Raufußkauz (Aegolius funereus) im Tierpark Bern
Quelle: Berner Zeitung
Ordnung: Eulen (STRIGIFORMES)
Familie: Eulen (Strigidae)
Unterfamilie: Kleine Eulen und Käuze ( Surniinae)
Tribus: Raufußkäuze (Aegoliini)
Raufußkauz
Aegolius funereus • The Tengmalm's Owl • La chouette de Tengmalm
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der global nicht gefährdete Raufußkauz ist in Mitteleuropa gebietsweise gefährdet, andernorts nimmt der Bestand dank gezielter Schutzmaßnahmen zu und es werden neue Areale besiedelt. Als einheimische Art, die in der Natur die wenigsten Menschen zu Gesicht bekommen, ist er von zoopädagogischem Interesse und wird von den Zoos mit mittlerer Häufigkeit gehalten. Körperbau und KörperfunktionenDer 19-23 cm lange Raufußkauz hat einen großen, runden Kopf mit einem gelblichen Schnabel und einem ausgeprägten Gesichtsschleier, aber ohne Federohren. Die Iris der Augen ist bernsteinfarben. Die Asymmetrie der Ohren - auch des Innenohrs - ist ausgeprägt, die häutigen Ohrklappen sind groß. Der Schwanz ist kurz, die Flügel groß und gerundet. Beine und Zehen sind vollständig weiß befiedert. Das Gewicht wird für Männchen mit 90-115 g, für Weibchen mit 120-195 g angegeben. Im Feld wird der Raufußkauz immer wieder mit dem Steinkauz verwechselt. Sein Flug ist jedoch geradlinig, währenddem der des Steinkauzes wellenförmig ist. Er ist auch viel ruhiger, insbesondere gibt es bei ihm das aufgeregte "Knicksen" des Steinkauzes nicht, sein Kopf wirkt durch die reiche Befiederung größer und die Befiederung der Füße ist dicker [2; 3; 5; 6; 10]. VerbreitungWeit verbreitet in Lebensraum und LebensweiseDer Raufußkauz ist ein Standvogel, der Nadel- und Mischwälder im Tiefland wie im Gebirge besiedelt. In der Schweiz liegt seine Höhenverbreitung zwischen 400 und 2'230 m. ü. M.. Im hohen Norden jagt er während des Sommers auch bei Tageslicht, ist aber ansonsten eine weitgehend nächtliche Art, die nach Möglichkeit Sonnenschein meidet, und ruht tagsüber in Baumwipfeln oder in Baumhöhlen, die er auch zum Brüten benutzt. Seine Nahrung besteht überwiegend aus Kleinvögeln und Kleinsäugern, ferner Fröschen und anderem Kleingetier. Die Brutzeit variiert je nach Breitengrad: Im Süden beginnt die Eiablage schon im März, im Norden erst im Juni. Meistens werden 3-6, selten bis 10 weiß glänzende Eier gelegt, die vom Weibchen allein während annähernd vier Wochen bebrütet werden [1; 2; 5; 8; 10]. Gefährdung und SchutzGlobal gesehen ist der Raufußkauz gemäß einer Beurteilung aus dem Jahr 2004, letztmals überprüft 2021, nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN), da er ein riesiges Verbreitungsgebiet und einen geschätzten Weltbestand von 730'000 bis 1.81 Millionen erwachsene Individuen hat. In Europa ist allerdings die Verbreitung mittlerweile lückenhaft [1]. Der internationale Handel ist unter CITES nach Anhang II geregelt. Die Art fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume sowie unter Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten. Situation in Mitteleuropa: BIRDLIFE gibt für den deutschsprachigen Raum folgende Anzahlen Brutpaare an: Deutschland 3'400-6'000, Schweiz 1'000-3'000, Österreich 2'000-2'900, Liechtenstein 5-10; Luxemburg 0-1 [1; 11]. Die Anzahl der Brutpaare des Raufußkauzes im französisch-schweizerischen Jura nimmt ab. Dies zeigt ein Monitoring, das Daten der letzten 30 Jahre umfasst. Die Art hat in den letzten 20 Jahren mehr als die Hälfte des Bestandes verloren. Wenn diese Entwicklung anhält, könnte der Raufußkauz im Jura bereits in zehn Jahren ausgestorben sein [9]. Bedeutung für den MenschenVon 2001-2018 wurden in der CITES-Statistik Exporte von nur 7 Wildfängen registriert, ferner wurden 111 Nachzuchtvögel, davon über die Hälfte aus Belgien, und etwas Wissenschaftsmaterial erfasst [4]. HaltungAls Höchstalter werden 8 Jahre angegeben [7]. Im Tierpark Bern wurden die Raufußkäuze mit Birkhühnern und Schneehasen vergesellschaftet. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 60 Zoos gezeigt, die sich fast zur Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Das Gutachten (2024) des BMEL über Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen enthält zahlreiche Anforderungen an die falknerische und an die Volierenhaltung. Für ein Paar Raufußkäuze soll u.a.eine Voliere mit einer Grundfläche von 11.25 m² und einer Höhe von 2m sowie mit Regen- und Windschutz vorhanden sein. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 kleine Eulen eine Voliere mit einer Grundfläche von 10 m² und einem Volumen von 20 m³ vor. Für jede weitere ist die Grundfläche um 1 m² zu vergrößern. Die Vorgängerverordnung sah eine Fläche von 4 m² und ein Volumen von 10 m³ vor. Die Erhöhung erfolgte ohne Angabe von Gründen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für die Haltung von 1-2 kleinen Eulen eine Voliere mit einer Grundfläche von 5 m² bei 2 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 1 m² zu erweitern. Taxonomie und NomenklaturDer Raufußkauz wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Strix funereus" erstmals wissenschaftlich beschrieben, Die heute gültige Gattungsbezeichnung Aegolius wurde 1829 vom Darmstädter Naturforscher Johann Jakob von KAUP eingeführt. Gegenwärtig sind 6 Unterarten anerkannt [5]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2021). Aegolius funereus. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T22689362A93228127. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22689362A93228127.en. Accessed on 10 July 2023.
- BURTON, J. A. (1984)
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- ECK, S. & BUSSE, H. (1973)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- MAUMARY, L. et al. (2007)
- RAVUSSIN P.-A. et al. (2015)
- STEINBACH, G. (1980)
- KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N. (2019)