Feuersalamander (Salamandra salamandra) im Opel-Zoo, Kronberg
© Martin Becker, Opel-Zoo
Ordnung: Schwanzlurche (Caudata)
Überfamilie: Salamanderverwandte (Salamandroidea)
Familie: Echte Salamander (Salamandridae)
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Feuersalamander
Salamandra salamandra • The Fire Salamander • La salamandre tâchetée</strong
Der Feuersalamander war der Lurch des Jahres 2016
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Feuersalamander ist eine attraktiv gezeichnete einheimische Art, die auch zoopädagogisch Einiges hergibt. Es wird deshalb in Zoos häufig gehalten. Körperbau und KörperfunktionenFeuersalamander erreichen eine Gesamtlänge von 14-17 cm, selten bis 20 cm. Frisch metamorphosierte Jungtiere haben eine Länge von 4.5-6.5 cm. Die Augen sind groß und hervorstehend, die Parotisdrüsen sind groß und nierenförmig. Der im Querschnitt runde Schwanz ist kürzer als Kopf und Rumpf. Schwimmhäute sind keine vorhanden. Die Haut ist drüsenreich, lackschwarz und hat oberseits ein unverkennbares, regional unterschiedliches Flecken- oder Bändermuster. Die Männchen haben einen stärker gewölbten Kloakenwulst und längere Vorderbeine als die Weibchen [1; 4; 6; 7; 8; 10]. VerbreitungEuropa: Weit verbreitet von Spanien bis zur Ukraine. Fehlt auf den britischen Inseln und in Nordeuropa. Als Grund für Verbreitungslücken im Alpenraum werden ein Konkurrenzausschluss bzw. eine Nischentrennung zwischen Feuer- und Alpensalamander (Salamandra atra) vermutet [5; 6; 9; 10]. Albanien, Andorra, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Kosovo, Kroatien, Liechtenstein, Luxemburg, Montenegro, Niederlande, Nordmazedonien, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, San Marino, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ukraine, Ungarn [5]. Lebensraum und LebensweiseDer Feuersalamander benötigt saubere, nährstoffarme Höhlengewässer, Quellen und Bäche. Landlebensraum sind feuchte Wälder und Schluchten bis 500 m oder mehr vom Laichgewässer entfernt, die Tiere nutzen eine Fläche von mehreren Hektaren [6]. im Gebirge geht der Feuersalamander in Mitteleuropa selten über 1'000 m, auf der Alpoensüdseite ist er bis in Höhen von 1'300 m und in Spanien bis 2'500 m anzutreffen [5; 10]. Nach der Metamorphose lebt der Feuersalamander meistens an Land, wo sich die Tiere hauptsächlich von Landschnecken, Gliederfüßlern und Regenwürmern ernähren und während des Sommerhalbjahrs auch paaren. Die 10-30 Eier entwickeln sich im Körper des Weibchen. Dort schlüpfen auch die Larven . Diese verhalten sich im Mutterleib oft kannibalisch und fressen kleinere Geschwister oder Eier auf. Die überlebenden, bereits mit Vorder- und Hinterbeinen versehenen Larven werden dann nach einer Tragzeit von etwa 8 Monaten meist im März/April von der Mutter direkt ins Laichgewässer abgesetzt. Bei der Geburt sind die Jungen etwa 3 cm lang und verfügen über deutlich sichtbare Kiemenäste. Ihre weitere Entwicklung bis zur Metamorphose dauert je nach Temperatur und Nahrungsangebot 3 bis 6 Monate. Die Nahrungs besteht aus Bachflohkrebsen, Eintags- und Köcherfliegenlarven. Die Geschlechtsreife wird mit 2-4 Jahren erreicht. Das Höchstalter liegt bei etwa 20 Jahren [4; 6; 8]. Gefährdung und SchutzDie Art ist hat eine weite Verbreitung und mutmaßlich einen großen Bestand. Nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 galt sie daher weltweit nicht als gefährdet. Dies hat sich durch die Verbreitung des hoch infektiösen Pilzes Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) geändert, der in Europa am 3. September 2013 erstmals nachgewiesen wurde. Dieser Pilz stellt, neben dem Verlust des natürlichen Lebensraums, eine existenzielle Bedrohung für Salamander und Molche dar, weil er oberflächliche Löcher sowie Geschwüre in deren Haut verursacht. Eine Infektion endet vor allem für Feuersalamander in der Regel tödlich. Gestützt auf eine Neubeurteilung aus dem Jahr 2022 wurde daher der Rote Liste-Status 2023 in "gefährdet" (VULNERABLE) geändert [5]. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Art in manchen Regionen gefährdet. In Hessen, Sachsen und Tirol ist sie als stark gefährdet eingestuft. In Liechtenstein ausgestorben [4]. Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Der Feuersalamander ist nicht in den Anhängen der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt. Praktische Schutzmaßnahmen: Bäche, die unterirdisch in Rohren fließen, wieder oberirdisch offen fließen lassen und Renaturieren von Bächen, Vermeiden von Biozid- und Düngereintrag, Gewährleistung von Restwassermengen bei Quellfassungen, Ersetzen von Nadelholzmonokulturen durch Mischwald. Schutz der Wanderzüge vor Straßenverkehr. Zoogestützte Schutzprojekte (Beispiele):
Feuersalamander profitieren auch von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien im Freiland, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:
Bedeutung für den MenschenDer Feuersalamander ist unter den Amphibien eine der sagenumwobensten Arten. Seine Immunität gegen Feuerverletzung und seine Giftigkeit bewog Schriftsteller und Gelehrte der alten Zeiten zu fantasierechen Geschichten. BREHM [2] zitiert dazu Folgendes: "Unter allen giftigen Thieren sind die Salamander die boshaftesten. Andere verletzen nur einzelne Menschen und tödten nicht mehrere zugleich - ganz abgesehen davon, daß die Giftthiere, welche einen Menschen verwundet haben, umkommen und von der Erde nicht wieder aufgenommen werden - der Salamander hingegen kann ganze Völker vernichten, falls diese sich nicht vorsehen. Wenn er auf einen Baum kriecht, vergiftet er alle Früchte, und wer davon genießt, stirbt vor Frost; ja, wenn von einem Holze, welches er nur mit dem Fuße berührt hat, Brod gebacken wird, so ist auch dieses vergiftet, und fällt er in einen Brunnen, das Wasser nicht minder. Doch wird dieses so giftige Geschöpf von einigen anderen Thieren gefressen, so z.B. von den Schweinen, und es ist wahrscheinlich, daß sein Gift vorzüglich durch solche Thiere gedämpft wird, denen er zur Nahrung dient. Wäre begründet, was die Magier vorgeben, daß sie gewisse Theile des Salamanders als Mittel wider Feuersbrünste vorschlagen, weil es das einzige Thier ist, welches das Feuer auslöscht, so würde Rom längst einen solchen Versuch gemacht haben." Dass er von diesen Geschichten nicht viel hält, geht aus seiner Feststellung hervor, dass noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts eine Frau versucht hätte, ihren Gatten vermittels eines Salamanders, dessen Fleisch sie der Speise beigemengt hatte, zu vergiften, der Mann aber nach genossener Speise keine andere Wirkung als die der Sättigung verspürt hätte. Mehr dazu auch unter www.feuersalamander.ch. HaltungHaltung in europäischen Zoos: Die Art bzw. einzelne Unterarten werden in über 90 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich gegen die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Manche Zoos (namentlich Chemnitz) halten mehrere Unterarten. Für Details siehe Zootierliste. In einzelnen Zoos hat es wildlebende Populationen. Das seit 2024 bestehende Europäische Erhaltungszuchtprogramm (New Style EEP) wird vom Zoo Amiens koordiniert. Ferner gibt es für den Mitteleuropäischen und den Almanzor-Feuersalamander koordinierte Zuchtprogramme von Citizen Conservation. Wie Feuersalamander gehalten werden (Beispiel):
Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt. Taxonomie und NomenklaturEs wurden die folgenden Unterarten beschrieben (in europäischen Zoos gehaltene Unterarten fett) [1]:
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Literatur und Internetquellen
- AMPHIBIAWEB
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- KÜHNIS, J. (2011)
- IUCN SSC Amphibian Specialist Group (2023). Salamandra salamandra. The IUCN Red List of Threatened Species 2023: e.T59467A219148292. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2023-1.RLTS.T59467A219148292.en. Accessed on 15 September 2024..
- MEYER et al. (2009)
- NIETZKE, G. (1969)
- O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
- WERNER, P. (2011)
- GROSSENBACHER, K. (2024)