Kap-Borstenhörnchen (Xerus inauris) im Zoo Basel
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie: Hörnchen (Sciuridae)
Unterfamilie: Erdhörnchen (Xerinae)
Tribus: Borstenhörnchen (Xerini)
Kap-Borstenhörnchen
Xerus inauris • The Cape Ground Squirrel • L'écureuil de terre du Cap
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Ihre aktive und soziale Lebensweise macht die Borstenhörnchen zu attraktiven Zootieren und zu guten Botschaftern für Naturschutz in den südafrikanischen Trockengebieten. Leider wird das Potenzial der Art von den europäischen Zoos nicht optimal genutzt. Körperbau und KörperfunktionenDie Borstenhörnchen haben ihren Namen wegen ihres straffen, starren, borstigen und dünnen Haarkleids, das sie vom weichen Fell aller anderen Hörnchen unterscheidet. Die Kap-Borstenhörnchen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 435-476 mm, Schwanzlänge von 194-211 mm, ihre kurzen, abgerundeten Ohren sind 9-13 mm lang. Das Körpergewicht beträgt im natürlichen Lebensraum bis etwa 650 Gramm, wobei die Männchen etwas mehr Gewicht auf die Waage bringen als die Weibchen. Die Weibchen haben zwei Paar Zitzen [1; 3; 4; 6]. VerbreitungTrockengebiete im südlichen Afrika, südlich von Cunene und Sambesi: Botswana, Lesotho, Namibia, Südafrika [2]. Lebensraum und LebensweiseBorstenhörnchen besiedeln Karoo, Trockensavannen und Grasländer. Sie sind tagaktive, gesellige Tiere. An kalten Wintermorgen kommen sie erst lange nach Sonnenaufgang nach draussen. Im Sommer, wenn der Boden Temperaturen bis zu 65ºC erreichen kann, vermeiden sie die Mittagssonne. Sie sind überwiegend Pflanzenfresser, die sich von Knollen, Wurzeln und Gräsern ernähren, daneben aber auch gelegentlich Termiten fressen. Sie wohnen in ausgedehnten, unterirdischen Labyrinthen, die sie bisweilen mit Erdmännchen (Suricata suricatta) teilen. Erwachsene leben nach Geschlechtern getrennt, Weibchengruppen umfassen 3-4 Erwachsene mit ihrem Nachwuchs. Männchen bilden eigene Gruppen, die Streifgebiete bis 12.5 ha haben, auf denen mehrere Weibchengruppen ihre Baue haben. Jüngere Tiere leben in gemischten Gruppen von bis zu 30 Individuen. Die Tiere kommunizieren mit unterschiedlichen Rufen. Bei Störungen setzen sie sich aufs Hinterteil, um die Umgebung auszukundschaften, bevor sie in den nächstgelegenen Bau hasten. Schlangen versuchen sie zu vertreuben, indem sie mit dem Schweif hin- und herwedeln [1; 2; 3; 4; 6]. Es gibt keine feste Fortpflanzungszeit. Nach einer Tragzeit von 48 (42-49) Tagen werden 1-3(-6) nackte und blinde Junge mit einem Geburtsgewicht von etwa 20 g geboren, in Jahren mit geringen Regenfällen höchstens zwei. Diese kommen mit 45 Tagen erstmals aus dem Bau und sind mit etwa 5 Monaten unabhängig. In der Regel bringt ein Weibchen nur einen Wurf pro Jahr und innerhalb einer Weibchengruppe kommt jeweils nur ein Weibchen aufs Mal in Östrus. Männchen werden mit 8 Monaten geschlechtsreif und verlassen dann die Gruppe. Die Weibchen bleiben auch nach Erreichen der Geschlechtsreife mit 10 Monaten in der angestammten Gruppe [1; 3; 4; 6]. Interessant ist die Reaktion der Borstenhörnchen auf Schlangen: Das sich am nächsten bei einer sich nähernden Schlange befindliche Hörnchen imitiert deren kriechende Bewegung, indem es seinen buschigen Schwanz mit einer schwungvollen Bewegung auf die Körperseite wirft. Dies verwirrt die Schlange und schüchtert sie ein, so dass sie auf einen Angriff verzichtet [3]. Gefährdung und SchutzDas Kap-Borstenhörnchen hat eine weite Verbreitung und kommt in zahlreichen Schutzgebieten vor. Es gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2]. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenDas Kap-Borstenhörnchen wird gebietsweise als Schädling an landwirtschaftlichen Kulturen angesehen. Es kommt als Überträger von Tollwut in Betracht [1; 2]. HaltungBorstenhörnchen lassen sich leicht mit anderen Arten vergesellschaften, so im Zoo Basel mit Rosenköpfchen, Siedelwebern und Klippschliefern, im Allwetterzoo, Zoopark Erfurt und in Wittenberg mit Klippschliefern, in Cottbus mit Buschschliefern und Spornschildkröten, oder In Magdeburg mit Zwergmangusten. Eine Vergesellschaftung mit Erdmännchen, die andernorts mit Erfolg praktiziert wird, erwies sich in Basel als problematisch, wohl weil die Borstenhörnchengruppe anfänglich zu klein war. WEIGL gibt als Altersrekord 11 Jahre und 6 Monate an, erreicht von einem weiblichen Tier im Pittsburgh Zoo [5]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 20 Zoos gehalten, von denen sich etwa die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Gehege für 3 Tiere mindestens 10 m² Grundfläche aufweisen. Für jedes weitere Adulttier sind 2 m² zusätzliche Fläche erforderlich. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Gehege vor, dessen Grundfläche 20 m² misst. Für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 0.6 m² zu erhöhen. Es muss eine Grabschicht von 80 cm Tiefe vorhanden sein. Bei Außenhaltung sind pro Tier 0.6 m² Unterkunftsfläche vorzusehen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 20243) sind für 1-2 Tiere eine Fläche von 8 m² und eine Höhe von 2 m erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 0.8 m² zu vergrößern. Die Tiere sind in Familien oder Kolonien zu halten. Taxonomie und NomenklaturDas Kap-Borstenhörnchen wurde 1874 durch den Braunschweiger Naturkundeprofessor Eberhardt August Wilhelm von ZIMMERMANN unter dem Namen"Sciurus inauris" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute meistgebrauchte Gattungsbezeichnung Xerus wurde 1833 von den in Berlin tätigen Zoologen Friedrich Wilhelm HEMPRICH und Christian Gottfried EHRENBERG eingeführt. Im Handbook of the Mammals of the World wurden die südafrikanischen Borstenhörnchen unter der 1834 von Sir Andrew Smith, einem längere Zeit in Südafrika stationierten britischen Militärarzt, Zoologen und Forschungsreisenden eingeführten Gattungsbezeichnung Geosciurus von den ostafrikanischen abgetrennt. Es gibt keine Unterarten [6]. |
Literatur und Internetquellen
- ANIMAL DIVERSITY WEB
- CASSOLA, F. 2016. Xerus inauris (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T23145A115167437. http://www.iucnredlist.org/details/23145/0. Downloaded on 20 May 2018.
- MILLS, G & HES, L. (1999)
- SKURSKI, D.A. & WATERMAN, J.M. (2005)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D.E. & REEDER, D. M. (2005)