Honigbienen (Apis mellifera) im Vogelpark Marlow
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Stamm: Gliedertiere (ARTHROPODA)
Unterstamm: Sechsfüßer (HEXAPODA)
Klasse: Insekten (INSECTA)
Unterklasse: Fluginsekten (PTERYGOTA)
Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Unterordnung: Taillenwespen (Apocrita)
Überfamilie: Apoidea
Familie: Echte Bienen (Apidae)
Westliche Honigbiene
Apis mellifera • The European Honey Bee • L'abeille européenne
- Verbreitung
- Biologie
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Westliche Honigbiene ist eine Bienenart, die seit Jahrtausenden vom Menschen als Honiglieferant genutzt wird. Dabei wurden verschiedene Unterarten gemischt, ansonsten ist aber züchterisch nicht viel passiert. Sie wird gilt deshalb als Wildtier, "das zu einem genetisch nicht bestimmbaren Anteil domestiziert ist" betrachtet. Nebst einer immensen Zahl gehaltener Bienenvölker, sogenannten "Imkerbienen", gibt es auch in Mitteleuropa nach wie vor wildlebende Bienenkolonien, die in hohlen Bäumen, Felshöhlen oder vom Menschen geschaffenen, aber nicht zur Bienenhaltung gedachten Strukturen nisten, z.B. in Hohlräumen von Trockenmauern oder Nistkästen für Vögel [13]. VerbreitungMittel- und Südeuropa, Naher Osten, Zentralasien und Afrika. Domestizierte Bienen sind auf allen Kontinenten (außer der Antarktis) zu finden [2]. BiologieDie Honigbiene ist ein staatenbildendes Insekt. Ihre Grundfarbe ist braun. Am Hinterleib kann die Behaarung eine andere Farbe haben, von gelblich über orange bis zu rötlich oder braun wie Leder. Im Gegensatz zu Wespen oder Hornissen ist sie aber nicht gestreift, auch wenn die Trickfilm-Biene "Maja" das glauben machen will. Ein Volk besteht aus bis zu 50-80'000 Individuen, die drei Kasten angehören: Arbeiterbienen sind mit einer Länge von 11-13 mm die kleinsten und zierlichsten Individuen des Volkes und stellen dessen große Mehrheit. Ihr Hinterleib läuft spitz zu und schließt auf gleicher Höhe wie die Flügel ab. Ihre Vorderflügel sind etwa 9,2 mm, die Hinterflügel 6,8 mm lang. Sie sind als verkümmerte Weibchen nicht fortpflanzungsfähig. Sie haben im Laufe ihres Lebens unterschiedliche Funktionen, wie Brutpflege, Wabenbau, Baubewachung, und verfügen dazu über verschiedene Drüsen, die etwa dem Füttern von Königin und Brut, der Herstellung von Wachs oder der Feindabwehr dienen. Als "Trachtbienen" sammeln sie während rund drei Wochen Pollen sowie Blütennektar, den sie im Bau zu 2.5-3 g Honig eindicken. Der Nektar wird im Honigmagen transportiert und an ihren Hinterbeine haben sie kleine Vertiefungen, mit denen sie die Pollen in den Stock tragen können [2; 4; 5; 7; 8]. Die Bienenkönigin oder der Weisel ist das einzige geschlechtsreife weibliche Tier im Volk. Sie wird etwa 15-18 mm lang und ist somit der größte der drei Bienentypen. Ihre Flügel sind kürzer als der Hinterleib. Sie kann 4-5 Jahre alt werden und in ihrem Leben etwa 2 Millionen Eier produzieren. Die 13-16 mm langen Drohnen sind die männlichen Geschlechtstiere. Sie fallen besonders durch ihre großen, aus 7'000-8'000 Einzelaugen bestehenden Facettenaugen auf, die auf der Stirn beinahe zusammenstoßen. Ihr Körper ist eher plump, ihre Flügel überragen den Hinterleib deutlich, ihr Rüssel ist kürzer als bei Arbeiterbienen und die Körbchen an den Hinterbeinen fehlen. Drohnen werden nur im Hinblick auf die Fortpflanzungszeit herangezogen. In einem Volk können sich dann mehrere hundert Individuen befinden. Die alte Königin schwärmt mit einem Teil der Arbeitsbienen meistens im Frühjahr aus, um eine neue Kolonie zu bilden, und überlässt den bestehenden Bienenstock einer ihrer Töchter. Die Jungköniginnen unternehmen ab einem Alter von sechs Tagen Hochzeitsflüge, auf denen sie sich mit mehreren Drohnen aus anderen Völkern begatten. Werden die Drohnen nicht mehr benötigt, werden sie von den Arbeitsbienen getötet oder ausgesperrt und sterben so an Nahrungsmangel [2; 5; 8; 13]. Jedes Volk lebt in einem Nest, das sich in einer "Beute" befindet, unter natürlichen Bedingungen z.B. in einer Baumhöhle, bei gehaltenen Bienen in einem Bienenkorb oder Bienenstock. Das Nest enthält mehrere aus Wachs gebaute Waben, von denen sich jede aus vielen beidseits angebrachten kleinen, sechseckigen Zellen zusammensetzt. Durch die sechseckige Form bleiben keine unnötigen Spalten oder Zwischenräume übrig und der vorhandene Raum kann optimal ausgenutzt werden. Die Zellen haben unterschiedliche Funktionen, so sind z.B. die für die Produktion von Geschlechtstieren bestimmten Zellen größer als andere. Die Temperatur im Nest wird von den Bienen durch Fächeln mit den Flügeln oder durch Muskelkontraktionen konstant auf 35ºC gehalten [2; 5; 8]. Gefährdung und SchutzDie Westliche Honigbiene wird seit 2014 durch die Rote Liste der IUCN erfasst, konnte aber wegen ungenügender Datenlage keiner Gefährdungskategorie zugeordnet werden (DATA DEFICIENT). Es wird aber davon ausgegangen, dass die Bestände der wildlebenden, reinen Unterarten abgenommen haben und regional ganz verschwunden sind [13; 14]. Der internationale Handel ist artenschutzrechtlich nicht geregelt. Noch um 1850 war die Dunkle Biene (Apis mellifera mellifera) als Urtyp der Honigbiene in Mittel- und Nordeuropa weit verbreitet. Danach begann die Verdrängungszucht zugunsten anderer Bienenrassen (z.B. A. mellifera carnica aus Osteuropa oder A. mellifera ligustica aus Italien), sodass die endemische Unterart bis auf wenige Restbestände dezimiert und beinahe ausgerottet worden ist (Quelle PM Alpenzoo Innsbruck vom 14.09.2013). Bedeutung für den MenschenDurch Felsmalereien in der Höhle von Altamira wird bezeugt, dass der Mensch bereits in der Altsteinzeit, d. h. bis vor etwa 12'000 Jahren, Honig sammelte. Ab der Jungsteinzeit begann er Schwärme einzufangen und sie in künstlichen Behausungen, etwa ausgehöhlten Baumstämmen ("Klotzbeuten") unterzubringen [13]. Die Bedeutung der Honigbiene als Pollinator ist für den Menschen und das gesamte Oekosystem enorm, weil die meisten Blütenpflanzen auf Insektenbestäubung angewiesen sind, darunter wichtige Obstsorten wie Äpfel, Birnen, Kirschen etc.. Ebenfalls von großer Bedeutung ist die Weltproduktion von Honig als Nahrungsmittel. Diese belief sich im Jahr 1964 noch auf weniger als 800 Millionen Tonnen und stieg bis 2008 auf rund 1.5 Milliarden Tonnen. Davon wurden rund 300 Millionen Tonnen in der EU erzeugt [6].Der Weltbestand an Bienen steig von 49.5 Millionen Völkern im Jahr 1961 auf 83.5 Millionen in 2018 [10]. Weitere genutzte Bienenprodukte sind das Bienenwachs, das z.B. zu Kerzenherstellung verwendet wird, Propolis, das „Kittharz“ der Biene mit konservierenden Eigenschaften, das früher zur Wundversorgung eingesetzt wurde, und der Gelée Royale, ein eiweißreicher Futtersaft für die Bienenkönigin, der antimikrobiell und krebshemmend wirken und einen positiven Einfluss auf Blutdruck und Blutzuckerspiegel haben soll. Das Bienengift wird als entzündungshemmendes Heilmittel bei Muskel-, Nerven- und Gelenkserkrankungen eingesetzt [2]. Im Jahr 2006 gab es in den Mitgliedstaaten der EU 593'000 Imker, von denen rund drei Prozent als Berufsimker mit mindestens 150 Bienenvölker eingetragen waren. Die Gesamtzahl der Bienenstöcke betrug 11'631'000. Die meisten Bienenstöcke standen in Spanien, Griechenland, Frankreich und Italien [6]. Die Schweiz hat mit über 4 Völkern / km² eine hohe Bienendichte. Insgesamt halten hier 17'500 Imker etwa 165'000 Bienenvölker, d.h. im Mittel 10 Völker pro Bestand, die mehrheitlich in ortsfesten Bienenhäusern untergebracht sind. Die Durchschnittsernte liegt bei 20 kg pro Volk [1]. Nebst der wirtschaftlichen hat die Honigbiene auch eine erhebliche kulturelle Bedeutung. Sie kommt in Kinderliedern, Literatur und Film vor, jemand ist "fleißig wie eine Biene" oder verzehrt einen aus Hefeteig bestehenden "Bienstich". Wie groß das Interesse an der Honigbiene ist, zeigt auch der Erfolg des Dokumentarfilms "More than Honey – Bitterer Honig" des Schweizer Regisseurs Markus Imhoof aus dem Jahr 2012 über das weltweite Bienensterben, der in der Schweiz zum erfolgreichsten Schweizer Kinofilm des Jahres 2012 und zum erfolgreichsten Schweizer Dokumentarfilm aller Zeiten wurde, und der auch in Deutschland und in Österreich die jeweils höchste nationale Auszeichnung für Dokumentarfilme gewonnen hat [12]. Haltung im Zoo
Die Honigbiene ist von besonderem zoopädagogischem Interesse. In verschiedenen Zoos gibt es Lehrbienenstände, für die spezielle pädagogische Konzepte erarbeitet wurden, so in Heidelberg [9] oder in Bochum [3]. Wie in Bochum gibt es auch im Tierpark Nordhorn seit 2014 einen „Schleuderraum“ am Lehrbienenhaus. In diesem Raum bringen die Grafschafter Imker den Besuchern den Prozess des „Honigschleuderns“ näher. Der „Honigkreislauf“ von der Biene bis ins Glas kann somit komplett im Tierpark nachvollzogen werden (PM Tierpark Nordhorn vom 15.01.2014). Im Tiergarten Schönbrunn wurde 2012 ein ganz besonderes Bienenhaus errichtet. In überdimensionalen begehbaren Waben können die Besucher rund 100.000 Bienen aus nächster Nähe beobachten. Durch Glasfenster und Gucklöcher bekommt man einen Einblick in das emsige Treiben im Bienenstock. Infotafeln halten viele interessante Fakten über diese Insekten bereit. So erfährt man zum Beispiel, dass für ein Kilogramm Honig bis zu fünf Millionen Blütenbesuche notwendig sind und Bienen die Farbe Rot nicht erkennen können (Quelle PM Tiergarten Schönbrunn vom 05.06.2012). Der Opel-Zoo Kronberg ist während des Sommerhalbjahrs Heimat für 18 Bienenvölker eines Bioland-Imkers, die auf den Zoogelände Nektar und Pollen von Edelkastanien und Sommerblüten eintragen. Im Spätherbst kann dann der daraus produzierte Honig von den Zoobesuchern erworben werden. Ebenfalls unter unterschiedlichen Aspekten thematisiert wird die Honigbiene z.B. im Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma in Stuttgart, im Zoo Schwerin oder im ErlebnisZoo Hannover (Quellen PM dieser Zoos), und im Zoo Basel wurde ein Bienenstock in das Etoshahaus integriert, das dem Thema "Nahrungskreislauf" gewidmet ist. Der Stock ist so plaziert, dass häufig Bienen in die Voliere der Bienenfresser (Merops nubicus) gelangen, was den Vögeln ein natürliches Nahrungserwerbsverhalten ermöglicht. Der Natur- und Tierpark Goldau hat 2019 unter dem Titel «Mehr als Bienen» das wohl aufwändigste Projekt in einem Zoo aufgegleist mit dem Ziel, die extensive Imkerei, die Wildbienenforschung, die Naturförderung und den Wissenstransfer über Bienen und Insekten regional zu fördern und im Park eine Informationsstelle für Bienenhaltung aufzubauen. Er hat dazu einen Imker eingestellt, der die rund 50 Bienenvölker des Tierparks betreut, sowie eine Projektmitarbeiterin, die sich um die administrative Koordination und die Ausarbeitung des Bildungsangebots kümmert. Damit trägt der Park dazu bei, die Bienen und ihre dramatische Lage ins Rampenlicht zu stellen und Verständnis für einen insektenfreundlicheren Umgang zu schaffen. Anhand diverser Bildungsangebote werden Kinder und Erwachsene in den praktischen Naturschutz eingeführt und dafür sensibilisiert. Die Bienen werden für verschiedene Zielgruppen zugänglich gemacht. Für Schulklassen und das allgemeine Publikum werden Führungen und Workshops ausgearbeitet und angeboten sowie eine Themenkiste zur Ausleihe für Lehrpersonen zur Verfügung gestellt. Zur Förderung der biologischen Imkerei wird mit Agroscope, dem Kompetenzzentrum der Schweiz für landwirtschaftliche Forschung und weiteren externen Fachleuten zusammengearbeitet und werden die neuesten Ergebnisse im Kampf gegen die Varroamilbe angewendet. Drei Forschungsprojekte, die sich mit Wildbienen und Hummeln befassen, liefern die Grundlage für einen praktischen Naturschutz, und die Insektenförderung wird anhand praxisbezogener lokaler Projekte in der Bevölkerung verankert. Die Vernetzung von Bildung, Forschung und praktischem Naturschutz führt zu aussergewöhnlichen Partnerschaften mit einer nachhaltigen Wirkung. Im Juli 2020 konnte zum ersten Mal Honig der 50 Tierpark-Bienenvölker geschleudert werden. Insgesamt wurden 125 Kilogramm Honig geerntet, die über den Tierpark Shop vertrieben wurden. Taxonomie und NomenklaturDie Westliche Honigbiene wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben [7]. Bisweilen ist die nicht gültige Bezeichnung Apis mellifica anzutreffen. Es gibt rund 30 Unterarten oder Regionalformen, davon 10 Unterarten in Europa [13; 14]. |
Literatur und Internetquellen
- AGROSCOPE
- DACHMARKE LINZER STADTHONIG
- DUTKIEWICZ, V. (2015)
- ENCYCLOPEDIA OF LIFE
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HAMBRUSCH, J. et al. (2010): Foliensammlung (nicht mehr verfügbar)
- ITIS
- NAWI LERNPROGRAMME
- OBERGFELL, D. (2013)
- AGRECOL
- NATUR- UND TIERPARK GOLDAU - PRESSEMITTEILUNGEN 2020
- SCHWEIZER RADIO UND FERNSEHEN - KULTUR
- CORDILLOT, F. (2024)
- DE LA RUA, P. et al. (2014). Apis mellifera (Europe assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2014: e.T42463639A42463665. Accessed on 03 April 2024.