Spinnenschildkröte (Pyxis arachnoides) im Tierpark Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin
Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halsbergerschildkröten (CRYPTODIRA)
Familie: Landschildkröten (Testudinidae)
Madagassische Spinnenschildkröte
Pyxis arachnoides • The Spider Tortoise • La pyxide arachnoïde
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Madagassische Spinnenschildkröte ist eine attraktiv gefärbte Art, die wegen ihrer zunehmenden Gefährdung vermehrt in Zoos gehalten und gezüchtet werden sollte. Da die Tiere sehr klein bleiben, sind sie auch für die Privathaltung geeignet, sollten aber qualifizierten Schildkrötenzüchtern vorbehalten bleiben. Körperbau und KörperfunktionenSpinnenschildkröten erreichen eine Carapaxlänge von nur 10 cm. Ihr länglicher, hochgewölbter Rückenpanzer hat eine dunkelbraune Grundfarbe, die von einem schönen Zeichnungsmuster (Spinnennetz) unterbrochen ist. Es ist ein Nuchalschild vorhanden, das Supracaudalschild ist ungeteilt und beidseits hat es 11 Marginalschilder. Die Randschilder haben einen gelben unteren Rand. Der Vorderteil des Bauchpanzers ist durch ein Quergelenk beweglich [1; 4; 6]. VerbreitungTrockene Küstengebiete Südwest-Madagaskars bis etwa 10-50 km ins Land hinein [3]. Lebensraum und LebensweiseDie tagaktive Art besiedelt den Mikea-Trockenwald und den südlich daran anschließenden Didieraceen-/Euphorbien-Dornbusch, eine Region, die durch geringe und unregelmässige Niederschläge gekennzeichnet ist [3; 4]. Während der lange anhaltenden Trockenzeiten scharren sich die Tiere unter Büschen, vertrockneten Grashorsten und ähnlichen geschützten Stellen nur panzertief in den lockeren Bodengrund ein und harren dort ohne Nahrungsaufnahme aus, bis der Regen einsetzt. Die Weibchen legen pro Saison nur zweimal je ein Ei [5; 6] (nach [3] ist die Anzahl Gelege pro Saison nicht bekannt). Die ca. 12 g schweren Jungtiere schlüpfen nach rund 300-330 Tagen. Die Tiere können ein Alter von 70 Jahren erreichen [9]. Gefährdung und SchutzDie Spinnenschildkröte hat im Zeitraum 1970-2000 rund 40% ihres Lebensraums verloren und geriet unter erhöhten Fangdruck, weil auch die Strahlenschildkröte zunehmend seltener wurde. 1996 wurde sie daher als gefährdet, 2008 als vom Aussterben bedroht beurteilt, obwohl der Bestand damals auf 2-3 Millionen Individuen geschätzt wurde. Diese Beurteilung müsste aber aktualisiert werden [3]. Die Art war ursprünglich in CITES-Anhang II aufgeführt. Seit 2005 ist der internationale Handel nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Bedeutung für den MenschenDie Spinnenschildkröte ist ein attraktives Terrarientier. Von 1976-2004 bewilligte Madagaskar während insgesamt 8 Jahren die Ausfuhr von total 4907 Tieren, die bis auf 16 alle Wildfänge waren. Seit die Art in Anhang I ist, wurden keine Exporte mehr gemeldet [2]. HaltungHaltung in europäischen Zoos: Die Zahl der Haltungen nimmt zu. Gegenwärtig (2028) wird die Art in 28 Institutionen gehalten, wovon sich ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste Für die Art existierte ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das 2020 in ein vom Zoo Brünn kooridiniertes New Style EEP umgewandelt wurde. Zu den regelmäßigen Züchtern zählt der Erlebniszoo Hannover, wo von 2011-2023 insgesamt 15 Jungtiere geschlüpft sind [9]. Ferner gibt es im Rahmen der European Studbook Foundation ein Zuchtbuch, das überwiegend private Halter erfasst. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für eine Kleingruppe mindestens 4x so lang und doppelt so breit sein wie die Carapaxlänge. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, welches das 8x4-fache der Carapaxlänge misst. Für jedes weitere Tier kommt das 2x2-fache der Carapaxlänge dazu. Bei Unverträglichkeit müssen die Tiere einzeln gehalten werden. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde unter ihrem heutigen Namen 1827 vom englischen Arzt und Naturforscher Thomas BELL beschrieben. Es werden drei Unterarten anerkannt: P. a. arachnoides, P. a. brygooi und P. a. oblonga [7, 8]. |
Literatur und Internetquellen
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- LEUTERITZ, T. & WALKER, R. (2020). Pyxis arachnoides (amended version of 2014 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T19035A177075588. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T19035A177075588.en. Downloaded on 19 December 2020.
- NIETZKE, G. (1969)
- OBST, F. J. (1985)
- ROGNER, M. (2008)
- THE REPTILE DATA BASE
- TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2014)
- ERLEBNISZOO HANNOVER - PM vom 20.02.2023