Zwergohreule (Otus scops) im Zoo Heidelberg
© Zoo Heidelberg
Ordnung: Eulen (STRIGIFORMES)
Familie: Eulen (Strigidae)
Unterfamilie: Käuze (Striginae)
Tribus: Zwergohreulen (Otini)
Zwergohreule
Otus scops • The Common Scops-owl • L'hibou petit-duc
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die global nicht gefährdete Zwergohreule ist in Mittelauropa am Verschwinden und ist deshalb von besonderem Interesse für Zoos, wo sie mit mittlerer Häufigkeit gezeigt wird. Einzelne Zoos haben Tiere für Wiederansiedlungsprojekte zur Verfügung gestellt. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Gesamtlänge von 16-19 cm, einer Flügelspannweite von 53-64 cm und einem Gewicht von 60-135 g ist die Zwergohreule eine der kleinsten Eulen Europas. Sie hat kleine Federohren. Die Iris ist gelborange. Ihre Gefiederfärbung ist sehr variabel, graubraun mit schwarzen und weißen Zeichnungen. Sie erinnert an Baumrinde und stellt eine vorzügliche Tarnung dar. Als einzige europäische Eule hat sie unbefiederte Zehen [2; 4; 5; 11]. VerbreitungEuropa (ohne nördliche Gebiete), Nordafrika, Naher Osten und Zentralasien. Zieht im Winter nach Afrika (südlich der Sahara bis Tansania). Brutvogel in: Afghanistan, Albanien, Algerien, Andorra, Armenien, Aserbeidschan, Bulgarien, China, Frankreich, Georgien, Gibraltar, Griechenland, Irak, Iran, Israel, Italien, Jordanien, Kasachstan, Kirgistan, Kosovo, Kroatien, Libanon, Litauen, Marokko, Mauretanien, Moldawien, Mongolei, Montenegro, Nordmazedonien, Österreich, Pakistan, Palästina, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Syrien, Tadschikistan, Tschechien, Tubesien, Türkei, Turkmenistan, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, Weißrussland, Zypern [1]. Lebensraum und LebensweiseDie Zwergohreule bevorzugt offene, baumbestandene Landschaften, wie Savannen, Parks und Obstgärten, im Norden ihres Verbreitungsgebiets auch Birken- und Nadelwälder. Der höchstgelegene Nachweis in den Zentralalpen befand sich auf 2'200 m Höhe. In den nördlichen Teilen ihres Artareals tritt sie als Zugvogel auf. Vögel aus Sibirien etwa ziehen über eine Distanz von 7'000-8'000 km bis nach Äthiopien. Die meisten Zwergohreulen in Mitteleuropas ziehen ab der zweiten Augusthälfte bis anfangs September weg und kommen im April-Mai zurück [2; 9]. Die Zwergohreule ernährt sich überwiegend von Insekten, nimmt aber auch Eidechsen, Kleinsäuger und kleinere Singvögel. Sie nistet in Baumhöhlen, Ruinen, alten Krähennestern und gelegentlich auch am Boden. Das Gelege besteht aus 4-5, selten 6 Eiern, die vom Weibchen allein während 24-25 Tagen ausgebrütet werden. Die Jungeulen verlassen das Nest mit etwa drei Wochen [2; 11]. Gefährdung und SchutzGlobal gesehen ist die Zwergohreule gemäß einer Beurteilung aus dem Jahr 2018 nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN), da sie ein riesiges Verbreitungsgebiet und einen auf 400'000-700'000 Brutpaare geschätzten, großen Gesamtbestand hat. In einigen Gegenden ist sie allerdings sehr selten geworden, so gab es z.B. in der Schweiz 2013-2016 nur noch 30-40 Brutpaare [1; 8]. Situation in Mitteleuropa: Die Nordalpen bilden die reguläre nördliche Grenze des Brutareals der Zwergohreule. Nördlich davon kam die Art in der Schweiz nur sporadisch vor und ist heute als Brutvogel verschwunden [11]. Im Elsass trat sie als Brutvogel bis 1985 auf. In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen ist sie eine Ausnahmeerscheinung und es werden nur vereinzelt Bruten registriert [10]. Wegen des Rückgangs der Großinsekten und der zunehmenden Modifizierung ihres Lebensraums - in Mitteleuropa traditionell landwirtschaftlich genutzte Gebiete, ist der ehemals bedeutende Brutbestand im Mittelwallis bis auf wenige Paare verschwunden und die Art gilt in der Schweiz als vom Aussterben bedroht [9]. Seit den 1960er Jahren hat sie auch in Österreich bedeutende Arealverluste hinnehmen müssen. BIRDLIFE gibt für Österreich 35-40 und für die Schweiz 20-30 Brutpaare an [1]. Der internationale Handel ist unter CITES nach Anhang II geregelt. Die Art fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume. Bedeutung für den MenschenVon 2001-2023 wurde weltweit nebst zahlreichen toten Vögeln oder Teilen davon die Ausfuhr von 3'045 lebenden Wildfängen, davon 1'623 aus Usbekistan und 1'118 aus Togo (?!) registriert, ferner von 393 Nachzuchtvögeln, die hauptsächlich aus Belgien und der Ukraine stammten [3]. HaltungAls Höchstalter werden 24 Jahre und 5 Monate angegeben, erreicht im Alpenzoo Innsbruck. Die Erstzucht gelang 1888 einem Privathalter in Deutschland [7]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 60 Zoos gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Seit 2022 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (New Style- EEP), das vom Monde Sauvage Aywalle koordiniert wird. Mindestanforderungen an Gehege: 1995 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen. Diese werden seit Jahren überarbeitet und sollen als Leitlinien zur Haltung von Greifvögeln (Accipitriformes, Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) neu herausgegeben werden. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 kleine Eulen eine Voliere mit einer Grundfläche von 10 m² und einem Volumen von 20 m³ vor. Für jede weitere ist die Grundfläche um 1 m² zu vergrößern. Die Vorgängerverordnung sah eine Fläche von 4 m² und ein Volumen von 10 m³ vor. Die Erhöhung erfolgte ohne Angabe von Gründen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für die Haltung von 1-2 kleinen Eulen eine Voliere mit einer Grundfläche von 5 m² bei 2 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 1 m² zu erweitern. Taxonomie und NomenklaturDie Zwergohreule wurde 1758 durch Carl von LINNÉ unter der Bezeichnung "Strix scops" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Otus wurde 1769 von Thomas PENNANT, einem Naturforscher aus Wales, eingeführt. Zur Zeit werden 6 Unterarten anerkannt [5]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Otus scops. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22688643A133400546. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22688643A133400546.en . Downloaded on 23 June 2019.
- BURTON, J. A. (1984)
- CITES TRADE DATA BASE
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- ECK, S. & BUSSE, H. (1973)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N (2019)
- MAUMARY, L. et al. (2007)
- NIEHUIS, M., DIETZEN, C. & FREUNDLIEB, G. (2003)
- STEINBACH, G. (1980)