Turteltaube

Turteltaube (Streptopelia turtur) im Opel-Zoo, Kronberg
© Thomas Kauffels, Opel-Zoo

Ordnung: Taubenvögel (COLUMBIFORMES)
Familie: Tauben (Columbidae)
Unterfamilie: Eigentliche Tauben (Columbinae)

D VU 650

EEPTurteltaube

Streptopelia turtur • The Turtle Dove • La tourterelle des bois

217 003 035 017 streptopelia turtur sempach PD1Turteltaube (Streptopelia turtur) im Besucherzentrum der Vogelwarte Sempach © Klaus Rudloff, Berlin

 

217 003 035 017 streptopelia turtur mapApproximative Verbreitung der Turteltaube (Streptopelia turtur). Dunkelblau: Ganzjahres- und Brutgebiete; rot: Überwinterungsgebiete

 

217 003 035 017 streptopelia turtur exhibition KR1Turteltaube (Streptopelia turtur) an Ziergeflügelschau Recklinghausen © Klaus Rudloff, Berlin

 

217 003 035 017 streptopelia turtur erlen PD2Turteltaube (Streptopelia turtur) im Tierpark Lange Erlen, Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

217 003 035 017 streptopelia turtur erlen PD3Turteltaube (Streptopelia turtur) im Tierpark Lange Erlen, Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

217 003 035 017 streptopelia turtur HD PD1Turteltaube (Streptopelia turtur) im Zoo Heidelberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

217 003 035 017 streptopelia turtur exhibition KR2Turteltaube (Streptopelia turtur) an Ziergeflügelschau Recklinghausen © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Als einheimische und gefährdete Vogelart ist die Turteltaube von zoopädagogischem Interesse. Insbesondere kann mit ihr illustriert werden, welchen Gefahren Langstrecken-Zugvögel ausgesetzt sind und kann auf die Problematik der Zugvogeljagd in den Mittelmeerländern aufmerksam machen. 

Körperbau und Körperfunktionen

Die Turteltaube erreicht eine Gesamtlänge von 27-29 cm und ein Gewicht von etwa 100-170 g. Ihr Gefieder ist überwiegend blaugrau bis graubraun. Auf jeder Halsseite hat sie einen auffälligen Fleck bestehend aus 5 schwarzen Federn mit weißen Endsäumen. Die Schulter- und Flügedeckfedern sind schwarz mit breiten rostfarbenen Säumen. Die Schwingen sind dunkelbraun, die Schwanzfedern haben weiße Enden. Der Schnabel ist schwärzlich, die Iris orange, Orbitalring und Füße sind himbeerrot [3; 4; 5; 11].

Verbreitung

Paläarktis: Brutgebiete in Europa (mit Ausnahme der nördl. Regionen), Nordafrika, Mittlerer Osten, West und Mittelasien. In Europa kommt sie mit Ausnahme von Irland, Island, Norwegen und Schweden in allen Ländern als Brutvogel vor [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die Turteltaube bewohnt Feldgehölze, lichte Wälder und Parkanlagen mit Wasserläufen. In Mitteleuropa brütet sie in der Regel nur einmal jährlich. Das Reisignest wird in geringer Höhe, aber gut getarnt, in Büschen und Bäumen errichtet. Die beiden Eier werden während 14 Tagen bebrütet. Die Jungen bleiben während 14 Tagen im Nest und verlassen es, bevor sie flugfähig sind. Im September bis Oktober ziehen die Turteltauben nach Afrika, um südlich der Sahara zu überwintern. Anfangs-Mitte Mai treffen sie bei uns wieder ein, um sich gleich dem Fortpflanzungsgeschäft zu widmen [3; 4; 5; 11].

Gefährdung und Schutz

Die Turteltaube hat eine sehr weite Verbreitung aber in den letzten Jahren haben die Bestände massiv abgenommen. Deshalb wurde sie 2015 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [1]. In der Schweiz umfasste der Brutvogelbestand 2013-2016 bei abnehmender Tendenz nur noch 150-400 Paare [9]. Die Art gilt hier als stark gefährdet [10].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt.

Die Art fällt unter Anhang 3 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und Anhang 2 der Bonner Konvention über wandernde Tierarten.

Bedeutung für den Menschen

Die Turteltaube gilt als Glücks- und Liebessymbol, umgangssprachlich "turteln" frisch verliebte Menschen miteinander. Alfred BREHM zitiert seinen Vater wie folgt: "Die Turteltaube ist ein ... in seinem ganzen Wesen liebenswürdiger Vogel, so daß man sich nicht wundern darf, wenn sie von Dichtern und Liebenden hochgeachtet wird. Schon ihre Schönheit nimmt für sie ein. Ihre sanften Farben gehen ansprechend in einander über und stehen so geschmackvoll neben einander, daß man sie mit Vergnügen ansieht. ... Ihre zierlichen Bewegungen, ihr Anstand und das sanfte Girren bestechen den Beobachter, und wenn dieser vollends von der Zärtlichkeit Zeuge wird, mit welcher das Männchen sein Weibchen behandelt, glaubt er berechtigt zu sein, diesen Vogel als den liebenswürdigsten von allen zu bezeichnen." Diese positive Beurteilung hat allerdings BREHMs Zeitgenossen nicht daran gehindert, die Art intensiv zu bejagen, wobei "ein geschickter Jäger ein halbes hundert von ihnen an einem Tage erlegen" konnte [2].

Die Turteltaube wird zur Fleischgewinnung oder als Sport bejagt und manchenorts für den nationalen Vogelhandel gefangen [1]. In Deutschland ist die Turteltaube jagdbar, hat aber eine ganzjährige Schonzeit, in der Schweiz ist sie nach Jagdgesetz geschützt und seit 1993 gibt es keine Abschüsse mehr. In Österreich ist die Turteltaube in den Bundesländern Niederösterreich, Burgenland und Wien jagdbar, in der Bundesjagdstatistik werden die Tauben jedoch nicht nach Arten aufgeschlüsselt [6; 7; 8].

Haltung

Die erste dokumentierte Zucht gelang 1922 in England. Das Höchstalter wird mit 34 Jahren angegeben [11].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 75 Zoos gezeigt, von denen sich etwa 40% im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Seit 2024 fuvt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Safaripark Longleat koordinniert wird

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Wildtauben. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) schreibt für die Haltung mittelgroßer Tauben eine Voliere mit einer Grundfläche von 3 m² und einer Höhe von 2 m vor.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Turteltaube  wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Columba Turtur" erstmals wissenschaftlich beschrieben Der heute gültige Gattungsname Streptopelia wurde 1855 von Prinz Charles Lucien BONAPARTE, einem Neffen von Kaiser Napoléon Bonaparte, eingeführt. Es werden vier Unterarten anerkannt, in Europa lebt die Nominatform [3].

217 003 035 017 streptopelia turtur erlen PD1Turteltaube (Streptopelia turtur) im Tierpark Lange Erlen, Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2017). Streptopelia turtur (amended version of 2017 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T22690419A119457869. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T22690419A119457869.en . Downloaded on 29 August 2019.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  4. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  5. HEINZEL, H., FITTER, R. & PARSLOW, J. (1977)
  6. JAGDSTATISTIK DEUTSCHLAND
  7. JAGDSTATISTIK ÖSTERREICH
  8. JAGDSTATISTIK SCHWEIZ
  9. KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N (2019)
  10. KNAUS, P., SATTLER, T., SCHMID, H., STREBEL, N. & VOLET, B. (2021)
  11. RAETHEL, H.-S. (1980)