Zwergpinguine (Eudyptula minor) im Kölner Zoo
© Klaus Rudloff, Berlin
Ordnung: Pinguine (Sphenisciformes)
Familie: Pinguine (Spheniscidae)
Der Zwergpinguin bildet eine monotypische Gattung.
Zwergpinguin
Eudyptula minor • The Fairy Penguin • Le manchot pygmé
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Pinguine sind wegen Ihres aufrechten Gangs, ihrer Schwimmkünste und ihrer unverkennbaren Gestalt beim Zoopublikum äußerst beliebt. Da die Bestände aller Arten unter dem Klimawandel leiden und sich auch kommerzielle Fischerei und Meeresverschmutzung negativ auswirken, sind sie ideale Botschafter für Klima- und Meeresschutz sowie für einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Dies trifft im Prinzip auch für den Zwergpinguin zu, jedoch gilt dieser gegenwärtig noch nicht als gefährdet und wird bei uns in Zoos nur sporadisch gezeigt. Körperbau und KörperfunktionenWie sein Name sagt, ist der Zwergpinguin mit einer Gesamtlänge von 40-45 cm und einem Gewicht von ca. 1 (-2.5) kg der deutlich kleinste Vertreter seiner Familie. Die Iris ist silbergrau oder nussbraun, der Schnabel ist schwarz, die Füße sind rosa mit schwarzen Sohlen. Das Gefieder der Oberseite ist blaugrau, je nach Unterart etwas unterschiedlich, das Gesicht schiefergrau oder hellgrau, die Unterseite von Körper und Flügeln sowie ein breites Band am Flügelrand sind weiß [2; 3; 4]. VerbreitungAustralien, einschließlich der Südküste vorgelagerte kleine Inseln und Tasmanien sowie Neuseeland mit Nord- und Südinsel, Chatham- und Stewart-Insel [1; 5]. Lebensraum und LebensweiseZwergpinguine verbringen den Tag auf See und kommen erst nach Eindunkeln an Land. Nur balzende, brütende oder mausernde Vögel bleiben auch tagsüber auf dem Gelände der Brutkolonie. Die Pinguine ernähren sich hauptsächlich von 10-13 cm langen pelagischen Schwarmfischen wie Sardellen (Engraulis australis), Pazifischen Sardinen (Sardinops sagax) oder Sandsprotten (Hyperlophus vittatus), daneben fressen sie auch Kopffüßer und Krebstiere. Sie brüten in bis zu 2 m langen, selbstgegrabenen oder von Sturmtauchern übernommenen Höhlen, auch in natürlichen Fels- oder Erdhöhlen oder im Schutz von Pflanzenwuchs. Die Gelege, 1-2 pro Jahr bestehen aus zwei Eiern, die von beiden Eltern während 33-37 Tagen ausgebrütet werden. Die Küken werden mit 50-55 Tagen flügge und erreichen mit 2-3 Jahren Geschlechtsreife [2; 3; 4]. Gefährdung und SchutzMit einer weiten Verbreitung und einem stabilen Weltbestand von rund 470'000 erwachsenen Individuen ist der Zwergpinguin keine gefährdete Tierart (Rote Liste: LEAST CONCERN). Allerdings bedroht die Klimaerwärmung die Bestände in Südaustralien, was sich in einer geringeren Schlupfrate, weniger Küken pro Paar und tieferen Schlupfgewichten bemerkbar macht. Weitere Risiken stellen eingeschleppte Beutegreifer, Lebensraumverlust und Beifang in Fischernetzen dar [1]. Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Bedeutung für den MenschenZwergpinguine werden gebietsweise zur Gewinnung von Fleisch getötet oder für den nationalen Tierhandel gefangen [1]. Einzelne Kolonien, etwa Penguin Island bei Perth, St. Kilda in Melbourne, Summerland Beach auf Phillip Island oder Kingscote Wharf auf Kangaroo Island stellen Anziehungspunkte für den Tourismus dar. HaltungZwergpinguine sind sehr empfänglich für Aspergillose, die im Zoo ganze Bestände auslöschen kann. Haltung in europäischen Zoos: Die Art war in Europa stets selten und wird seit einigen Jahren im deutschsprachigen Raum nicht mehr gehalten. Die gegenwärtig (2024) einzige Haltung, wo die Art auch erfolgreich nachgezogen wird, befindet sich in England. Für Details siehe Zootierliste. Die europäische Erstzucht gelang 1994 dem Zoo Antwerpen, die deutsche Erstzucht 2007 dem Kölner Zoo [6]. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Pinguine. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind Zwergpinguine in Gruppen von mindestens 3 Paaren zu halten. Für bis zu 12 Vögel ist ein Außengehege mit einer Mindestfläche von 60 m² erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Landfläche um 3 m² zu erweitern. Zusätzlich muss ein Wasserbecken mit einer Mindestgröße von 10 m² und einer Mindesttiefe von 1 m vorhanden sein, dessen Wasserqualität durch geeignete Filteranlagen und regelmäßigen Wassertausch zu gewährleisten ist. Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) ist für bis zu 12 Zwergpinguine ein Außengehege mit einer Landfläche von 60 m² und einem Bassin mit Steilufern und Ausstiegen von 15 m² Fläche und 1 m Tiefe erforderlich. Für jeden weiteren Adultvogel ist die Landfläche um 2, die Wasserfläche um 0.5 m² zu erweitern. Bei Haltung in einem Innengehege beträgt die minimale Landfläche 45 m². Während des Winters muss eine frostfreie Haltung möglich sein. Taxonomie und NomenklaturDer Zwergpinguin wurde 1781 von Pastor Johann Reinhold FORSTER, dem Professor für Naturkunde und Mineralienforschung an der Universität Halle, als "Aptenodytes minor" beschrieben. Forster hatte als offizieller wissenschaftlicher Begleiter an James Cooks zweiter Südsee-Reise (1772-75) teilgenommen und dabei zahlreiche Arten für die Wissenschaft entdeckt. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Eudyptula wurde 1856 von Prinz Charles Lucien BONAPARTE, einem Neffen von Kaiser Napoléon Bonaparte eingeführt. Es werden 6 Unterarten anerkannt. Die in Europa gelegentlich gezeigten Tiere gehören jeweils der australischen Unterart E. m. novaehollandiae an [2]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2020). Eudyptula minor. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T22697805A184753545. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T22697805A184753545.en. Downloaded on 17 December 2020.
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- NZ BIRDS ONLINE
- SCHÜRER, U. (2012)
- SIMPSON, G. G. (1976)
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