Habichtskauz (Strix uralensis) im Zoo Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin
Ordnung: Eulen (STRIGIFORMES)
Familie: Eulen (Strigidae)
Unterfamlie: Eigentliche Eulen und Käuze (Striginae)
Tribus: Waldkäuze (Strigini
Habichts- oder Uralkauz
Strix uralensis • The Spotted Wood-owl • La chouette de l'Oural
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der einem großen Waldkauz ähnelnde Habichtskauz ist als Element der europäischen Fauna von zoopädagogischem Interesse. Global nicht gefährdet, ist er aus vielen Teilen Mitteleuropas verschwunden. Es bestehen daher Wiederansiedlungsprojekte, an denen sich die Zoos beteiligen. Dementsprechend wird er häufig in zoologischen Einrichtungen gezeigt. Körperbau und KörperfunktionenDer Habichtskauz ist mit einer mittleren Gesamtlänge von 58.5 cm und einer Flügelspannweite von 124-134 cm deutlich größer als der Waldkauz, dem er im Übrigen stark ähnelt, abgesehen davon, dass er einen relativ längeren Schwanz hat. Männchen bringen 451-825 g auf die Waage, Weibchen 520-1'020 g. Der fahlweiße, ungestrichelte Gesichtsschleier und die schwarzbraune Iris unterscheiden in deutlich vom Bartkauz. Auffällig sind die dunkelbraunen Längsstreifen namentlich auf dem blassen Bauchgefieder. Der Name Habichtskauz bezieht sich auf die dem Habicht ähnliche Schwanzzeichnung und -länge [3; 5; 6]. VerbreitungEurasien: von Nordostitalien, Nord- und Osteuropa ostwärts bis nach Japan. Erfolgreiche Wiederansiedlung in Deutschland und Tschechien. Bis 1925 ist sein Vorkommen in Österreich belegt. Seither gab es dort nur noch vereinzelt Sichtbeobachtungen; eine erfolgversprechende Wiederansiedlung ist seit 2009 im Gange. Aus der Schweiz ist lediglich ein Knochenfund aus der neolithischen Siedlung Twann am Jurasüdfuß bekannt [1; 5]. Brutvogel in Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, China, Deutschland, Estland, Finnland, Italien, Japan, Kasachstan, Korea, Korea VR, Kroatien, Lettland, Litauen, Moldawien, Mongolei, Montenegro, Nordmazedonien, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland (bis Ostsibirien), Schweden, Serbien, Slowakei, Slowenien, Ukraine, Tschechien, Ungarn, Weißrussland [2]. Lebensraum und LebensweiseAlte Nadel- und Mischwälder weitab von menschlichen Siedlungen stellten ursprünglich den bevorzugten Lebensraum des Habichtkauzes dar. Mit der Zunahme des Bestandes wurden auch trockene Heidewälder und Moore mit Fichtenbestand angenommen und die Nähe des Menschen toleriert [3]. Der Habichtskauz nistet in Baumhöhlen, auf ausgefaulten Baumstrünken und z.T. in Greifvogelhorsten. Auch Nistkästen werden gerne angenommen. Die Eiablage erfolgt in den Monaten März/April, wobei 2 - 3 (max. 6) Eier gelegt werden. Der Schlupf erfolgt nach einer Brutzeit von 27 - 29 Tagen. Die Nestlingsdauer beträgt 34 - 35 Tage, wobei in dieser Zeit ausschließlich das Männchen für die Ernährung der Familie zuständig ist. Nach dem Verlassen des Nestes werden die Jungen noch weitere 2 Monate von den Eltern versorgt [3]. Gefährdung und SchutzMit einer weiten Verbreitung, einem Weltbestand, der irgenwo zwischen 650'000 und 1.05 Millionen erwachsenenen Vögeln liegt und einem geschätzten Bestand von 80'000 - 132'000 Brutpaaren allein in Europa ist die Art global nicht gefährdet, wie 2016 letztmals festgestellt wurde (Rote Liste: LEAST CONCERN). Auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands wird der Habichtskauz in der Kategorie R (Arten mit geografischer Restriktion in Deutschland) geführt. Der Bestand in Deutschland wurde auf 5-6 Paare geschätzt (Jahre 2008-12), für Österreich auf 30 Paare (2019) und für Tschechien auf 30-50 Paare (2005-2007) [2; 8]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Die Art fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume sowie unter Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten. Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):Der Habichtskauz ist eine von mindestens 16 regional ausgestorbenen Vogelarten die in Europa mit Hilfe der Zoos wiederangesiedelt werden konnten. Bedeutung für den MenschenNebst etwas toten Exemplaren und Teilen davon wurden im Rahmen der CITES-Handelsstatistik von 2001-2018 lediglich 73 lebende Wildfänge erfasst, die meisten davon aus Russland, ferner 211 Nachzuchtvögel, davon fast ein Drittel aus Belgien [4]. HaltungAls Höchstalter werden 29 Jahre angegeben. Die Welterstzucht gelang 1965 im Tiergarten Nürnberg [7]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 160 zoologischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Seit 2023 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (New Style-EEP), das vom Parc animalier de Sainte-Croix koordiniert wird. Beim Deutschen Wildgehegeverband (DWV) gibt es ebenfalls ein Zuchtprogramm für den Habichtskauz mit 15 Teilnehmern (2024). Dieses wird bei der Greifvogelstation im Wildfreigehege Hellenthal koordiniert. Wie Habichtskäuze gehalten werden (Beispiele):
Mindestanforderungen an Gehege: 1995 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen. Diese werden seit Jahren überarbeitet und sollen als Leitlinien zur Haltung von Greifvögeln (Accipitriformes, Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) neu herausgegeben werden. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.062.2024) schreibt für 1-2 große Eulen eine Voliere mit einer Grundfläche von 30 m² und einem Volumen von 90 m³ vor. Für jede weitere ist die Grundfläche um 6 m² zu vergrößern. Die Vorgängerverordnung sah eine Fläche von 20 m² und ein Volumen von 50 m³ vor. Die Erhöhung erfolgte ohne Angabe von Gründen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für die Haltung von 1-2 großen Eulen eine Voliere mit einer Grundfläche von 10 m² bei 2.5 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 5 m² zu erweitern. Taxonomie und Nomenklatur1788 vom Göttinger Professor Johann Friedrich GMELIN als "Strix virginiana" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Bubo wurde 1806 vom französischen Zoologen André Marie Constant DUMÉRIL eingeführt. Zurzeit werden provisorisch 12 Unterarten anerkannt [5]. |
Literatur und Internetquellen
- BECKER, C. & PIEPER, H. (1982)
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2021). Strix uralensis. The IUCN Red List of Threatened Species 20216: e.T22689108A93218506. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22689108A93218506.en. Accessed on 09 July 2023.
- BURTON, J. A. (1984)
- CITES TRADE DATA BASE
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- ECK, S. & BUSSE, H. (1973)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- TIERGARTEN SCHÖNBRUNN