Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Ordnung: Lachsartige (Salmoniformes)
Familie: Lachsähnliche, Forellenfische (Salmonidae)
Unterfamilie: Salmoninae
Forelle
Salmo trutta • The (Brown) Trout • La truite (de rivière/ de lac/de mer)
Die Forelle war 2013 in Deutschland, 2020 in der Schweiz der „Fisch des Jahres“
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Forelle ist einer der bekanntesten Fische und hat eine große wirtschaftliche Bedeutung. Aus diesem Grund und wegen der Variabilität innerhalb der Gattung, die durch Besatz mit standortfremden Individuen bedroht ist, ist sie von großem zoopädagogischem Interesse und wird in recht vielen Zoos gezeigt Körperbau und KörperfunktionenDie Forelle erreicht eine mittlere Länge von 40-80 cm und kann im Extremfall bis 140 cm lang und 30 kg schwer. Es gibt aber auch Zwergformen in kleinen Bächen mit geringem Nahrungsangebot, die nur 15-20 cm lang werden. Der Körper ist torpedoförmig, die Schnauze stumpf. Alte Männchen haben einen kräftig ausgebildeten Unterkieferhaken. Eine Fettflosse ist vorhanden [5; 9]. Färbung und Musterung variieren enorm (siehe Taxonomie und Nomenklatur). VerbreitungIn mehreren Unterarten oder Morphen in ganz Europa, Vorderasien sowie an der afrikanischen Mittelmeerküste verbreitet. Allerdings werden die südlichen und östlichen Formen seit einigen Jahren als eigene Arten angesehen. Bei uns werden aufgrund der Lebensweise Bachforelle (Salmo trutta fario), Seeforelle (Salmo trutta lacustris) und die in Gestalt und Verhalten dem Lachs ähnliche Meerforelle (Salmo trutta trutta) unterschieden. Die Bachforelle wurde 1883 in Nordamerika, später in Teilen Südamerikas, im südlichen Afrika, Australien und Neuseeland eingebürgert, die Seeforelle in Nordamerika und die Meerforelle in Nordamerika und Asien [10]. Lebensraum und LebensweiseWährend die Bachforelle als standorttreu gilt, ist die Seeforelle eine Wanderform, die große, tiefe Seen bewohnt und in den einmündenden Flüssen ablaicht. Früher war die Seeforelle der bedeutendste Wirtschaftsfisch der Alpen- und Voralpenseen. Inzwischen sind die Bestände vielerorts stark zurückgegangen. Früher hatte sich in jedem Alpensee eine eigene, den Verhältnissen und dem Nahrungsangebot des Sees angepasste Seeforellenform entwickelt. Heute werden in den meisten Seen zwei Formen unterschieden, die jedoch nur verschiedenen Entwicklungsstadien entsprechen: Die sogenannte "Grundforelle" stellt den erwachsenen, geschlechtsreifen Fisch dar, der in den tiefen Regionen der Seen lebt und sich hauptsächlich von Fischen ernährt. Nur zum Laichen steigt die Grundforelle auf und wandert in die Zu- und Abflüsse der Seen ein. Dort entwickeln sich auch die Eier und Jungfische, die dann als "Schwebforellen" in den See zurückkehren, wo sie sich hauptsächlich in den oberen Wasserschichten aufhalten und meist von Anflugnahrung und kleineren Fischen ernähren. Aus dem Achensee im Tirol gibt es Seeforellen, die im See selbst, in einer Tiefe von 10-15 m, ablaichen [6; 9]. Gefährdung und SchutzDie Forelle gilt nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2009 als weltweit und gesamteuropäisch nicht gefährdet. In der Schweiz gilt die Bachforelle als potenziell gefährdet, die Seeforelle als stark bedroht und die Meerforelle ist ausgestorben. Obwohl sich in der Schweiz die Gewässerqualität in den letzten Jahrzehnten stark verbessert hat, nehmen die Bestände ab. Gründe für den Rückgang sind Kraftwerke und sonstige Bauwerke an den Flüssen, die Laichplätze und Rückzugsmöglichkeiten beeinträchtigen und so den den verfügbaren Lebensraum einschränken. Steigende Wassertemperaturen machen den Tieren zusätzlich zu schaffen. In Österreich figuriert die Bachforelle als potenziell gefährdet auf der Roten Liste [3; 4; 7; 9; 10; 11]. Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Die Forelle hat als Speisefisch und für die Sportfischerei eine herausragende Bedeutung. Sie wird kommerziell befischt und in großem Stil im Rahmen von Aquakultur produziert [2]. Allerdings besteht ein nicht unerheblicher Teil der "Forellen"-Produktion nicht aus Salmo trutta, sondern aus Regenbogenforellen (Oncorhynchus mykiss). Kulturelle Bedeutung: Das 1429 ausgestorbene Geschlecht der Grafen zu Wernigerode, die noch bis 1918 bestehende Grafschaft und die Stadt Wernigerode selbst, der Braunschweiger Stadtteil Dibbesdorf, der Ortsteil Wüstenjerichow der Stadt Möckern, und die Stadt Gedern - alle früher im Besitz der Wernigeroder Grafen - der heutige Landkreis Harz, das Dorf Fahrafeld in Bayern, die Gemeinden Elmenhorst und Sarlhusen (beide Schleswig-Holstein), Langenholzen bei Alfeld (Niedersachsen), Stetten bei Haigerloch (Baden-Württemberg) die Stadt Nidau (Schweiz) und Neuchkirchen an der Vöckla (Oberösterreich) führen die Forelle im Wappen. Musikalische Berühmtheit erlangte die Forelle durch das Forellenquintett (Klavierquintett opus post. 114 - D 667 in A-Dur) von Franz Schubert, dem sein nicht minder berühmtes Kunstlied "Die Forelle" nach einem Text von Christian Friedrich Daniel Schubart zugrunde liegt. HaltungHaltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 100 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich gegen die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Vertreten sund Bach-, See- und Meerforelle. Für Details siehe Zootierliste. Wie Bachforellen gehalten werden (Beispiel):
Mindestanforderungen: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen. In der Schweiz gibt Anhang 2, Tabelle 8 der Tierschutzverordnung an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der für aquaristische Zwecke gehaltenen Fische angeboten werden müssen. Für Speise- und Besatzfische gilt Anhang 2, Tabelle 7. Taxonomie und NomenklaturDie Taxonomie der Forellen ist unklar. Die Formenvielfalt innerhalb der Populationen ist gross, Zuchtforellen werden in standortfremde Gewässer eingesetzt, wo sie sich mit dem ursprünglichen Bestand vermischen. Zur Vielgestalt der Bachforelle sagt Alfred BREHM (1884): "Ueber die Färbung etwas allgemeingültiges zu sagen, ist vollkommen unmöglich. TSCHUDI nennt die Bachforelle das "Chamäleon unter Fischen", hätte aber hinzufügen können, daß sie noch weit mehr abändert als dieses wegen seines Farbenwechsels bekannte Kriechthier." Ferner zitiert er Conrad GESNER: "Wiewol das ist, daß die Forellen gantz bekandte gemeine Fisch in vnsern Landen sind: haben sie doch nit kleinen vnderscheid von Geschlecht vnd Gestalt: Dann etliche sind weiß, etliche gelblecht, etliche schwartzlecht, etliche goldtfarb, etliche haben schwartze flecken, etliche goldfarben flecken. Die so schwartzlecht sind, auch schwartze flecken haben, werden schwartz Fören genennt. Etliche sind schwartzlecht, mit rothen flecken besprengt, etliche haben goldfarbe flecken, werden darvon Goldtforellen genannt, auch etliche allein in den Wäldern gefangen, Waldtfören genennt. Mit jnnerlicher gestalt haben die Forellen wenig vngleichs: allein daß etliche weisser fleisch, andere röthers, viel bessers vnd löblichers haben" [1]. Hinzu kommt, dass nach molekularbiologischen Untersuchungen verschiedene Formen, die zuvor als Unterarten taxiert wurden, seit 2007 als eigenständige Arten gelten, obwohl sie mit der mitteleuropäischen Bachforelle problemlos hybridisieren. Dazu gehören die Zebraforelle (Salmo rhodanensis) aus dem Einzugsgebiet der Rhone, die Marmorata-Forelle und die trota fario (S. marmoratus und S. cenerinus) aus Po und Etsch sowie die Donauforelle (S. labrax). Diese Taxonomie wurde in der Roten Liste der IUCN und der europäischen Roten Liste übernommen [2; 3; 4]. |
Literatur und Internetquellen
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- FISH BASE
- FREYHOF, J. (2011). Salmo trutta. The IUCN Red List of Threatened Species 2011: e.T19861A9050312. http://www.iucnredlist.org/details/19861/0. Downloaded on 07 February 2018.
- FREYHOF, J. & BROOKS, E. (2011)
- GEBHARDT, H. & NESS, A. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- KIRCHHOFER, A., BREITENSTEIN, M. & ZAUGG, B. (2007)
- SCHINDLER, O. (1959)
- SPINDLER, T. (1997)
- ZAUGG, B., STUCKI, P., PEDROLI, J.C. & KIRCHHOFER A. (2003)
- ZULKA, K.P. & WALLNER, R.M. (2007)
- TIERPARK HELLABRUNN _ PRESSEMITTEILUNG vom 09.10.2019)