Kap-Borstenhörnchen

Kap-Borstenhörnchen (Xerus inauris) im Zoo Basel
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie: Hörnchen (Sciuridae)
Unterfamilie: Erdhörnchen (Xerinae)
Tribus: Borstenhörnchen (Xerini)

D LC 650

Kap-Borstenhörnchen

Xerus inauris • The Cape Ground Squirrel • L'écureuil de terre du Cap

110 002 038 002 xerus inauris bsl PD2Kap-Borstenhörnchen (Xerus inauris) im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

110 002 038 002 xerus inauris mapApproximative Verbreitung des Kap-Borstenhörnchens (Xerus inauris)

110 002 038 002 xerus inauris cottbus PD1Kap-Borstenhörnchens (Xerus inauris) im Tierpark Cottbus © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

110 002 038 002 xerus inauris MS PD1Kap-Borstenhörnchens (Xerus inauris) im Allwetterzoo Münster © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

110 002 038 002 xerus inauris HAL PD1Kap-Borstenhörnchens (Xerus inauris) im Bergzoo Halle © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

110 002 038 002 xerus inauris dvur PD1Kap-Borstenhörnchens (Xerus inauris) im Zoo Dvůr Králové © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

110 002 038 002 xerus inauris dvur PD3Kap-Borstenhörnchens (Xerus inauris) im Zoo Dvůr Králové © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

110 002 038 002 xerus inauris dvur PD4Kap-Borstenhörnchens (Xerus inauris) im Zoo Dvůr Králové © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

110 002 038 002 xerus inauris bsl PD3Kap-Borstenhörnchen (Xerus inauris) im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

110 002 038 002 xerus inauris EF PD1Kap-Borstenhörnchen (Xerus inauris) im Zoopark Erfurt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ihre aktive und soziale Lebensweise macht die Borstenhörnchen zu attraktiven Zootieren und zu guten Botschaftern für Naturschutz in den südafrikanischen Trockengebieten. Leider wird das Potenzial der Art von den europäischen Zoos nicht optimal genutzt.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Borstenhörnchen haben ihren Namen wegen ihres straffen, starren, borstigen und dünnen Haarkleids, das sie vom weichen Fell aller anderen Hörnchen unterscheidet. Die Kap-Borstenhörnchen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 435-476 mm, Schwanzlänge von 194-211 mm, ihre kurzen, abgerundeten Ohren sind 9-13 mm lang. Das Körpergewicht beträgt im natürlichen Lebensraum bis etwa 650 Gramm, wobei die Männchen etwas mehr Gewicht auf die Waage bringen als die Weibchen. Die Weibchen haben zwei Paar Zitzen [1; 3; 4; 6].

Verbreitung

Trockengebiete im südlichen Afrika, südlich von Cunene und Sambesi: Botswana, Lesotho, Namibia, Südafrika [2].

Lebensraum und Lebensweise

Borstenhörnchen besiedeln Karoo, Trockensavannen und Grasländer. Sie sind tagaktive, gesellige Tiere. An kalten Wintermorgen kommen sie erst lange nach Sonnenaufgang nach draussen. Im Sommer, wenn der Boden Temperaturen bis zu 65ºC erreichen kann, vermeiden sie die Mittagssonne. Sie sind überwiegend Pflanzenfresser, die sich von Knollen, Wurzeln und Gräsern ernähren, daneben aber auch gelegentlich Termiten fressen. Sie wohnen in ausgedehnten, unterirdischen Labyrinthen, die sie bisweilen mit Erdmännchen (Suricata suricatta) teilen. Erwachsene leben nach Geschlechtern getrennt, Weibchengruppen umfassen 3-4 Erwachsene mit ihrem Nachwuchs. Männchen bilden eigene Gruppen, die Streifgebiete  bis 12.5 ha haben, auf denen mehrere Weibchengruppen ihre Baue haben. Jüngere Tiere leben in gemischten Gruppen von bis zu 30 Individuen. Die Tiere kommunizieren mit unterschiedlichen Rufen. Bei Störungen setzen sie sich aufs Hinterteil, um die Umgebung auszukundschaften, bevor sie in den nächstgelegenen Bau hasten. Schlangen versuchen sie zu vertreuben, indem sie mit dem Schweif hin- und herwedeln  [1; 2; 3; 4; 6].

Es gibt keine feste Fortpflanzungszeit. Nach einer Tragzeit von 48 (42-49) Tagen werden 1-3(-6) nackte und blinde Junge mit einem Geburtsgewicht von etwa 20 g geboren, in Jahren mit geringen Regenfällen höchstens zwei. Diese kommen mit 45 Tagen erstmals aus dem Bau und sind mit etwa 5 Monaten unabhängig. In der Regel bringt ein Weibchen nur einen Wurf pro Jahr und innerhalb einer Weibchengruppe kommt jeweils nur ein Weibchen aufs Mal in Östrus. Männchen werden mit 8 Monaten geschlechtsreif und verlassen dann die Gruppe. Die Weibchen bleiben auch nach Erreichen der Geschlechtsreife mit 10 Monaten in der angestammten Gruppe [1; 3; 4; 6].

Interessant ist die Reaktion der Borstenhörnchen auf Schlangen: Das sich am nächsten bei einer sich nähernden Schlange befindliche Hörnchen imitiert deren kriechende Bewegung, indem es seinen buschigen Schwanz mit einer schwungvollen Bewegung auf die Körperseite wirft. Dies verwirrt die Schlange und schüchtert sie ein, so dass sie auf einen Angriff verzichtet [3].

Gefährdung und Schutz

Das Kap-Borstenhörnchen hat eine weite Verbreitung und kommt in zahlreichen Schutzgebieten vor. Es gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Das Kap-Borstenhörnchen wird gebietsweise als Schädling an landwirtschaftlichen Kulturen angesehen. Es kommt als Überträger von Tollwut in Betracht [1; 2].

Haltung

Borstenhörnchen lassen sich leicht mit anderen Arten vergesellschaften, so im Zoo Basel mit Rosenköpfchen, Siedelwebern und Klippschliefern, im Allwetterzoo, Zoopark Erfurt und in Wittenberg mit Klippschliefern, in Cottbus mit Buschschliefern und Spornschildkröten, oder In Magdeburg mit Zwergmangusten. Eine Vergesellschaftung mit Erdmännchen, die andernorts mit Erfolg praktiziert wird, erwies sich in Basel als problematisch, wohl weil die Borstenhörnchengruppe anfänglich zu klein war.

WEIGL gibt als Altersrekord 11 Jahre und 6 Monate an, erreicht von einem weiblichen Tier im Pittsburgh Zoo [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 20 Zoos gehalten, von denen sich etwa die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Gehege für 3 Tiere mindestens 10 m² Grundfläche aufweisen. Für jedes weitere Adulttier sind 2 m² zusätzliche Fläche erforderlich.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Gehege vor, dessen Grundfläche 20 m² misst. Für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 0.6 m² zu erhöhen. Es muss eine Grabschicht von 80 cm Tiefe vorhanden sein. Bei Außenhaltung sind pro Tier 0.6 m² Unterkunftsfläche vorzusehen.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 20243) sind für 1-2 Tiere eine Fläche von 8 m² und eine Höhe von 2 m erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 0.8 m² zu vergrößern. Die Tiere sind in Familien oder Kolonien zu halten.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Kap-Borstenhörnchen wurde 1874 durch den Braunschweiger Naturkundeprofessor Eberhardt August Wilhelm von ZIMMERMANN unter dem Namen"Sciurus inauris" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute meistgebrauchte Gattungsbezeichnung Xerus wurde 1833 von den in Berlin tätigen Zoologen Friedrich Wilhelm HEMPRICH und Christian Gottfried EHRENBERG eingeführt. Im Handbook of the Mammals of the World wurden die südafrikanischen Borstenhörnchen unter der 1834 von Sir Andrew Smith, einem längere Zeit in Südafrika stationierten britischen Militärarzt, Zoologen und Forschungsreisenden eingeführten Gattungsbezeichnung Geosciurus von den ostafrikanischen abgetrennt. Es gibt keine Unterarten [6].

110 002 038 002 xerus inauris dvur PD2Kap-Borstenhörnchens (Xerus inauris) im Zoo Dvůr Králové © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Literatur und Internetquellen

  1. ANIMAL DIVERSITY WEB
  2. CASSOLA, F. 2016. Xerus inauris (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T23145A115167437. http://www.iucnredlist.org/details/23145/0. Downloaded on 20 May 2018.
  3. MILLS, G & HES, L. (1999)
  4. SKURSKI, D.A. & WATERMAN, J.M. (2005)
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WILSON, D.E. & REEDER, D. M. (2005)

SAF-08-04-01 matamata xerusKap-Borstenhörnchen (Xerus inauris) in seinem Lebensraum, Matamata, Kalahari-Nationalpark, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern