Sibirisches Streifenhörnchen (Tamias sibiricus) im ehemaligen Aquarium Erfurt
© Klaus Rudloff, Berlin
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie: Hörnchen (Sciuridae)
Unterfamilie: Erdhörnchen (Xerinae)
Tribus: Echte Erdhörnchen (Marmotini)
Invasive_Art!
Sibirisches Streifenhörnchen, Burunduk
Tamias sibiricus • The Siberian Chipmunk • L'ecureuil de Corée
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Das Sibirische Streifenhörnchen ist ein kleiner, bodenlebender Vertreter der Hörnchenfamilie, der in Eurasien weit verbreitet und nicht gefährdet ist. Angesiedelte Populationen kommen in mehreren europäischen Ländern vor, weshalb die Art in die Unionsliste invasiver Tierarten aufgenommen wurde. Trotzdem ist sie nach wie vor relativ häufig in Zoos zu sehen. Körperbau und KörperfunktionenSibirische Streifenhörnchen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von (120-)130-170 mm, eine Schwanzlänge von 80-115 (70-130) mm und ein Gewicht von 60-120 (50-125) g. Die Ohren sind kurz, die sehr großen Backentaschen reichen bis zu den Schultern. Der Schwanz ist buschig. Das kurze Fell wird zweimal im Jahr gewechselt. Auf dem Rücken ist es mit fünf schwarzbraunen und vier dazwischenliegenden, hellen Streifen gezeichnet. Die Flanken sind hellbraun, der Bauch hellgrau, der Schweif gräulich mit drei dunkeln Streifen auf der Oberseite. Die Weibchen haben vier Paar Zitzen [1; 3; 4; 8]. VerbreitungEurasien: China; Japan; Kasachstan; Korea Dem., Korea, Rep., Mongolei, Russland. Eingeführte Populationen in Belgien, Deutschland, Italien, den Niederlanden und der Schweiz [2]. Situation in EuropaIn Deutschland gibt es lokalisierte neuere Nachweise in Bayern, Rheinland-Pfalz (Wildpark Rolandseck) und Nordrhein-Westfalen (Wildgehege Heissiwald). Ältere Vorkommen in anderen Bundesländern sind alle erloschen [5; 12]. Die einzige Population der Schweiz findet sich am rechten Ufer des Genfersees, wo sie sich in den Parkanlagen längs des Sees ausdehnt. Das Streifen- und das heimische Eichhörnchen scheinen friedlich zusammenzuleben, eine gewisse Konkurrenz um Nahrungsbeschaffung ist aber nicht auszuschließen [3; 4]. In Belgien hat es verschiedene Populationen in Brüssel und im Umland der Stadt [13]. In den Niederlanden entwickelte sich eine Population in einem städtischen Park in Nord-Brabant, nach dem dort 1972 bei der Schließung eines Kleinzoos Tiere freigesetzt wurden [16]. In Frankreich existieren 8-9 Populationen, die hauptsächlich auf Aussetzungen zwischen 1980-1990 zurückgehen. 6 befinden sich in der Île de France ( d.h. Paris und Umgebung), 1-2 in der Picardie und eine im Département Isère. Die vier größten umfassen jeweils mehrere 1'000 Tiere [14]. In Italien kommt die Art in folgenden Regionen vor: Friaul-Julisch-Venetien (Görz, Martignacco), Ligurien (Genua), Piemont (Trino Vercellese), Südtirol (Bozen), Venetien (Belluno, Bussolengo, Padua, Valeggio sul Mincio, Verona) sowie in Rom [15]. Lebensraum und LebensweiseSibirische Streifenhörnchen leben typischerweise in Nadel- und Mischwäldern mit reichlichem Unterwuchs von beerentragenden Sträuchern, sie kommen aber auch in Steppen und anderen offenen Landschaften vor. Sie sind tagaktive Einzelgänger, die lockere Kolonien mit sich überlappenden Streifgebieten bilden. Sie können zwar gut klettern, halten sich aber hauptsächlich am Boden auf. Sie machen eine Winterruhe mit längeren Torporphasen. Sie schlafen und überwintern in selbstgegrabenen Erdhöhlen mit 1-2 Zugängen, einer Nestkammer, Vorratskammern und als Latrinen dienenden Blindgängen. Die Latrinen werden jeweils im Frühjahr gereinigt. Streifenhörnchen sind Allesfresser, die Beeren, Sämereien, Blüten und anderes Pflanzenmaterial, Pilze, Arthropoden, Eier, Nestlinge und andere kleine Wirbeltiere zu sich nehmen. Sie legen Vorräte an. Die Paarungen fallen auf April-Juni. Nach einer Trächtigkeit von 30-31(28-35) Tagen werden 1-8 nackte Junge mit geschlossenen Augen und Ohren geboren, ab sieben Wochen entwöhnt werden können und kurz danach unabhängig sind. Mit 9 Monaten sind sie geschlechtsreif [1; 2; 4; 8]. Gefährdung und SchutzDie Art hat eine sehr weite Verbreitung und einen großen Bestand. Sie dehnt gegenwärtig in Europa ihr Areal nach Westen aus. Sie gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 1996, letztmals überprüft 2016, als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2]. Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Erwerb und Abgabe, Haltung, Zucht, Aufzucht, Transport und Freilassen von Waschbären sind nach Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2014 betreffend invasive Arten verboten [9]. Für die Einfuhr in die Schweiz ist zusätzlich zur veterinärrechtlichen auch eine jagdrechtliche Bewilligung erforderlich. Diese wird erteilt, wenn sichergestellt ist, dass die Tiere und deren Nachkommen nicht in die freie Wildbahn gelangen können [10]. Bedeutung für den MenschenSibirische Streifenhörnchen sind - oder waren zumindest bis zur Aufnahme in die Unionsliste der invasiven Arten - beliebte Heimtiere. Wie andere Hörnchen auch sind sie ein Reservoir und via Flöhe Überträger der Pest (Yersinia pestis) [1]. HaltungWEIGL gibt als Altersrekord 7 Jahre und 9 Monate an, erreicht von einem im Londoner Zoo geborenen und gehaltenen weiblichen Tier der Unterart T. s. lineatus [6]. Bei gehaltenen Streifenhörnchen gibt es inzwischen auch Farbformen, die von der Wildfarbe abweichen. Bekannt sind vor allem die weißen Streifenhörnchen, die als "Albinos" gehandelt werden, obwohl es sich in der Regel um leuzistische Tiere handelt. Zimtfarbene Streifenhörnchen sind insgesamt deutlich rötlicher gefärbt als ihre wildfarbenen Artgenossen. Ferner gibt es einen graubraunen Schlag [11]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 65 Zoos gezeigt. Davon befinden sich etwa 10 im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste. Das EU-Haltungsverbot hat seit 2017 vermutlich kaum zu einer Abnahme der Anzahl Haltungen geführt. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für ein Streifenhörnchen ein Gehege von 100x60x100 cm (LxBxH) zur Verfügung stehen. Bei der Haltung mehrere Tiere verbindbare Einzelgehege. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1 Tier ein Gehege vor, dessen Grundfläche 0.5 m² und dessen Höhe 1.5 m beträgt. Für jedes weitere Tier kommen 0.2 m² zur Basisfläche dazu. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind für 1-2 Tiere 2 m² bei einer Höhe von 2 m erforderlich. Für jedes weitere Tier kommen 0.2 m² zur Basisfläche dazu. Taxonomie und NomenklaturDas Sibirische Streifenhörnchen wurde 1769 von dem in Russland tätigen finnlandschwedischen Pastor und Naturforscher Erik Gustav LAXMANN als "Sciurus sibiricus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Tamias wurde 1811 von dem Berliner Zoologen Johann Karl Wilhelm ILLIGER eingeführt. Innerhalb der Gattung wird die Art von manchen Autoren in eine Untergattung Eutamias gestellt, die zeitweilig auch als Gattung aufgefasst wurde. Es werden gegenwärtig neun Unterarten anerkannt [7; 8]. |
Literatur und Internetquellen
- ANIMAL DIVERSITY WEB
- CASSOLA, F. (2016). Callospermophilus lateralis. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T42468A22265474. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T42468A22265474.en . Downloaded on 05 September 2021.
- GRAF, R. & FISCHER, C. (2021)
- HAUSSER, J. et al. (Hrsg., 1995)
- NEHRING, S. & SKOWRONEK, S. (2017)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D.E. & REEDER, D. M. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141 der Kommission vom 13. Juli 2016 zur Annahme einer Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung ABl. L 189/4 vom 14. Juli 2016.
- VERORDNUNG ÜBER DIE JAGD UND DEN SCHUTZ WILDLEBENDER SÄUGETIERE UND VÖGEL (JAGDVERORDNUNG, JSV) (Schweiz) vom 29. Februar 1988
- EIN HERZ FÜR TIERE vom 01.09.2015
- LANDSCHAFTSVERBAND WESTFALEN-LIPPE - Online-Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens.
- OBSERVATIONS.BE
- OFB & UICN FRANCE (2021). Tamias sibiricus. Base d’information sur les espèces exotiques envahissantes. Centre de ressources Espèces exotiques envahissantes.
- SPAGNESI, M. & DE MARINIS, A. M. (2002)
- THISSEN, J. B. M. & HOLLANDER, H. (1996)