Waldameisen

Rote Waldameisen (Formica rufa-Gruppe) im Wildpark Bad Mergentheim
© Klaus Rudloff, Berlin

Stamm: Gliedertiere (ARTHROPODA)
Unterstamm: Sechsfüßer (HEXAPODA)
Klasse: Insekten (INSECTA)
Unterklasse: Fluginsekten (PTERYGOTA)

Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Unterordnung: Taillenwespen (Apocrita)
Überfamilie: Vespoidea
Familie: Ameisen (Formicidae)

D NT 650

Hügelbauende Waldameisen

Formica rufa-Gruppe • The Red Wood Ants • Les fourmis rousses des bois

I Formica rufa oberreith PD1Rote Waldameise (Formica rufa) im Wildpark Oberreith © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

I formica rufa wien n potenskyRote Waldameisen (Formica rufa) im Tiergarten Schönbrunn © Norbert Potensky / Tiergarten Schönbrunn

I Formica rufa oberreith PD2Nesthügel der Rote Waldameisen (Formica rufa) im Wildpark Oberreith © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

I Formica rufa oberreith PD2Waldameisenhaltung im Naturmuseum St. Gallen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

I formica ringelnatzDie Ameisen - Gedicht von Joachim RINGELNATZ (1933)

I formica buschAus dem "Naturgeschichtlichen Alphabet von Wilhelm BUSCH. Münchener Bilderbogen Nro. 405/406 (1865)

 

 

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Verbreitung 

Paläarktis: Europa, von Irland und Portugal bis zum Ural und gemäßigte Zonen Asiens bis zum Baikalsee [5].

Biologie

Die verschiedenen Arten der Hügelbauenden Waldameisen der Untergattung Formica lassen sich durch eine Überprüfung von Beborstung bzw. Behaarung und Pigmentierung an Augen, Hinterhaupt, Kopfunterseite und Mesosoma, dem mit dem ersten Segment des Hinterleibs verwachsene Thorax, unterscheiden [2].

Wie die Bienen sind auch Ameisen als Einzeltiere nicht überlebensfähig, sondern bilden sogenannte Staaten, in denen jedes Tier seine Aufgabe hat. Es gibt drei soziale Kasten: Jedes Ameisenvolk besitzt eine Königin oder mehrere. Diese Vollweibchen sind größer als die Arbeiterinnen und haben einen auffällig glänzenden Hinterleib. Die jungen Weibchen haben Flügel, die nach der Begattung abgebrochen werden; nach Abwurf der Flügel werden diese Weibchen als Königinnen bezeichnet. Bei der Roten Waldameise sind nur eine oder einige wenige Königinnen im Nest, bei anderen Arten sind es manchmal Tausende. Die Arbeiterinnen bilden die Mehrheit im Ameisenstaat. Sie haben keine Flügel und verrichten ausser dem Eierlegen alle anfallenden Arbeiten, wie Nestbau, Beschaffen der Nahrung, Füttern der Königinnen und der Brut oder Verteidigung des Nests. Junge Arbeiterinnen verrichten die Arbeiten im Nest, die älteren Tiere sind für den Nestbau und die Futterbeschaffung verantwortlich. Männchen gibt es bei den Waldameisen nur im Frühjahr und Frühsommer. Sie sind größer als die Arbeiterinnen, aber kleiner als die Königinnen, sind schwarz und tragen immer Flügel. Sie sterben unmittelbar nach der Begattung [1; 3].

Gefährdung und Schutz

Mehrere europäische Waldameiseanarten (F. aquilonia, F. lugubris, F. polyctena, F. pratensis, F. rufa, F. uralensis) gelten nach einer revisionsbedürftigen Beurteilung aus dem Jahr 1996 als potenziell gefährdet [6].

Der internationale Handel ist artenschutzrechtlich nicht geregelt. In Deutschland gelten 13 Formica-Arten als "Besonders geschützte Hautflügler" nach Anlage 1 zur Bundesartenschutzverordnung. In der Schweiz sind sieben Arten hügelbildender Rote Waldameisen (Formica rufa-Gruppe) nach Anhang 3 der Verordnung über den Natur- und Heimatschutz vom 16. Januar 1991 geschützt.

Bedeutung für den Menschen

Hügel bauenden Waldameisen bewirken eine Stabilisierung des ökologischen Gleichgewichts im Wald. Sie stellen eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele Waldtiere dar, sind bedeutende Verbreiter von Samen und wirksame Vertilger von Schadinsekten, fördern die Bildung des für viele Insekten notwendigen Honigtaus, bieten in ihren Nesthügeln vielen Tierarten Unterschlupf und sind nicht zuletzt wichtige Bodenbildner. Sie sind deshalb für die Forstwirtschaft von Bedeutung und werden gesetzlich geschützt [2].

Ameisen ohne nähere Artangaben spielen zudem eine kulturelle Rolle. Sie kommen in Gedichten, Märchen, Fabeln, Sagen und Horrorfilmen vor. Der Fleiß der Ameise ist sprichwörtlich und findet seinen Niederschlag z.B. in Jean DE LA FONTAINEs Fabel "La cigale et la fourmi". Im Märchen treten sie typischerweise als Heer von Helfern auf, das für den Helden die scheinbar unlösbare Aufgabe löst, eine riesige Menge von Körner aufzulesen oder zu sortieren. Dieses Motiv scheint aus der antiken Mythologie zu stammen: Die Ameise gehört zu den Attributen der Göttin Demeter der Griechen bzw. Ceres der Römer, die für Ackerbau und Fruchtbarkeit zuständig war

Taxonomie und Nomenklatur

In Mitteleuropa leben 8 bekannte Arten hügelbauende Waldameisen der Untergattung Formica. Formica rufa ist die bekannteste. Sie wurde 1761 von Carl von LINNÉ unter ihrem heute noch geltenden Namen beschrieben. Die anderen Arten sind die Schwachbeborstete Gebirgswaldameise (F. aquilonia), die Starkbeborstete Gebirgswaldameise (F. lugubris), die Schweizer Gebirgswaldameise (F. paralugubris), die Kahlrückige Waldameise (F. polyctena), die Große Wiesenameise (F. pratensis), die Strunkameise (F. truncorum) und die Uralameise (F. uralensis). Möglicherweise gibt es noch weitere, kryptische Arten. Ferner werden 6 hügelbauende Arten anderen Untergattungen zugeordnet [1; 2; 4].

Eine beinahe vergessene deutsche Bezeichnung für Ameise, die uns etwa in Christian Morgensterns Gedicht "Im Jahre 19'000" begegnet  ist "Emse" ("Die Ameisen oder Emsen / sind jetzt soweit, dass sie Gemsen / als Sklaven halten (aus / Gründen ihres Körperbaus) ...").

Literatur und Internetquellen

  1. AMBACH, J. (2009)
  2. DEUTSCHE AMEISENSCHUTZWARTE
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. ITIS
  5. MÄRCHENATLAS
  6. SOCIAL INSECTS SPECIALIST GROUP (1996). Formica rufa. The IUCN Red List of Threatened Species 1996: e.T8645A12924924. http://www.iucnredlist.org/details/8645/0. Downloaded on 12 January 2018.

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