Habichtskauz (Strix uralensis) im Tiergarten Schönbrunn
© Tiergarten Schönbrunn / N. Potensky (Presseforo)
- Wiederansiedlung des Habichtskauzes in Deutschland
- Wiederansiedlung des Habichtskauzes in Österreich
Nachzucht für die Wiederansiedlung des Habichtskauzes in Deutschland
Tiergarten Nürnberg, Opel-Zoo Kronberg
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Uralkäuze, die wegen ihrer Färbung auch Habichtskäuze genannt werden, wurden weltweit erstmals bereits 1965 im Tiergarten der Stadt Nürnberg gezüchtet. Auch 2009 gab es im Tiergarten wieder Nachwuchs bei der seltensten Eulenart Deutschlands. Im Bayerischen Wald - der westlichsten Spitze ihres Verbreitungsgebietes - war diese Eulenart bis Ende des 19. Jahrhunderts Brutvogel. Auf der tschechischen Seite wurde der letzte Vogel 1926 erlegt. Um die Art wieder heimisch werden zu lassen, läuft seit 1975 ein Projekt zur Wiederansiedelung dieser eindrucksvollen Tierart im Nationalpark Bayerischer Wald. 1995 wurde das Artenschutzprojekt um die tschechische, 2001 um eine österreichische Beteiligung erweitert. 2007 wurde im Biosphärenreservat Wienerwald ein Folgeprojekt gestartet, um eine Verbindung zu den slowenischen Eulen wiederherzustellen. Der Tiergarten hat bis 2018 fünf Käuze an die Zuchtgemeinschaft abgegeben und weitere 32 ausgewildert. Die fast flüggen Vögel werden in großzügigen Volieren gehalten und nach Öffnung nur noch zu Beginn gefüttert - dann müssen die Jungvögel selbst zurechtkommen. Außerdem hat der Tiergarten Nürnberg maßgeblich eine genetische Untersuchung der Uralkäuze finanziert, um die eingesetzten Blutlinien bei den bisherigen und weiteren Auswilderungen zu überprüfen. So weiß man heute, dass die Eulen in Europa von Skandinavien bis Kroatien kaum Unterschiede aufweisen, aber verglichen mit den Tieren aus Osteuropa und dem Uralgebiet andere Genlinien vertreten. Vor mehr als 30 Jahren wurden demnach auch nach heutigen strengen Gesichtspunkten die richtigen Gründertiere für die Wiederansiedlung ausgewählt. Ferner unterstützt der Tiergarten Nürnberg die Überachung der ausgewilderten Käuze mit jährlich 5'000 €, um zuverlässige Daten über die Maßnahme zu erhalten und hat 15.000 Euro für genetische Grundlagenforschung zur Verfügung gestellt. Bereits vor über einem Jahrzehnt stellte der Opel-Zoo in Kronberg junge Habichtskäuze für das erfolgreiche Wiederansiedlungsprojekt im Nationalpark Bayerischer Wald zur Verfügung. Ab 2017 gab er Jungvögel an ein Auswilderungsprogramm im Naturpark Steinwald in der nordbayerischen Oberpfalz ab, wo der Habichtskauz seit etwa 100 Jahren ausgestorben war. Bis 2021 wurden insgesamt 13 Jungvögel zur Verfügung gestellt. Die Vögel werden zunächst in Volieren vier Wochen lang eingewöhnt, bevor sie dann endgültig über Aus-flugsluken ins Freiland entlassen werden. Etwa zwei Wochen vor der Auswilderung erhalten sie neben dem sonstigen Futter auch lebende Mäuse, um ihr Jagdverhalten zu trainieren. Nach der Auswilderung wird den Käuzen an Futtertischen weiterhin Nahrung angeboten, die teilweise bis in den Dezember hinein regelmäßig angenommen wird. Das aktuelle Wiederansiedlungsprojekt hat zum Ziel, ein überlebensfähiges Vorkommen des Habichtskauzes in Nordbayern zu etablieren, wobei sich langfristig die Vögel aus beiden Populationen austauschen sollen. |
Literatur und Internetquellen:
- Pressemitteilung vom 9. Mai 2018 und weitere PM des Tiergartens Nürnberg
- Pressemitteilungen 2017/2018/2021 des Opel-Zoos, Kronberg
Wiederansiedlung des Habichtskauzes in Österreich
OZO-Mitgliedzoos, Natur- und Tierpark Goldau
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Die sehr geringe Fluchtdistanz des Habichtkauzes im Freiland begünstigte früher die Verfolgung durch den Menschen und dürfte zum Verschwinden der Art beigetragen haben. Außerdem führten forstliche Intensivierung und damit verbunden Habitatverlust zum Aussterben der Brutpopulation in Österreich. Dies ist besonders bedauerlich, weil die alpinen, österreichischen Vorkommen eine essentielle Verbindung zwischen den Populationen im Süden (Slowenien/Italien) und dem Norden (Deutschland/Tschechische Republik) darstellten und durch ihr Fehlen heute der Genfluss in der europäischen Metapopulation unterbrochen ist. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Lebensbedingungen für den Habichtskauz verbessert: der Jagddruck sank und wertvolle Waldlebensräume stehen heute unter Schutz oder werden nachhaltig bewirtschaftet. Daher wurde 2007 vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vet. Med. Universität Wien ein Wiederansiedlungsprojekt unter Leitung von Richard Zink und mit Finanzierung durch EU, Land Niederösterreich und den Österreichischen Bundesforsten gestartet. Neben dem Forstamt der Stadt Wien, dem Biosphärenpark Wienerwald, dem Wildnisgebiet Dürrenstein und des Vereins Eulen- und Greifvogelschutz war die OZO von Beginn an Projektpartner. Voraussetzung für den Schutz der mittlerweile ganzjährig geschonten Vögel ist auch die Unterstützung durch die Grundeigentümer und die Jägerschaft. Der erste Schritt war der Aufbau eines Zuchtnetzwerks. Dabei konnte von ursprünglich 17, heute mehr als 30 Brutpaaren in Österreichischen Zoos und Zuchtstationen ausgegangen werden. Zur Erweiterung der genetischen Basis wurden neue Blutlinien eingekreuzt, wozu in osteuropäischen Zoos abgegeben Findlinge aus der Wildbahn herangezogen wurden. Die OZO hatte in dieser Angelegenheit eine Vermittlerrolle übernommen. Die Auswahl der österreichischen Freilassungsorte fiel auf die Schutzgebiete "Biosphärenpark Wienerwald" und "Wildnisgebiet Dürrenstein" die aufgrund ökologisch besonders wertvoller Waldbestände den Neuankömmlingen optimale Überlebensbedingungen bieten. Seit Beginn des Projekts im Jahr 2009 bis September 2020 wurden 428 Jungkäuze, die in Zoos und Zuchtstationen geschlüpft waren, in den beiden Schutzgebieten „Biosphärenpark Wienerwald“ und „Wildnisgebiet Dürrenstein“ ausgewildert. Bis 2020 trug allein der Tiergarten Schönbrunn 41 Jungkäuze bei, 2021 folgte ein weiterer (PM Tiergarten Schönbrunn vom 18.02.2021, 12.08.2021). Zur Freilassung übersiedeln die jungen Käuzchen gemeinsam mit ihren Eltern an die Freilassungsorte. Dort können sie sich über mehrere Wochen in für sie errichteten Volieren akklimatisieren und ihre Umgebung kennen lernen. Im Spätsommer werden die Käfige geteilt: während die Elterntiere zur Zucht zurückbehalten werden, heben die Jungen lautlos in ihre neue Heimat ab. Ihre Eltern verbleiben noch eine Zeit im Gebiet. Ihre Gegenwart festigt die Ortsbindung der Jungeulen. Bereits im selben Herbst beginnt die Balz. Erstes Ziel ist es kleine Populationskeimzellen rund um die Freilassungsorte zu schaffen. Im Juni 2011 wurde inmitten des Biosphärenparks Wienerwald in der Krone einer mächtigen Rotbuche erstmals ein kleines Habichtskauz-Kücken gesichtet. Seine Eltern haben im letzten Herbst zusammen gefunden, den kalten Winter gemeinsam überstanden und im Frühling einen Nistplatz ausgewählt. Seine Eltern waren 2009 bzw. 2010 geboren und jeweils im Alter von vier Monaten freigelassen worden. Diese erste erfolgreiche Brut zeigt, dass die Bemühungen, den Habichtskauz in den heimischen Wäldern wiederanzusiedeln, erfolgreich sind. (PM Tiergarten Schönbrunn vom 7.7.2011). Seither wurden über 60 weitere Freilandbruten registriert. Bis 2019 kamen über 170 Jungvögel hoch. Aktiv beteiligt am Projekt ist die Österreichische Zoo-Organisation (OZO) mit ihren Mitgliedern Tierwelt Herberstein, Alpenzoo Innsbruck, Zoo Salzburg, Zoo Schmiding und Tiergarten Schönbrunn, die die Werbetrommel für das Projekt rühren und zum Teil Zuchtpaare halten, deren Junge sie zur Verfügung stellen. Bis 2020 hat z.B. der Alpenzoo Innsbruck insgesamt 22 junge Habichtskäuze in das Projekt eingebracht. 2022 ist auch der Natur- und Tierpark Goldau in das Projekt eingestiegen<. |
Informationstafel © Alpenzoo PDF
Literatur und Internetquellen
- www.habichtskauz.at
- Diverse Pressemitteilungen der Zoos