Roti-Schlangenhalsschildkröte (Chelodina mccordi) im Zoo Karlsruhe
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halswenderschildkröten (PLEURODIRA)
Familie: Schlangenhalsschildkröten (Chelidae)
Roti-Schlangenhalsschildkröte
Chelodina mccordi • The Roti Snake-necked Turtle • La chélodine de McCord
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
Die Roti- oder McCord-Schlangenhalsschildkröte ist ein kleiner Vertreter der Gattung Chelodina von den östlichen Sundainseln. Sie gilt als unmittelbar vom Aussterben bedroht und ist eine der 25 am stärksten bedrohten Schildkrötenarten. In Europa wird sie häufiger gehalten als die meisten anderen Arten der Gattung und wird im Rahmen eines Erhaltungszuchtprogramms nachgezogen.
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Körperbau und KörperfunktionenMit einer Carapaxlänge von 15-24 cm gehört Chelodina mccordi zu den kleinen Arten der Gattung. Das mittlere Gewicht leigt bei etwa 600 g. Der flache Carapax erwachsener Tiere ist ist hell graubraun, gelegentlich kastanienbraun, das Plastron ist blass-braunweiß mit dunkeln Nähten. Der Hals ist fast so lang wie der Panzer. An der Oberseite ist er dunkelbraun mit runden, warzenartigen Höckern. Die Unterseite ist hellbeige. Die Iris ist schwarz und von einem weißen Ring umgeben [1; 6; 7]. VerbreitungÖstliche Sundainseln: Pulau Roti (Westlich von Timor), Ost-Timor [6; 7]. Lebensraum und LebensweiseChelodina mccordi besiedelt kleine, flache, eutrophische Stillgewässer, Sümpfe, Marschland sowie angrenzende Reisfelder und sonstiges Agrarland. Außer während der Regenzeit soll die Art ausschließlich nachtaktiv sein. Gebietsweise übersommern die Tiere unter trockenem Gras. Die Nahrung besteht überwiegend aus Fischen, Kaulquappen und Insekten, die Abhängigkeit von Muscheln und Schnecken ist gering. Es werden auch Algen gefressen. Über die Fortpflanzungsbiologie im Freiland ist wenig bekannt. Die Weibchen sollen mit 10–11 Jahren geschlechtsreif werden, (bei gehaltenen Exemplare ist dies schon mit 6 Jahren der Fall). Die Gelege haben einen Umfang von etwa 10-12 Eiern, die Schlüpflinge eine Carapaxlänge von 23-29 mm [1; 2]. Gefährdung und SchutzGestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2018 wurde die Art 2019 im Rahmen der Roten Liste der IUCN als unmittelbar vom Aussterben bedroht (CRITICALLY ENDANGERED) eingestuft. Die auf Roti lebende Unterart ist möglicherweise in der Wildbahn ausgestorben [2]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Es besteht eine Nullquote für die Ausfuhr von Wildfängen. Zoogestütztes Artenschutzprojekt:
Bedeutung für den MenschenDer Fang von Schlangenhalsschildkröten für den Kochtopf war auf Pulau Roti stets unbedeutend. Exporte für den Tierhandel von Schlangenhalsschildkröten begannen in den 1970er Jahren, als man noch davon ausging, dass es sich nur um eine isolierte Population der weitverbreiteten Chelodina novaeguineae handelte. Nach der Zuerkennung des Artstatus als Chelodina mccordi, nahm das Handelsinteresse weiter zu und die Populationen auf Roti wurden praktisch ausgerottet [2]. HaltungHaltungsempfehlungen der EAZA sind vorgesehen, aber noch nicht verfügbar. Ansonsten siehe unter Chelodina longicollis. Zoopädagogik: Weil sie vom Aussterben bedrohte ist und weil sie sich als Halswender deutlich von den bekannteren Mittelmeer- oder Schmuckschildkröten unterscheidet, ist die Art von Interesse, um den Einfluss des Tierhandels und die Vielfalt der Schildkröten aufzuzeigen. Haltung in europäischen Zoos: Der heutige Bestand an Roti-Schlangenhalsschildkröten geht auf einen Import zurück, den der Rotterdamer Zoo 2003 tätigte. 2004 gab es erstmals Nachwuchs. Seitdem hat die Population exponentiell zugenommen und umfasst nun ca. 300 Exemplare. Die Art wird heute in über 30 Einrichtungen gehalten, von denen sich ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Es gibt ein Zuchtbuch der European Studbook Foundation, an dem sich auch private Halter beteiligen. Die EAZA betreibt ein Erhaltungszuchtprogramm (New Style EEP), das von Nordens Ark koordiniert wird [3; 4]. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Behälter für eine Kleingruppe mindestens 5x so lang und 2.5x so breit sein wie die Carapaxlänge. Der Wasserstand soll das Doppelte der Carapaxbreite betragen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege mit einem Landteil vor, der das 2x2-fache, und einem Wasserteil, der das 5x3-fache der Carapaxlänge misst. Für jedes weitere Tier kommen beim Wasserteil das 2x2-fache der Carapaxlänge dazu. Die Wassertiefe muss der doppelten Carapaxlänge entsprechen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt. Taxonomie und NomenklaturDie Roti-Schlangenhalsschildkröte wurde 1994 von dem US-amerikanischen Taxonomen Anders Gunnar Johannes RHODIN unter ihrem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Es wird gegenwärtig von zwei Unterarten ausgegangen: C. m. mccordi auf Pulau Roti und C. m. timorensis in Ost-Timor. Letztere wurde erst 2007 entdeckt. Früher wurde auf Pulau Roti noch eine weitere Unterart (C. m. roteensis) anerkannt [6; 7; 8]. |
Literatur und Internetquellen
- ANIMAL DIVERSITY WEB
- AS-SINGKILY, M., EISEMBERG, C., HORNE, B.D. et al. (2019). Chelodina mccordi. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T123814489A123814575. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-1.RLTS.T123814489A123814575.en. Accessed on 25 September 2023.
- EAZA REPTILE TAG (2019). Regional Collection Plan - Chelonia. 1st Edition. EAZA Executive Office: Amsterdam.
- EUROPEAN STUDBOOK FOUNDATION
- REH, B., TAY, S., BOYER, D. et al. (2019). Roti Island SnakeNecked Turtle Conservation Project Updates. PPT, EAZA Annual Conference 2019.
- RHODIN, A. G. J. (1994)
- THE REPTILE DATA BASE
- TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2014-2021)