Makaronesische Sukkulenten

Etwa 400 Jahre alter Kanarischer Drachenbaum (Dracaena draco)
vor dem Mariposario del Drago, Icod de los Vinos, Tenerife
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Allgemeines

Makaronesien ist ein in der Mitte des 19. Jahrhunderts von dem englischen Botaniker Philip Barker WEBB eingeführte Sammelbegriff für die im östlichen Zentralatlantik liegenden Inselgruppen. Dazu gehören die Azoren, Madeira mit den Sebaldinen, die Kanaren und die Kapverden. Die Region bildet ein eigenständiges Florengebiet, das durch eine hohe Zahl endemischer Arten und den in höheren Bergregionen vorkommenden Lorbeerwald gekennzeichnet ist. Im Ganzen leben auf den verschiedenen Inselgruppen gegen 800 endemische Gefäßpflanzen. Insbesondere befinden sich hier die Mannigfaltigkeitszentren der Gattungen Echium mit 24 und Aeonium mit 35 Arten.

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Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Spargelgewächse (Asparagaceae)

ASPARAGALES Asparagaceae dracaena draco tenerife PD1Kanarischer Drachenbaum (Dracaena draco) auf Tenerife © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

LILIACEAE Dracaena draco Porquerolles1Kanarischer Drachenbaum (Dracaena draco) im Jardin Emmanuel Lopez auf Porquerolles © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

LILIACEAE Dracaena draco Porquerolles2Kanarischer Drachenbaum (Dracaena draco) im Jardin Emmanuel Lopez auf Porquerolles © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Unterfamilie: Nolinoideae

Kanarischer Drachenbaum

Dracaena draco

CITES: Die Art ist nicht in den Anhängen aufgeführt.

Verbreitung: Nordafrikanisch-makaronesischer Endemit: Kanarische Inseln, Kapverdische Inseln, Madeira und Marokko.

Es gibt 2 Unterarten, die Nominatform auf den Kanaren, Madeira und den Kapverden und Dracaena draco subsp. ajgal in Marokko.

Der Kanarische Drachenbaum wächst baumförmig und kann eine Wuchshöhe bis gegen 20 m erreichen. Der älteste Baum der Kanaren ist etwa 16 m hoch und hat einen Umfang von etwa 6 m. Junge Bäume haben einen dicken, grauen Stamm und sind noch unverzweigt. Ältere können auf Höhe jedes alten Blattansatzes neue Seitentriebe bilden. Die schwertförmigen, 50-60 cm langen, grünen bis blaugrünen Laubblätter stehen in einem Schopf jeweils am Ende eines Astes. Von Mai bis August bildet der Kanarische Drachenbaum winzige grünlich-weiße Blüten aus, die in großen Rispen stehen. Nach der Blüte entwickeln sich kugelige, etwa 1 cm große Früchte (Beeren), die orange gefärbt sind.

Bei Verletzungen des Stammes tritt ein farbloser Saft aus, der an der Luft zu einem dunkelroten, „Drachenblut“ genannten Harz gerinnt, das in der Volksmedizin eingesetzt wurde und auch für Lacke und Polituren verwendet wird. Der Drachenbaum wird als leicht giftig eingestuft, weil er in allen Pflanzenteilen Saponine enthält. Die Art gilt in der Natur als gefährdet (Rote Liste VULNERABLE), wird jedoch häufig als Zierpflanze angepflanzt [2; 3; 5; 6; 7].

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Ordnung: Malpighienartige (Malpighiales)
Familie: Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae)

EUPHORBIACEAE Euphorbia atropurpurea BGB PD1Dunkelpurpurrote Wolfsmilch (Euphorbia atropurpurea) im Botanischen Garten Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Unterfamilie: Euphorbioideae
Tribus: Euphorbieae
Untertribus: Euphorbiinae

Dunkelpurpurrote Wolfsmilch

Euphorbia atropurpurea

CITES: Die Art fällt unter Anhang II.

Verbreitung: Kanarische Inseln. Teneriffa in Höhenlagen von 300-1'200 m.

Winterhärte: Euphorbia atropurpurea ist nicht winterhart und erträgt keine Minustemperaturen. Sie sollte im Winter bei mindestens 10°C gehalten werden.

Euphorbia atropurpurea ist ein kandelaberförmig wachsender, bis 150-200 cm hoher Strauch. Seine dicht mit Blattnarben bedeckten, sukkulenten Zweige sind zimtbraun und stachellos. An ihren Enden bilden die bis 15 cm langen, ungestielten, blaugrünen Blätter Rosetten. Die Blütenstände sind enständige Trugdolden. Die Blüten weisen ein Paar dunkel purpurn gefärbte und 1 cm breite Hochblätter auf. Die Früchte sind rote Kapselfrüchte mit jeweils drei Samen [10].

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BORAGINACEAE Aeonium fastuosum Porquerolles1Madeira-Natternkopf (Echium candicans) im Jardin Emmanuel Lopez auf Porquerolles © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

BORAGINACEAE Aeonium fastuosum Porquerolles2Madeira-Natternkopf (Echium candicans) im Jardin Emmanuel Lopez auf Porquerolles © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Unterfamilie: Boraginoideae
Tribus: Lithospermeae

Madeira-Natternkopf

Echium candicans

CITES: Die Art ist nicht in den Anhängen aufgeführt.

Verbreitung: Ursprünglich ausschließlich auf Madeira in Höhenlagen von 800-1'500 m. Heute verwilder und invasiv in vielen Regionen mit ähnlichem Klima.

Winterhärte: Echium candicans ist nicht winterhart, die Umgebungstemperatur sollte nicht unter 5-7ºC fallen.

Der Madeira-Natternkopf ist ein 1 bis 2 m hoher und etwa gleich breiter, kandelaberartig wachsender Strauch mit endständigen, samtweich behaarten, graugrünen Laubblättern, die in Quirlen zusammenstehen. Seine  blauen bis violetten Blüten stehen in 15-20 cm langen, bisweilen längeren, kerzenförmigen Blütenständen [11].

In der Roten Liste der IUCN konnte die Art aufgrund mangelhafter Daten keiner Gefährdungskategorie zugeordnet werden [6].

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BORAGINACEAE Aeonium arboreum sanary PD1Baum-Dachwurz (Aeonium arboreum) im ZoA-Zoo, Sanary-sur-Mer © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

BORAGINACEAE Aeonium arboreum sanary PD2Baum-Dachwurz (Aeonium arboreum) im ZoA-Zoo, Sanary-sur-Mer © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Unterfamilie: Hauswurze (Sempervivoideae)

Baum-Dachwurz

Aeonium arboreum

CITES: Die Art ist nicht in den Anhängen aufgeführt.

Verbreitung: Kanarische Inseln: in Höhenlagen von 200-1'500 m.

Winterhärte: Aeonium arboreum ist nicht winterhart und erträgt keine Minustemperaturen.

Aeonium arboreum ist ein wenig verzweigter Halbstrauch der eine Höhe von 1-2 m erreichen kann. Die Blätter stehen am Ende der Triebe in dichten Rosetten, die einen Durchmesser von ca. 20 cm haben. Die spatelförmigen, stumpfen Blätter besitzen eine kurze Spitze. Sie sind grün und hell bewimpert. Es gibt auch Sorten mit panaschierten Blättern. Im Frühjahr und Sommer erscheinen aus der Rosettenmitte zahlreiche goldgelbe, kleine Blüten, die in 25-30 cm langen Rispen stehen. Der Blütenstand saugt die Rosettenblätter nach und nach aus [1; 4; 5].

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BORAGINACEAE Aeonium haworthii sanary PD1Windrad-Dachwurz (Aeonium haworthii) im ZoA-Zoo, Sanary-sur-Mer © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

BORAGINACEAE Aeonium haworthii sanary PD2Windrad-Dachwurz (Aeonium haworthii) im ZoA-Zoo, Sanary-sur-Mer © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Unterfamilie: Hauswurze (Sempervivoideae)

Windrad-Dachwurz

Aeonium haworthii

CITES: Die Art ist nicht in den Anhängen aufgeführt.

Verbreitung: Kanarische Inseln: Teneriffa, im nördlichen Teil der Insel bis auf eine Höhe von 1'000 m.

Winterhärte: Aeonium haworthii ist nicht winterhart.

Die Windrad-Drachnwurz wächst als mehrjähriger, dicht verzweigter Kleinstrauch mit einer Höhe bis zu 60 cm, gehört also zu den kleineren Aeonium-Arten. Ihre zähen, holzigen Triebe tragen an der Spitze Rosetten mit Durchmessern von nur 6-8 cm. Diese bestehen aus dicken, erst gleichmäßig breiten, dann plätzlich zugespitzten, blaugrauen Blättern mit rötlichbraunen Rändern. Die weißen oder cremegelben Blüten haben manchmal einen rosaroten Schimmer [4; 9].

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SAXIFRAGALES Crassulaceae aeonium urbicum sanary PD2Dachwurz (Aeonium urbicum) im ZoA-Zoo, Sanary-sur-Mer © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

SAXIFRAGALES Crassulaceae aeonium urbicum sanary PD1Dachwurz (Aeonium urbicum) im ZoA-Zoo, Sanary-sur-Mer © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Unterfamilie: Hauswurze (Sempervivoideae)

Dachwurz

Aeonium urbicum

CITES: Die Art ist nicht in den Anhängen aufgeführt.

Verbreitung: Kanarische Inseln: Teneriffa bis auf eine Höhe von 1'900 m.

Winterhärte: Aeonium urbicum ist nicht winterhart und erträgt keine Minustemperaturen. Vorzugstemperatur im Sommer 18-23°C, im Winter 10-15°C.

Bei der Dachwurz handelt sich um einen Blattrosetten bildenden unverzweigten oder wenig verzweigten, bis 2 m hohen Halbstrauch und somit um eine der größten Aeonium-Arten. Die Blattrosetten erreichen Durchmesser bis zu 50 cm. Der Blütenstand ist bis gegen 90 cm hoch. Die Blüten sind weiß oder rosa [10]. Die Art wurde ursprünglich als "Sempervivum urbicum" beschrieben. Auch als deutsche Namen werden die ansonsten für die bei uns heimischen Sempervivum verwendeten Bezeichungen Haus- oder Dachwurz angegeben.

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Literatur und Internetquellen:

  1. CHAPMAN, P. & MARTIN, M. (1982)
  2. CLINI TOX
  3. GARTEN-LEXIKON
  4. HERBEL, D. (1978)
  5. MEIN SCHÖNER GARTEN
  6. ROTE LISTE DER IUCN
  7. ROWLEY, G. (1979)
  8. VAN WYK, B.-E. & SMITH, G. (1996)
  9. WEST, O. (1974/1992)
  10. WORLD OF SUCCULENTS
  11. FLORA-TOSKANA