Krabbenreiher (Nyctanassa violacea) in den Flamingo Gardens, Fort Lauderdale FL
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Stelzvögel (Ciconiiformes)
Familie: Reiher (Ardeidae)
Unterfamilie: Nachtreiher (Nycticoracinae
Tribus: Eigentliche Nachtreiher (Nycticoracini)
Krabbenreiher
Nycticorax violaceus • The Yellow-crowned Night-heron • Le bihoreau violacé
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der in seinem Ursprungsgebiet nicht gefährdete Krabbenreiher gehört in die Tribus der Nachtreiher. Er war in europäischen Zoos stets selten und letztmals in den 1970er-Jahren zu sehen. Offensichtlich hat er im Zoo gegenüber dem ebenfalls zur Nachtreiher-Verwandtschaft gehörenden Kahnschnabel keine Chance. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Gesamtlänge von ca. 51-70 cm, einer Flügelspannweite von 101-112 cm und einem Gewicht von 650 g ist der Krabbenreiher etwa gleich groß unser Nachtreiher, wirkt aber etwas schlanker als jener, weil er in der Regel den Hals streckt und nicht zwischen die Schultern einzieht. Die Grundfarbe des Gefieders ist hellgrau, der Kopf ist schwarz mit weißem Wangenstreif und weißem bis gelbem Scheitel. Die Flügel- und Schwanzfedern sind im Zentrum dunkler grau, die Flügelfedern mit, die Schwanzfedern ohne helle Ränder. Der kurze und kräftige Schnabel ist schwarz bis auf einen weißen Bereich an der Basis des Unterschnabels, die Iris ist rotorange, und die Beine sind gelblich. Das Jugendkleid ist braun mit weißen oder grauen Flecken [2; 3; 4]. VerbreitungNord-, Mittel- und Südamerika, Karibik: Anguilla, Antigua und Barbuda, Aruba, Bahamas, Barbados, Belize, Bonaire, Brasilien, Costa Rica, Curaçao, Dominica, Dominikanische Republik, Ekuador (mit Galápagos), El Salvador, Französisch Guyana, Grenada, Guadeloupe, Guatemala, Guyana, Haiti, Honduras, Jamaika, Jungferninseln (UK/US), Kaimaninseln, Kanada, Kolumbien, Kuba, Martinique, Mexiko, Montserrat, Nikaragua, Panama, Peru, Puerto Rico, Saint Kitts und Nevis, Saint Lucia, Saint Martin/Sint Maarten, Saint Vincent und die Grenadinen, Sint Eustatius und Saba, Surinam, Trinidad und Tobago, Turks- und Caicos-Inseln, Venezuela, USA [1]. Auf Bermuda in den 1940er-Jahren ausgestorben und 1976 mit Erfolg wiederangesiedelt [2]. Lebensraum und LebensweiseDer Krabbenreiher nutzt eine Vielzahl von Lebensräumen, etwa Mangrovenwälder, Zypressensümpfe, Gezeitenzonen und sonstige Feuchtgebiete mit Süß- oder Brackwasser im Inland bis in Höhenlagen von ca. 800 m. Er ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Die Nahrungssuche betreibt er einzeln. Wie sein Name sagt, ernährt er sich vorzugsweise von Krabben aller Art, fängt aber auch sonstige Wirbellose, Fische, Amphibien, kleinere Echsen und Schlangen. Die Brutzeit fällt im Norden seines Artareals auf Mai-Juni, beginnt in den Tropen später und kann dort bis in den August hinein dauern. Gebrütet wird einzeln oder in Kolonien, oft gemischt mit anderen Arten. Das Nest wird auf Bäumen, auf Galápagos auch in Felswänden gebaut. Es besteht aus Ästen, die mit Gras oder Blättern ausgekleidet werden. Das Gelege besteht aus 4-5 (2-8) bläulich-weißen, ca. 55x35 mm großen Eiern, die während 21-25 Tagen bebrütet werden. Die Küken werden mit etwa 25 Tagen flügge [1; 2; 4]. Gefährdung und SchutzDer Krabbenreiher hat eine sehr weite Verbreitung und einen großen, mutmaßlich stabilen Bestand. Die Art gilt daher seit 2004, letztmals überprüft 2018, als nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Bedeutung für den MenschenKrabbenreiher sollen sich laut IUCN im internationalen Tierhandel befinden, wozu man vermutlich ein Fragezeichen setzen darf [1]. HaltungHaltung in europäischen Zoos: Die Art war in Europa stets selten und wird heute nirgendwo mehr gezeigt. Die letzte Haltung lief im Tierpark Berlin, wo 1970 die vermutliche Welterstzucht glückte, 1973 aus. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Reiher. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 6 mittelgroße Reiher eine Voliere mit einer Größe von 40 m²/160 m³ mit Wasserbecken und Aufbaummöglichkeiten vor. Für jeden weiteren Adultvogel ist die Grundfläche um 2 m² zu erweitern. In Fällen, wo ein Innenraum erforderlich ist, muss dieser eine Grundfläche von 0.5 m² pro Vogel haben. Die Vorgängerverordnung forderte eine Voliere von 20 m²/50 m³. In der aktuellen Verordnung wurden die Dimensionen ohne Anlass und ohne Angabe von Gründen vervielfacht. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind Reiher mindestens paarweise zu halten. Die Gehege sind mit Naturboden und natürlicher Bepflanzung einzurichten, es sind Aufbaummöglichkeiten und mindestens ein Wasserbecken anzubieten. Arten aus den Tropen und Subtropen müssen warm überwintert werden. Die Temperatur in den Innenräumen darf 10°C nicht unterschreiten. Nach einer Eingewöhnung darf diesen Arten bei Außentemperaturen über 5°C auch in den Wintermonaten ein Zugang zu den Außenanlagen gewährt werden. Für bis zu 6 kleinere tropische / subtropische Reiher sind eine Außenanlage mit einer Fläche von 50 m² und eine Innenanlage von 10 m² erforderlich, die für jeden weiteren Adultvogel um 5 m³ bzw. 0.5 m² zu erweitern ist. Taxonomie und NomenklaturDer Krabbenreiher wurde 1758 von Carl von LINNÉ anhand eines Exemplars aus Nordamerika als "Ardea violacea" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Heute wird er in der 1817 von dem englischen Naturforscher Thomas Ignatius Maria FORSTER eingeführten Gattung Nycticorax zugeordnet, oft aber auch, zusammen mit einer fossilen Art, der 1887 vom aus Norwegen stammenden und an der Smithsonian Institution in Washington DC wirkenden Zoologen Leonhard Hess STEJNEGER aufgestellten Gattung Nyctanassa. Es werden 6 Unterarten anerkannt [1; 2; 4]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Nyctanassa violacea. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22697203A132067766. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22697203A132067766.en. Accessed on 21 February 2022.
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- HANCOCK, J. & ELLIOTT, H. (1978)