Europäischer Aal (Anguilla anguilla) im Zoo-Aquarium Berlin
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Ordnung: Aale (Anguilliformes)
Familie: Süßwasseraale (Anguillidae)
Europäischer Aal
Anguilla anguilla • The European Eel • L'anguille d'Europe
Der Aal war 2018 in der Schweiz, 2009 in Deutschland "Fisch des Jahres"
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der als vom Aussterben bedroht taxierte Europäische Aal ist der einzige Vertreter seiner 22 Arten umfassenden Familie, der in europäischen Zoos und Schauaquarien gezeigt wird. Als einheimische Art und wegen seines Wanderverhaltens ist er von zoopädagogischem Interesse und ist in vielen Einrichtungen zu sehen. Körperbau und KörperfunktionenDie Körperform des Aals ähnelt eher der einer Schlange als der eines Fisches. Er hat einen langgestreckten, drehrunden und glatten Körper. Die Rücken-, Schwanz- und Afterflosse bilden einen durchgängigen und einheitlichen Flossensaum. In seiner dicken Hautbefinden sich unzählige kaum sichtbare runde Schuppen. Voll ausgewachsene Aalweibchen können bis zu 150 cm lang werden und 5-6 kg wiegen. Aalmännchen hingegen erreichen meist nur eine Länge von 50-60 cm [5]. Die Larven haben anfänglich eine Länge von etwa 6 mm. Mit 3 Jahren sind sie etwa 7 cm lang und sind bis zu diesem Zeitpunkt bis vor die irische und spanische Küste gewandert, wo sie sich zu "Glasaalen" umwandeln, die in die Unterläufe der Flüsse weiterwandern. In der Folge steigen sie, mittlerweile als 60-90 cm lange "Steigaale", die Flüsse hoch. Mit zunehmendem Süßwasseraufenthalt werden die Tiere auf dem Rücken olivbraun, auf den Seiten und am Bauch gelb und werden nur "Gelbaale" genannt. Bei erwachsenen Tieren ist die Oberseite noch dunkler und die Unterseite weiß, und die Bezeichnung lautet jetzt "Blankaal" [3]. VerbreitungNordatlantik und Nebenmeere: Schlupf in der Sargassosee (Atlantik), danach Wanderung in verschiedene Flusssysteme in Europa, Nordafrika und Asien, welche in das Mittelmeer, in die Ost- und Nordsee oder in den Atlantik südlich bis zu den Kanarischen Inseln münden. In der Schweiz kommt der Aal im Einzugsgebiet des Rheins, der Rhône und des Ticino vor, fehlt aber im Rom, einem Zubringer der Etsch, und dem zur Donau fließenden Inn [2; 6; 4]. Lebensraum und LebensweiseDer Aal ist ein katadromer Wanderfisch, der bis zum Erreichen der Geschlechtsreife im Alter von 7-18 Jahren im Süßwasser lebt. Danach wandert er, ohne Nahrung zu sich zu nehmen, flussabwärts und entgegen dem Golfstrom quer über den Atlantik, um in der Sargassosee vor der Küste Floridas zu laichen. Nach dem Laichen sterben die Tiere. Die nächste Generation folgt beim Aufwärtswandern den Flussufern und gelangt so über die Verzweigungen in die kleinsten Bäche, wobei sie dank ihrer Kletterfähigkeit auch größere Hindernisse überwinden können. Größere Wasserfälle werden auf dem Landweg umgangen. Als Nahrung dienen ihnen Aas, Wirbellose und Fische [1; 3]. Gefährdung und SchutzDer Europäische Aal gilt seit 2008, letztmals beurteilt 2018, als vom Aussterben bedroht. Globale Populationszahlen sind zwar nicht vorhanden, aber bei der Anzahl der Jungaale (Glasaale) gab es einen Rückgang von 95 bis 99 % (gegenüber 1980 und davor). Daraus lässt sich folgern, dass das Fehlen von Nachwuchs auch einen stark reduzierten Bestand an erwachsenen, fortpflanzungsfähigen Aalen ergibt. Die Ursachen für diesen Rückgang an Jungtieren sind noch nicht bekannt, es gibt aber einige Hypothesen: verminderte Überlebensrate der Larven, Überfischung (vor allem Glasaale), Befall mit dem aus Japan eingeschleppten Schwimmblasenwurm (Anguillicola crassus), Flussverbauungen, Klimawandel an Laichgründen (Sargassosee), und höhere Anzahl an Räubern (Kormorane) [4; 9]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Die EU verabschiedete 2007 einen Aal-Schutz- und Entwicklungsplan mit dem Ziel, dass mindestens 40% der Blankaale ins Meer abwandern können. 2010 wurde die Ausfuhr von Glasaalen, die zuvor hauptsächlich nach Ostasien gingen, verboten [8]. Am Bodensee und in seinen Zubringergewässern sieht die Zukunft der Aale düster aus. Die Erhaltung des Bestands durch natürliche Wanderung ist schwierig, weil viele der ins Meer rückwandernden potenziellen Zuchttiere einer der vielen Kraftwerkturbinen zum Opfer fallen. Bei der Rückwanderung bildet namentlich der Rheinfall bei Schaffhausen ein Hindernis, das von vielen Tieren nicht umgangen werden kann. Bis 2006 wurden daher vor allem von deutschen und österreichischen Fischern regelmässig Zehntausende Glasaale ausgesetzt, dann wurde der Aalbesatz aus Kostengründen vorübergehend eingestellt [St. Galler Tagblatt vom 23. Oktober 2008]. Erst 2009, 2012 und 2013 setzten deutsche und Vorarlberger Fischereivereine bzw. die Fischbrutanstalt Langenargen wieder insgesamt gegen 300'000 Glasaale ein [St.Galler Tagblatt vom 18.04.2009, Südkurier vom 05.06.2012; Schwäbische Zeitung vom 04.05.2013]. Bedeutung für den MenschenDer Aal ist ein beliebter Speisefisch, der sich wegen seines hohen Fettgehalts besonders zum Räuchern eignet, aber auch gebraten, gekocht oder als Suppeneinlage verzehrt wird. Seine Haut wird zu Lederprodukten verarbeitet. Aale aller Altersstadien werden kommerziell gefangen, wobei oft Reusen zum Einsatz kommen. Mehrheitlich stammen die konsumierten Aale aus Aufzuchtbetrieben, in denen der Natur entnommene Glasaale zur Schlachtreife großgezogen werden. In Europa sind die Niederlande und Dänemark die wichtigsten Lieferländer. Im internationalen Handel wird oft nicht zwischen den einzelnen Aal-Arten differenziert, sodass Handelsdaten mit einer gewissen Vorsicht begegnet werden sollte [4]. Von 2009-2018 registrierten die CITES-Vertragsstaaten bei der Ausfuhr 272'539 Stück sowie ca. 240 Tonnen lebende Aale (Naturentnahmen). Die exportierte Fleischmenge wurde mit ca. 27'574 Tonnen angegeben. Hinzu kamen noch Fingerlinge und diverse andere Erzeugnisse [7]. HaltungHaltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 115 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste Mindestanforderungen: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen. In der Schweiz gibt Anhang 2, Tabelle 8 der Schweizerischen Tierschutzverordnung an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der für aquaristische Zwecke gehaltenen Fische angeboten werden müssen. Für Speise- und Besatzfische gilt Tabelle 7. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Muraena anguilla" beschrieben und kam später in die 1764 vom französischen Naturforscher François Alexandre Pierre de GARSAULT geschaffene Gattung Anguilla [2]. |
Literatur und Internetquellen
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- FISH BASE
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- PIKE, C., CROOK, V. & GOLLOCK, M. (2020). Anguilla anguilla. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T60344A152845178. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T60344A152845178.en . Downloaded on 19 December 2020.
- RHEIN-ANGELN
- ZAUGG, B., STUCKI, P., PEDROLI, J.C. & KIRCHHOFER A. (2003)
- CITES TRADE DATA BASE
- MILLER, C. (2020)
- ZAUGG, B. (2022)