oder Schmalbrust-Schlangenhalsschildkröte (Chelodina oblonga) im Zoo Vivarium Darmstadt
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halswenderschildkröten (PLEURODIRA)
Familie: Schlangenhalsschildkröten (Chelidae)
Schmalbrust-Schlangenhalsschildkröte
Chelodina oblonga • The Northern Snake-necked Turtle • La tortue à long cou de l'Australie du Nord
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Eine der größeren australischen Schlangenhalsschildkröten mit interessantem Fortpflanzungsverhalten, die in europäischen Zoos nur sehr selten zu sehen ist. Körperbau und KörperfunktionenDiese Schlangenhalsschildkröte erreicht eine Rückenpanzerlänge bis 40 cm, wobei die Männchen kleiner bleiben. Der Panzer ist lang und schmal und wirkt im Verhältnis zum Körper klein. Kopf und Hals sind sehr lang und dick. Der Carapax ist mehr oder weniger blaugrau und kann oliv und braun gesprenkelt sein. Das Plastron ist blass cremefarben, bei den Männchen konkav eingebuchtet [3; 7]. VerbreitungNördliches Australien (äußerster Nordosten West-Australiens, Northern Territorry, Queensland bis zum Einzugsgebiet des Normanby River südöstlich der Kap York-Halbinsel; Indonesien (südöstliches West-Papua) und südliches Papua-Neuguinea [1; 4; 6]. Lebensraum und LebensweiseDie Art besiedelt langsam fließende Gewässer, Sümpfe und Schwemmbereiche mit stark schwankendem Wasserspiegel. Die Tiere sind überwiegend aquatisch, sind aber auch an Land sehr schnell. Sie ernähren sich anscheinend ausschließlich von tierischer Kost. Die Weibchen legen die Eier von September bis Oktober und von Dezember-Januar, wenn die Tagestemperaturen über 17.5°C betragen. Als einzige Schildkröten graben sie die Nester unter Wasser. Die Gelege bestehen aus (3-)9-12 (-21) Eiern. Die Embryonalentwicklung beginnt erst während der Trockenzeit, wenn das Nest sich über dem Wasserspiegel befindet, und die Jungen schlüpfen zu Beginn der nächsten Regenperiode. Frisch geschlüpfte Tiere haben eine Rückenpanzerlänge von 32 mm [1; 2; 3]. Gefährdung und SchutzDiese Art wird von der IUCN aufgrund einer revisionsbedürftigen Beurteilung aus dem Jahr 1996 als potenziell gefährdet eingestuft [5]. Prädation durch verwilderte Schweine stellt die größte Gefahr für die Schildkröten und deren Eier dar [1]. Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Bedeutung für den MenschenDie Schmalbrust-Schlangenhalsschildkröte gilt bei den australischen Aborigines und den Papuas als Delikatesse und wird seit Jahrtausenden gesammelt, ohne dass die Bestände Schaden nehmen. Wenn Schwemmebenen trockenfallen, sterben viele Schildkröten. Deren Panzer werden zu Gebrauchs- und Dekorationsgegenständen verarbeitet. Die wichtige kulturelle Bedeutung der Art geht auch aus mindestens 8'000 Jahre alten Fels-Ritzzeichnungen hervor [1]. HaltungIm Sinne einer guten Haltungspraxis wird empfohlen, dass ein Behälter für 1 männliches und 2-3 weibliche Tiere mindestens dem 6x3-fachen der Carapaxlänge und die Wassertiefe dem 2-bis 3-fachen der Carapaxbreite entsprechen soll. Der Wasserteil soll den größeren Teil der Fläche ausmachen. Das Wasser sollte 25-28ºC warm sein. Eine Überwinterung ist nicht angezeigt [4]. Zoopädagogik: Weil sie sich als Halswender deutlich von den bekannteren Mittelmeer- oder Schmuckschildkröten unterscheidet, ist die Art von Interesse, um die Vielfalt der Schildkröten aufzuzeigen. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur selten gehalten, allerdings ist zu berücksichtigen dass es aufgrund der konfusen nomenklatorischen Situation schwierig ist, sichere Angaben zu machen. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Behälter für eine Kleingruppe mindestens 5x so lang und 2.5x so breit sein wie die Carapaxlänge. Der Wasserstand soll das Doppelte der Carapaxbreite betragen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege mit einem Landteil vor, der das 2x2-fache, und einem Wasserteil, der das 5x3-fache der Carapaxlänge misst. Für jedes weitere Tier kommen beim Wasserteil das 2x2-fache der Carapaxlänge dazu. Die Wassertiefe muss der doppelten Carapaxlänge entsprechen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt. Taxonomie und NomenklaturChelodina oblonga wurde 1840 unter diesem Namen vom britischen Zoologen John Edward GRAY beschrieben. Es besteht ein taxonomisches Durcheinander mit der Art Chelodina colliei. In jüngerer Zeit wurde eine (Unter-)Gattung Macrodiremys stipuliert. Es wurden zwei Unterarten beschrieben, die teilweise auch als eigene Arten angesehen wurden: oblonga und siebenrocki, die heute aber infrage gestellt werden. Chelodina rugosa ist ein Synonym [1; 4; 6]. |
Literatur und Internetquellen
- KENNETT , R., FORDHAM, D.A., ALACS, E., COREY, B. & GEORGES, A. (2014)
- OBST, F. J. (1985)
- ROGNER, M. (2008)
- THE REPTILE DATA BASE
- TORTOISE & FRESHWATER TURTLE SPECIALIST GROUP (1996). Chelodina oblonga. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 1996: http://www.iucnredlist.org/details/4607/0. Downloaded on 07 June 2017.
- TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2021)
- WILSON, S. & SWAN, G. (2013) - als Chelodina rugosa