Rothörnchen (Tamiasciurus hudsonicus) im ehemaligen Aquarium Erfurt
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie: Hörnchen (Sciuridae)
Unterfamilie: Baum- und Gleithörnchen (Sciurinae)
Tribus: Baumhörnchen (Sciurini)
Rothörnchen
Tamiasciurus hudsonicus • The (American) Red Squirrel or Chickaree • L'écureuil roux américain
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Das in seinem Ursprungsgebiet nicht gefährdete Rothörnchen ist unserem Eichhörnchen sehr ähnlich und nimmt in Nordamerika dessen ökologische Stellung ein. Weil sich nicht viele europäische Zoos auf die nordamerikanische Tierwelt spezialisiert haben, ist es bei uns nicht sehr häufig zu sehen und wenn, dann eher in kleineren Tierparks. Körperbau und KörperfunktionenDas Amerikanische Rothörnchen ist etwas kleiner als unser Eichhörnchen. Die Tiere erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 19 (18-20) cm, eine Schwanzlänge von 12.5 (10-15) cm und ein Gewicht von 212 (194-282) g. Um das Auge befindet sich ein weißer Ring. Die Ohren haben im Winter Haarpinsel. Der Schweif ist flacher als beim Grauhörnchen. Seine Farbe reicht von gelbbraun bis rostrot, durchsetzt mit Schwarzen und weißen Haaren. Die Fellfarbe der Rothörnchen ist auf der Körperoberseite recht variabel, sie kann rot-, beige-, oliv- oder schwarzbraun sein. Lippen, Kinn, Kehle Hals und Bauch sind stets weiß oder cremefarben. Im Sommerfell ist ein dunkler Flankenstreifen vorhanden [2; 4; 6]. VerbreitungNordamerika: Kanada und USA. Eingeführt auf Neufundland [3]. Lebensraum und LebensweiseIn seiner Heimat, dem borealen Nadelwald, dem kühlen Regenwald, den Misch- und sommergrünen Laubwäldern und den Gebirgswäldern Nordamerikas nehmen die Rothörnchen die ökologische Funktion unserer Eichhörnchens ein. Sie sind tagaktiv, leben solitär und verhalten sich ausgesprochen territorial. Als Streifgebiet nutzten sie Flächen von 2.4 bis 48 h. Zum Schlafen richten sie sich in Baum- oder Erdhöhlen, etwa Bauen von Zieseln, ein oder bauen aus Zweigen und Blättern ein Nest. Sie machen keinen Winterschlaf, können jedoch im Norden ihres Verbreitungsgebiets bei tiefen Temperaturen längere Zeit inaktiv sein [2; 3; 6]. Rothörnchen sind überwiegend Pflanzenfresser, nehmen aber auch etwas tierisches Material. Im Frühherbst beißen sie noch grüne Koniferenzapfen vom Baum und vergraben sie als Vorrat für den Winter. So geht kein Samen aus dem Zapfen verloren. Pilze konservieren sie dadurch, dass sie sie zum Trocknen in Astgabeln klemmen. Im Frühjahr nagen sie die Rinde von Zucker-Ahornbäumen (Acer saccharum) an, um an den nahrhaften Ahornsaft zu gelangen. Während der Vegetationsperiode fressen sie Knospen, Blüten, Beeren, Früchte etc., im Herbst dominiert Mast von Eichen, Buchen, Hickory (Carya), Walnuss und Ahornen den Speiseplan [1; 2; 6]. Paarungsaktivitäten fallen auf die Monate März-Mai und August-September. Nach einer Tragzeit von 35 Tagen werden, ein bis zweimal im Jahr, im Mittel 4 (1-8) nackte und blinde Junge geboren. Diese öffnen mit 26-35 Tagen die Augen, sind mit 40 Tagen voll behaart und werden 10 Wochen gesäugt. Sie können Geschlechtsreife erreichen, bevor sie ein Jahr alt sind [2]. Gefährdung und SchutzDas Rothörnchen ist in Nordamerika weit verbreitet und in vielen Gebieten häufig. Es wurde deshalb im Ramen einer Beurteilung im Jahr 2016 als nicht-gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [3]. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenDas Rothörnchen steht an dritter Stelle der Wildtiere, die in Kanada zur Pelzgewinnung erlegt oder mit Fallen gefangen werden. Die jährlichen Einnahmen aus den Pelzen beziffern sich auf etwa 1 Million Can$. In Minnesota werden sie zu Tausenden zur Fleischgewinnung gejagt. Gebietsweise verursachen sie forstwirtschaftliche Schäden, namentlich bei Aufforstungen mit Nadelhölzern. Sie können auch in Häuser eindringen und dort Schäden verursachen [2]. HaltungAls Altersrekord gibt WEIGL 9 Jahre und 10 Monate an, erreicht von einem im Philadelphia-Zoo gehaltenen Männchen [5]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 55 Zoos gehalten, von denen sich etwa 10 im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Außengehege für 1-2 Tiere mindestens 10 m² Grundfläche und eine Höhe von 2.5 m aufweisen. Im Fall von gezüchteten, an den Menschen gewöhnten Eichhörnchen reichen eine Fläche von 6 m² und eine Höhe von 2 m. Für jedes weitere Adulttier sind 2 m² zusätzliche Fläche erforderlich. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche bei einer Höhe von 2.5 m 8 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 2 m² zur Basisflächen dazu. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind für 1-2 Tiere eine Fläche von 8 m² und eine Höhe von 2 m erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 0.8 m² zu vergrößern. Die Tiere sind solitär oder paarweise zu halten. Taxonomie und NomenklaturDas Rothörnchen wurde 1777 von dem aus Quedlinburg stammenden Naturforscher Johann Christian Polycarp ERXLEBEN als Sciurus hudsonicus erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Tamiasciurus wurde 1880 vom französischen Zoologen Édouard Louis TROUESSART eingeführt. Es werden gegenwärtig 21 Unterarten anerkannt [6]. |
Literatur und Internetquellen
- ALLEN, T. B. (1979)
- ANIMAL DIVERSITY WEB
- CASSOLA, F. (2016). Tamiasciurus hudsonicus (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T42587A115192299. http://www.iucnredlist.org/details/42587/0. Downloaded on 20 May 2018.
- FREYE, H.-A. in GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)