Junge Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata imbricata)
im Xcaret Park, Playa del Carmen, Mexiko
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halsbergerschildkröten (CRYPTODIRA)
Familie: Meeresschildkröten (Cheloniidae)
Echte Karettschildkröte
Eretmochelys imbricata • The Hawksbill Sea Turtle • La tortue imbriquée
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Echte Karettschildkröte ist eine vergleichsweise kleine Meeresschildkröte, die stärker an die Tropen und Subtropen gebunden ist als die anderen Arten. Sie ist ein Paradebeispiel für nicht-nachhaltige Nutzung mit dem alleinigen Ziel, einen Luxusartikel zu gewinnen. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Carapaxlänge von 75-90 cm und einem Gewicht bis 150 kg ist Echte Karettschildkröte eine kleinere Meeresschildkröte. Ihr schmaler Kopf hat einen massiven, hakenförmigen Oberkiefer und zwei Paar Präfrontalschilder. An den Vorderbeinen befinden sich je zwei Krallen. Der rotbraune, gestromte Carapax ist schmal und lang mit stark gesägtem Hinterrand. Die einzelnen Schilder sind dick, durchscheinend und überlappen sich, außer allenfalls bei sehr alten Individuen. Es sind 5 Wirbelschilder und je 4 Rippenschilder und 11 Randschilder vorhanden. Das Nuchalschild ist breit, aber nicht in Kontakt mit den beiden ersten Rippenschildern. Das Supracaudalschild ist geteilt. Das hellgelbe Plastron weist beidseits 4 Inframarginalschilder auf. Bei den etwa 5 g schweren Schlüpflingen ist der Rückenpanzer rund 30 mm lang [1; 3]. VerbreitungNistareale gibt es in allen Ozeanen, meist zwischen 25º N und 25º S sowie in den Neben- und Randmeeren, die in diesem Bereich liegen. Früher gab es auch Nistplätze im Mittelmeerraum. Wandernde Individuen können bis in die gemäßigten Zonen vordringen [1; 4; 8]. Lebensraum und LebensweiseEchte Karettschildkröten nisten an Sandstränden tropischer und subtropischer Inseln und des Festlands, meist in der Strandvegetation. Nach dem Schlupf begeben sich die Jungtiere, Meeresströmungen folgend, in den offenen Ozean, wo sie sich von Schwebeorganismen, wie marinen Nacktschnecken und Seeblasen (Physalia spp.), ernähren. Nachdem sie eine Länge von 20-30 cm erreicht haben, wandern sie zu Korallenriffen, Felsküsten und anderen wenig tiefen Meeresbereichen, wie z.B. Mangrovenbuchten, wo sie sich nun hauptsächlich von Schwämmen und anderen sessilen Wirbellosen, wie Weichkorallen oder Mollusken, aber auch von Seegräsern ernähren. Als Erwachsene wandern die Tiere beider Geschlechter zwischen ihren Nahrungsgründen und den Nistplätzen hin und her. Die Paarungen finden im Wasser statt. Die Männchen verlassen vermutlich zeitlebens das Wasser nicht. Die Weibchen kommen in Abständen von 2-4 Jahren zur Eiablage an Land, wo sie in der Dämmerung oder nachts mit ihren Beinen eine birnförmige Grube ausheben, in welche sie die Eier deponieren. Im Verlauf einer Saison produzieren sie 2-5 Gelege, von denen jedes meist zwischen 120 und 200 kugelige Eier mit einem Durchmesser von 25-30 mm umfasst [3; 4; 5; 9]. Gefährdung und SchutzNach einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 wird die Echte Karettschildkröte als unmittelbar vom Aussterben bedroht eingestuft, weil der Weltbestand über drei Schildkrötengenerationen (105-135 Jahre) um mehr als 80% abgenommen hat und weiterhin abnimmt [4]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Die Echte Karettschildkröte fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist ist eine streng zu schützende Tierart nach Anhang IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG). Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):
Bedeutung für den MenschenSchildpatt, die durchscheinenden, bunt geflammten oder gewölkten Hornschilder des Panzers der Echten Karettschildkröte, war seit dem Altertum ein gesuchtes Rohmaterial zur Herstellung von Schmuck- und Gebrauchsgegenständen. Auf fast allen Südseeinseln wurden daraus Armreifen, Brustschmuck hergestellt, manchenorts auch Tischbesteck oder Tanzmasken [5]. Mit der Entwicklung der Seeschifffahrt und der Entdeckung ferner Kontinente und Inseln nahm die Nachfrage nach Schildpatt auch in Europa stark zu. Anfänglich wurden vor allem die Populationen Ostindiens und des Pazifiks ausgebeutet, ab Mitte des 17. Jahrhunderts auch jene der Karibik. Parallel dazu entstand in Japan eine Industrie, die das "Bekko" verarbeitete. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich Japan zum größten Verbraucher dieser Ressource. Allein zwischen 1950 und 1992 wurde eine Menge Schildpatt eingeführt, die 1.3 Millionen erwachsenen Tieren entsprach. Der heutige internationale Handel ist aufgrund der Einfuhrbeschränkungen durch CITES limitiert. Allerdings geht der lokale Verbrauch und der illegale Handel mit Schildpatt weiter. Der Handel mit lebenden Tieren ist unbedeutend. Im Verlauf von vier Jahrzehnten wurde im Jahresmittel die Einfuhr von nur 55 lebenden Tieren gemeldet [2; 4]. Haltung2002 kam es in einem Forschungsaquarium auf der japanischen Ishigaki-Insel zur Ablage von 894 Eiern von zwei Weibchen, aus denen 309 lebensfähige Junge schlüpften. 2003 erzielte der XCaret-Park in Mexiko den ersten Zuchterfolg. Im selben Jahr wurde in Darwin ein ein ex situ-Zuchtprogramm begonnen [6]. Zoopädagogik: Die Echte Karettschildkröte ist ein wichtiges Element des Ökosystems Korallenriff, das durch die globale Erwärmung bedroht ist. Sie kann daher als Botschafter-Art für den Klimaschutz eingesetzt werden. Sie kann aber auch dazu dienen, exemplarisch die Bedeutung von CITES zu erklären. Haltung in europäischen Zoos und Aquarien: Die Art wird in weniger als 10 Institutionen gehalten. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Behälter für eine Kleingruppe mindestens 10x so lang und 5x so breit sein wie die Carapaxlänge. Der Wasserstand soll das Doppelte der Carapaxbreite betragen. Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) ist die Haltung genehmigungspflichtig, wobei im Einzelfall geprüft wird, ob die vorgesehenen Einrichtungen eine tiergerechte Haltung erlauben. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1766 von Carl von LINNÉ im Rahmen der 12. Auflage seines "Systema Naturae" als "Testudo imbricata" beschrieben. 1829 wurde sie vom französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris Georges CUVIER in die Gattung Chelonia gestellt. Der heute gültige Name Eretmochelys imbricata wurde 1857 vom Schweizer, damals in den USA tätigen Naturforscher Jean Louis Rodolphe AGASSIZ vergeben. Es wurden drei Unterarten beschrieben, wobei man heute eher von deren zwei ausgeht: E. i. imbricata im Atlantik E. i. bissa im Indo-Pazifik, wobei aber das Konzept der "Separate Management Units" zunehmend an Bedeutung gewinnt [2; 4; 7; 8]. |
Literatur und Internetquellen
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- IUCN SSC MARINE TURTLE SPECIALIST GROUP
- MORTIMER, J.A & DONNELLY, M. (IUCN SSC Marine Turtle Specialist Group) (2008). Eretmochelys imbricata. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: http://www.iucnredlist.org/details/8005/0. Downloaded on 06 June 2017.
- OBST, F. J. (1985)
- OWENS, D. W. & BLANVILLAIN, G. (2009)
- THE REPTILE DATA BASE
- TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2014)
- WILSON, S. & SWAN, G. (2013)