresschutz sowie für einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Dies trifft in hohem Maß für den gefährdeten südlichen Felsenpinguin zu, der allerdings nur in wenigen Zoos gezeigt wird. Körperbau und KörperfunktionenDer Südliche Felsenpinguin erreicht eine Gesamtlänge von 55-62 cm und ein Gewicht von etwa 2.5 (2-4) kg. Damit ist er die kleinste Art seiner Gattung. Über dem Auge hat er einen goldgelben Streifen und dahinter einen Schopf aus verlängerten goldgelben Federn. Die Iris ist rot, der klobige Schnabel rotbraun, die Füße und Beine sind rosa mit schwarzen Sohlen. Das Gefieder von Kopf, Kehle und Oberseite ist schiefergrau bis schwarz, die Flügel-Unterseite und der Bauch sind reinweiß. 2006 wurde der Nördliche (E. moseleyi) vom Südlichen (E. chrysocome) Felsenpinguin abgetrennt. Der Südliche lässt sich vom Nördlichen hauptsächlich dadurch unterscheiden, dass die gelben Überaugen-Streifen schmaler und die Schmuckfedern am Kopf kürzer sind [3; 4; 5; 6]. VerbreitungInseln im Südatlantik, Südpazifik und südlichen Indischem Ozean: verschiedene Inseln vor Argentinien und Chile, Falkland-Inseln, Prinz-Edward (Südafrika), Crozet und Kerguelen (Frankreich), Heard, Mc Donald, Campbell und Macquarie (Australien), Auckland- und Antipoden-Inseln (Neuseeland) [1]. Lebensraum und LebensweiseNach der Mauser verbringen Südliche Felsenpinguine etwa 6 Monate auf See. Sie ernähren sich hauptsächlich von Krill (Euphausia) und Flohkrebsen (Themisto), die sie im Meer tauchend verfolgen. Ferner werden Fische und Kopffüßer gefressen. Im Oktober oder November kommen sie zu ihren Brutgebieten. Sie bauen Nester aus Steinen, Stöcken, Knochen und Pflanzenteilen, die sie jährlich wiederbenutzen. Es werden zwei Eier gelegt und im November-Dezember während 32-34 Tagen von beiden Eltern ausgebrütet. Die Küken werden im Februar mit etwa 70 Tagen flügge [1; 4]. Gefährdung und SchutzDer Südliche Felsenpinguin hat einen Bestand von ca. 1.25 Millionen Brutpaaren. Er wird trotzdem als gefährdet angesehen (Rote Liste: VULNERABLE), weil die meisten Bestände abnehmen. So sind zwischen 1942 und 1986 auf Campbell Island 1.5 Millionen Paare, 94% des ursprünglichen Bestands, verschwunden, auf den Falklandinseln hat der Bestand von 1932-2000 um 1.2 Millionen Paare abgenommen. Der Negativtrend hat sich in jüngster Zeit verschärft, was auf Folgen des Klimawandels zurückgeführt wird [1]. Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenFrüher wurden Südliche Felsenpinguine in großer Zahl getötet, sei es als zoologische Sammlungsstücke oder um Federn (z. B. als Füllmaterial für Kissen und Matratzen), Tran, Fleisch oder Köder für den Krabbenfang zu gewinnen. Heute spielen Naturentnahmen keine wesentliche Rolle mehr [1]. BREHM [2] zitiert einen Bericht der Naturforscher LESSON und GARNOT, deren Schiff bei den Falklandinseln zu Bruch gegangen war: "Die Mannschaft, welche Mangel an Lebensmitteln litt, wurde ausgeschickt, solche zu suchen . ... Als die Schiffer das Land betreten hatten, entflohen die Flossentaucher so eilig wie möglich und verschwanden theilweise im hohen Grase, theilweise in ihren Röhren. Man bemerkte bald, daß sie nur auf ihren Wegen fortliefen, stellte sich dort auf und konnte sie nunmehr leicht ergreifen. Die Jagd wurde mit Stöcken betrieben und so oft wiederholt, wie nöthig schien, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Acht bis zehn Mann wurden abgeschickt, schritten still vorwärts, besetzten die Wege und schlugen die Vögel mit kurzen Stöcken zu Boden. Aber man mußte ihnen den Kopf entzwei schlagen, wenn sie nicht wieder aufstehen und entfliehen sollten. Wenn sie sich überrascht sahen, erhoben sie ein herzzerreißendes Geschrei, vertheidigten sich auch mit furchtbaren Schnabelhieben. ... Nach und nach lernte man die Jagd ausgiebig betreiben, und in fünf bis sechs Stunden wurden gewöhnlich sechzig bis achtzig Stück erlegt." Bis vor wenigen Jahrzehnten wurden auf den Falkland-Inseln in großem Stil Felsenpinguin-Eier, gesammelt. Am 9. November hatten zu diesem Zweck die Kinder sogar traditionell schulfrei. Diese Nutzung war nicht nachhaltig und führte zum Erlöschen mehrerer Populationen, weshalb in den 1950er Jahren ein Verbot erlassen wurde [6]. HaltungFelsenpinguine können in Menschenobhut 23 Jahre alt werden [5]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur noch in ganz wenigen Zoos gehalten (2024: 6), in Nordamerika ist sie etwas häufiger. Für Details siehe Zootierliste. Die 2022 in "New Style"-EEP umgewandelten Europäischen Erhaltungszuchtprogramme beider Felsenpinguin-Arten (EEP) werden vom Tiergarten Schönbrunn koordiniert. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Pinguine. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind Felsenpinguine in Gruppen von mindestens 3 Paaren zu halten. Es sind klimatisierte Innenanlagen mit einer Lufttemperatur zwischen 2 und 10°C und einer Luftfilterung durch keimtötende Lampen oder Ähnliches einzurichten. Für bis zu 12 Vögel ist eine Mindestfläche von 60 m² erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 1 m² zu erweitern. Zusätzlich muss ein Wasserbecken mit einer Mindestgröße von 10 m² und einer Mindesttiefe von 1 m vorhanden sein, dessen Wasserqualität durch geeignete Filteranlagen und regelmäßigen Wassertausch zu gewährleisten ist. Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) ist für bis zu 12 Felsenpinguine ein klimatisiertes Innengehege mit einer Landfläche von 45 m², einer Höhe von 2 m und einem Bassin mit Steilufern und Ausstiegen von 15 m² Fläche und 1 m Tiefe erforderlich. Für jeden weiteren Adultvogel ist die Landfläche um 2, die Wasserfläche um 0.5 m² zu erweitern. Während der kalten Jahreszeit sollen die Pinguine Zugang zu einem Außengehege von 60 m² (plus 2 m² für jedes weitere Tier) haben oder regelmäßig im Rahmen von Spaziergängen ins Freie gelangen. Die Vorgängerverordnung sah für das Innengehege nur 16 m² Landfläche und 2 m² zusätzlich für jeden weiteren vor, für das Bassin 10 m² Fläche und 0.5 m² zusätzlich für jeden weiteren Vogel. Die Änderung erfolgte ohne Anlass und ohne Angabe von Gründen. Taxonomie und NomenklaturDer Südliche Felsenpinguin wurde 1781 von Johann Reinhold FORSTER, einem Pastor und Naturforscher aus Halle an der Saale, anhand eines Exemplars von den Falklandinseln als "Aptenodytes chrysocome" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Eudyptes wurde 1816 von dem französischen Ornithologen Louis Jean Pierre VIEILLOT eingeführt. Nachdem 2006 die Form moseleyi als eigene Art abgetrennt wurde, weist E. chysocome noch zwei Unterarten auf. Die in Europa gezeigten Vögel gehören der Nominatform an. Aptenodytes bzw. Eudyptes crestatus ist ein Synonym, das auf auf eine Pinguinbeschreibung des englischen wissenschaftlichen Illustrators John Frederick MILLER aus dem Jahr 1784 zurückgeht und das noch vor wenigen Jahren verwendet wurde [3; 4; 5; 6; 7]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2020). Eudyptes chrysocome. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T22735250A182762377. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T22735250A182762377.en . Accessed on 27 June 2023..
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- SIMPSON, G. G. (1976)