Bindenwaran (Varanus salvator) im Reptilium Landau
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Echsen (SAURIA)
Zwischenordnung: Waranartige (Platynota)
Familie: Warane (Varanidae)
Bindenwaran
Varanus salvator • The Water Monitor • Le varan à deux bandes
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Beinahe so groß wie der Komodowaran, aber attraktiver gefärbt und leichter verfügbar als jener, ist der Bindenwaran der am häufigsten in europäischen Zoos anzutreffende Großwaran. Mit der Weiterentwicklung des EEP könnte es eine Verschiebung zugunsten des gefährdeten Komodowarans geben. Körperbau und KörperfunktionenDer Bindenwaran kann je nach Unterart 2.2 bis 3 m lang werden, wird aber weniger schwer als der Komodowaran. In der Körpermitte hat er 85-95 Schuppenreihen. Der Kopf ist lang, die ovalen Nasenlöcher sind näher bei der Nasenspitze als beim Auge. Die Kopfschuppen sind mäßig groß, die Bauchschuppen leicht gekielt, die Schwanzschuppen gekielt. Der Schwanz ist als Anpassung an die semi-aquatische Lebensweise seitlich stark komprimiert, oben mit Kamm. Oberseits in der Regel dunkelbraun oder schwarz mit in Querreihen angeordneten gelben Augenflecken, die auf dem Schwanz in gelbe Querbänder übergehen. Kopf mit dunklem Schläfenstreifen und heller Schnauze mit dunkeln Querbändern. Auf den Extremitäten Augenflecken oder Tupfen. Unterseits gelblich mit dunkeln Flecken [3]. VerbreitungSüdostasien: Bangladesch, Bhutan, Brunei, Burma, Süd-China, Hongkong, Indien (Nordosten, Andamanen, Nikobaren), Indonesien ( Bali, Borneo, Celebes, Flores, Java, Lombok, Sumatra, Sumba, Sumbawa), Kambodscha, Laos, Malaysia, Nepal, Philippinen (Luzon, Culion), Singapur, Sri Lanka, Thailand, Vietnam [1]. Lebensraum und LebensweiseDer Bindenwaran besiedelt unterschiedlichste Lebensräume. Am wichtigsten sind Sümpfe, Mangrovenwald und sonstige Feuchtgebiete vom Tiefland bis auf eine Höhe von ca. 1'000 m. Ferner bewohnt er Primär- und Sekundärwälder sowie gebietsweise Agrarland und Kanalisationen von Städten [1]. In manchen südostasiatischen Zoos geht er ein und aus - und leider auch auf Jagd. Die Lebensweise des Bindenwarans ist amphibisch. Dementsprechend ist der Schwanz seitlich zusammengedrückt und mit einem doppelten Kiel versehen, und die Nasenöffnungen befinden sich an der Kopfspitze. Die Tiere suchen das Wasser nicht nur auf, um zu baden, sondern besonders auch auf der Flucht vor Gefahr. In solchen Situationen können sie bis zu einer halben Stunde unter Wasser bleiben, ohne Luft zu holen. [10]. Erste systematische Beobachtungen zum Verhalten wurden von HONEGGER & HEUSSER (1969) an zwei männlichen Bindenwaranen im Zoo Zürich gemacht. Dabei wurden namentlich Schlaf, Gähnen, Nahrungsaufnahme und, als Ausdrucksformen des Sozialverhaltens, Beißen, Schwanzschlagen, Drohen und Kommentkampf gefilmt, fotografiert und protokolliert [8]. In einem amerikanischen Zoo produzierten Bindenwaranweibchen pro Jahr 3 Gelege mit im Mittel 11 Eiern [7]. Gefährdung und SchutzWegen seiner weiten Verbreitung und Habitattoleranz wurde der Bindenwaran aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2009, überprüft und bestätigt 2018, nicht als gefährdet eingestuft. Es bestehen jedoch taxonomische Unklarheiten, die geklärt werden müssten [1]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenZur Bedeutung des lokal "Kabaragoya" genannten Bindenwarans im 19. Jahrhundert teilt BREHM mit: "Die Mitglieder tiefer stehender Kasten bemächtigen sich des Wasserwaran gewöhnlich durch Aufgraben seiner Höhlen und genießen dann das Fleisch der glücklich gewonnenen Beute mit Wohlgefallen. Eine in den Augen der Hindus viel bedeutsamere Rolle aber spielt der Kabaragoya bei Bereitung der tödtlichen Gifte, welche die Singalesen noch heutigentages nur zu häufig verwenden ... Das [von Schlangen] gewonnene Blut wird mit Arsenik und anderen Kraftmitteln vermischt und das ganze mit Hülfe von Kabaragoyas in einem Menschenschädel gekocht. Unsere Warane müssen die Rolle der Thiere in Fausts Hexenküche übernehmen. Sie werden von drei Seiten gegen das Feuer gesetzt, mit ihren Köpfen demselben zugerichtet, festgebunden und mit Schlägen so lange gequält, bis sie zischen, also gleichsam das Feuer anblasen. Aller Speichel, welchen sie bei der Quälerei verlieren, wird sorgsam gesammelt und dem kochenden Gebräue beigesetzt. Letzteres ist fertig, sobald sich eine ölige Masse auf der Oberfläche zeigt. Es versteht sich ganz von selbst, daß der Arsenik der eigentlich wirksame Bestandtheil dieses Giftes ist; die unschuldige Kabaragoya hat sich aber infolge dieses Schwindels der Giftmischer einen so üblen Ruf erworben, daß man sie gegenwärtig allgemein und in wahrhaft lächerlichem Grade fürchtet" [2]. Von 1976-2015 meldeten die Ursprungsländer (ohne Singapur) die Ausfuhr von gegen 25 Millionen Häuten. Im selben Zeitraum führten sie jährlich rund 17'000 lebende Tiere aus, bei 40% davon handelt es sich um Exporte von Vietnam nach China, die dort wohl auf dem Fleischmarkt gelandet sind [4]. HaltungEs wird empfohlen, Bindenwarane einzeln oder paarweise in geräumigen Anlagen mit Abtrennmöglichkeiten zu halten und ihnen ein großes Wasserbecken zur Verfügung zu stellen. Das Terrarium ist mit großen Baumstämmen Felsblöcken etc. zu strukturieren und eventuell mit robusten Pflanzen einzurichten. Als Bodengrund kann man Rindenmulch verwenden. Die Temperatur sollte tagsüber bei 25-30ºC, nachts bei 20°C liegen. Lokal Strahlungswärme bis 35°C. Wegen ihres Platzbedarfs ist die Art für Privathalter wenig geeignet [5; 6; 7; 9]. Da es sich beim Bindenwaran um eine solitär lebende Art handelt, sind die in den Mindestanforderungen gemachten Angaben für "weitere Tiere" wenig praktikabel. Der Bindenwaran gehört zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist. Haltung in europäischen Zoos: Die Zahl der Haltungen hat in den letzten Jahren etwas abgenommen. 2024 wird die Art noch in etwa 60 Institutionen gezeigt, von denen sich ein paar im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für ein Paar mindestens 5x so lang und 2x so breit sein wie die Kopf-Rumpflänge der Tiere. Für Adulte ergibt dies eine Grundfläche von ca. 6-8 m². Die Höhe soll das Doppelte der Kopf-Rumpflänge betragen. Für jedes weitere Tier kommen 15% zur Basisfläche dazu. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, mit einem Landteil, der dem 5x3-fachen, und einem Wasserteil, der dem 2x2-fachen der Kopf-Rumpflänge entspricht. Für jedes weitere Tier kommt das 2x2-fache der Kopf-Rumpflänge zur Landfläche und das 1x1-fache zur Wasserfläche dazu. Die Höhe des Behälters muss dem Doppelten, die Beckentiefe der Hälfte der Kopf-Rumpflänge entsprechen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt. Taxonomie und NomenklaturDie Art ist 1768 vom österreichischen Arzt und Naturforscher Josephus Nicolaus LAURENTI als "Stellio salvator" beschrieben worden. Nach einigen Wirrungen landete sie um die Mitte des 19. Jahrhunderts in der Gattung Varanus [11]. Sie wird der Untergattung Soterosaurus zugeordnet [10]. Es werden zur Zeit fünf Unterarten anerkannt, darunter die erst 2010 beschriebene und nach dem Reptilien-Kurator des Kölner Zoos benannte V. s. ziegleri [11]. |
Literatur und Internetquellen
- QUAH, E., LWIN, K., COTA, M. et al. (2021). Varanus salvator. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T178214A113138439. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-2.RLTS.T178214A113138439.en. Accessed on 07 August 2023..
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- EIDENMÜLLER, B. (2009)
- EIDENMÜLLER, B. & PHILIPPEN, H.-D. (2008)
- HAIRSTON, C. S. & BURCHFIELD, P. M. (1992)
- HONEGGER, R.E. & HEUSSER, H (1969)
- NIETZKE, G. (1969)
- ROTTER, J. (1963)
- THE REPTILE DATA BASE