Callagur-Schildkröte (Batagur borneoensis) im Khao Kheow Open Zoo, Thailand
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halsbergerschildkröten (CRYPTODIRA)
Familie: Altwelt-Sumpfschildkröten (Geoemydidae)
Callagur-Flussschildkröte
Batagur borneoensis • The Painted Terrapin • L'émyde peinte de Bornéo
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Callagur-Flussschildkröte ist eine sehr groß werdende, attraktiv gezeichnete Süßwasserschildkröte, die hauptsächlich wegen Übernutzung für den Nahrungsmittelmarkt in ihrer südostasiatischen Heimat als vom Aussterben bedroht gilt. In europäischen Zoos ist sie wenig verbreitet. Körperbau und KörperfunktionenDie Weibchen der Callagur-Flussschildkröte erreichen eine Carapaxlänge von 50-60(-76) cm, die Männchen von 30-40 cm. Der Carapax ist relativ flach und längsoval. In der Regel ist ein Nuchalschild vorhanden und das Caudalschild ist geteilt. Das Plastron ist gut entwickelt. Krallen und Beschuppung der Extremitäten sind reduziert, dagegen sind die Schwimmhäute stark entwickelt. Männchen zeigen während der Paarungszeit an Kopf und Carapax auffällige Prachtfarben: Die Extremitäten werden bläulich hellgrau, Nasenrücken und Stirn leuchtend rot, Ränder des roten Felds und Schnauzenpartie schwarz, der übrige Kopf weißlich, und der Rückenpanzer zeigt auf hellem Grund blauschwarze Längsstreifen sowie ebensolche Flecken auf den Randschildern. Während der übrigen Zeit sind Panzer, Extremitäten und Kopfseiten dunkel. Die Weibchen sind braun gefärbt [1; 2; 4]. VerbreitungSüdostasien: Brunei, Indonesien (Sumatra, Kalimantan), Malaysia (Halbinsel, Sabah, Sarawak), Thailand (nur ganz im Süden). In Singapur möglicherweise ausgestorben [1; 6; 7; 8]. Lebensraum und LebensweiseCallagur-Flussschildkröten kommen in Süß-, Brack- und Salzwasser vor. Sie bewohnen Mündungen und Gezeitenzonen mittlerer bis großer Flüsse, geschützte Meeresbuchten sowie Mangrovensümpfe und andere Feuchtgebiete entlang der Küste. Sie sind zur Hauptsache Pflanzenfresser, die sich von Früchten, Kräutern und Gräsern ernähren. Ähnlich wie Meeresschildkröten graben die Weibchen 30-40 cm tiefe Nesthöhlen an Sandstränden, in denen sie 2-3mal jährlich 10-12 (8-25) Eier ablegen. Die Jungen schlüpfen nach 70-90 Tagen. Männchen werden mit 7-10 Jahren, Weibchen mit 15 Jahren geschlechtsreif [1; 4; 5; 6]. Gefährdung und SchutzDie Callagur-Flussschildkröte wurde 1982 als gefährdet (VULNERABLE) in die Rote Liste der IUCN aufgenommen. Ab 1988 galt sie als stark gefährdet (ENDANGERED). Seit 1996, letztmals überprüft 2018, figuriert sie in der Kategorie "vom Aussterben bedroht" (CRITICALLY ENDANGERED). Gründe für diese unerfreuliche Entwicklung sind die nicht nachhaltige Entnahme von erwachsenen Tiere und Eiern für Nahrungszwecke sowie die Zerstörung von Nistplätzen durch die Entnahme von Sand [6]. Der internationale Handel ist seit 1997 nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenCallagur-Schildkröten werden zur Fleischgewinnung gefangen und - oft illegal - gehandelt. Für lokale Märkte werden auch Eier gesammelt. Bis in die 1990er Jahre waren sie als Nahrungslieferant bedeutsam. Da die Nutzung nicht nachhaltig war und die Bestände geschmolzen oder teilweise ganz verschwunden sind, hat sie ihre frühere Bedeutung verloren. Von 1997-2020 registrierten die Ursprungsländer die Ausfuhr von 16'251 Wildfängen. Davon stammten 95% aus Indonesien. Nach 2010 wurden nur noch 8 Stück gemeldet. Weltweit wurden im selben Zeitraum 3'112 Nachzuchttiere erfasst. Davon stammten 1'935 aus den USA und 1'134 aus Malaysia [3]. Haltung im ZooWährenddem in den USA (Florida) Callagur-Flussschildkröten in namhafter Anzahl nachgezogen werden [4], ist dies in Europa nicht der Fall, da sich die Haltung meistens nur auf wenige Tiere beschränkt und die Gehegegestaltung (Fehlen eines breiten Sandstrands) einer Fortpflanzung nicht unbedingt förderlich sind. Haltung in europäischen Zoos: Callagur-Flussschildkröten tauchten erst ab den 1990er Jahren in europäischen Zoos auf. Gegenwärtig (2024) werden sie in etwa 10 Institutionen gehalten, von denen sich die Hälfte in Deutschland, Österreich oder der Schweiz befinden. Für weitere Informationen siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Batagur ist weder im Reptiliengutachten 1997 des BMELF noch in den einschlägigen Verordnungen der Schweiz und Österreichs (Stand 2024) erwähnt. Taxonomie und NomenklaturDie Callagur-Flussschildkröte wurde 1844 von den am Naturhistorischen Museum Leiden tätigen deutschen Zoologen Hermann SCHLEGEL und Salomon MÜLLER als *Emys borneoensis" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1862 stellte sie der englische Zoologe John Edward GRAY unter der Artbezeichnung "picta" in die von ihm aufgestellte Gattung Batagur und 1870 in die neue Gattung Callagur, wo sie bis vor wenigen Jahren verblieb. Seit 2007 ist der Name Batagur borneoensis gültig [8; 9]. |
Literatur und Internetquellen
- ANIMAL DIVERSITY WEB
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- HET TERRARIUM
- OBST, F. J. (1985)
- SHEPERD, C., HORNE, B.D., GUNTORO, J. & COTA, M. 2021. Batagur borneoensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T163458A1009824. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-1.RLTS.T163458A1009824.en . Accessed on 09 March 2022.
- THE BIODIVERSITY OF SINGAPORE
- THE REPTILE DATA BASE
- TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2021)