Waldmaus (Apodemus sylvaticus) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen
© Klaus Rudloff, Berlin
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Mäuse (Muridae)
Unterfamilie: Altweltmäuse (Murinae)
Tribus: Waldmäuse (Apodemini)
Waldmaus
Apodemus sylvaticus • The Wood Mouse, or Long-tailed Field Mouse • La mulot sylvestre
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Waldmaus ist eine in Europa weitverbreitete und häufige, somit nicht-gefährdete Langschwanzmaus. Als überwiegend dämmerungs- und nachtaktive Art wird sie nur in wenigen Zoos gezeigt, da diese tagaktive Arten wie Zwergmaus, Stachelmäuse und Grasmäuse bevorzugen. Körperbau und KörperfunktionenDie Waldmaus hat eine Kopf-Rumpflänge von (68-)80-110 mm, eine Schwanzlänge von 80-90 (69-115) mm und ein Gewicht von 15-40 g. Wie alle Apodemus-Arten besitzt sie große Augen und Ohren sowie kräftige Hinterfüße. Die weißliche Unterseite kontrastiert mit der gelb- bis graubraunen Körperoberseite. Der Schwanz ist zweifarbig mit heller Unterseite. Er ist oft etwas kürzer als Kopf und Rumpf. Die Kehle ist weißlich, meistens mit einem ockergelben oder hellbraunen Kehlfleck, der selten als Kehlband ausgebildet sein kann. Von ihren etwas größeren Schwesterarten, der Alpenwaldmaus (Apodemus alpicola) und der Gelbhalsmaus (A. flavicollis) ist sie nur schwer, als Jungtier gar nicht zu unterscheiden [1; 4; 5; 6; 10]. VerbreitungWestliche Paläarktis: Lebensraum und LebensweiseDie Waldmaus ist außerordentlich anpassungsfähig. Sie besiedelt alle möglichen Lebensräume vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von 3'300 m. Agrarland und menschliche Siedlungen sind wichtige Sekundärbiotope, wo sie häufig die aus vielen Gebäuden verdrängte und daher gebietsweise selten gewordene Hausmaus ersetzt, weil sie im Gegensatz zu jener auch im Winter im Freien überleben kann. Sie ist hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv und verbringt einen großen Teil des Tages in einem selbstgegrabenen unterirdischen Bau oder einem oberirdischen Nest. Sie ernährt sich überwiegend von pflanzlichem Material wie Früchten und Samen, nimmt aber auch Insekten zu sich, hauptsächlich im Frühjahr. Sie trägt das Futter an einen geschützten Ort, um es zu verzehren. Oft legt sie auch Nahrungsvorräte an [1; 4; 8; 10]. Die Waldmaus lebt in Familien, die aus einem dominanten Männchen, eventuell subdominanten Männchen, mehreren Weibchen und Jungtieren bestehen. Die Größe der Streifgebiete ist in Abhängigkeit von Nahrungsverfügbarkeit und Geschlecht variabel. Bei männlichen Tieren umfassen sie meist 1'800-3'100 m², bei weiblichen 100-2'100 m². Das Streifgebiet kann ganz oder teilweise als Territorium verteidigt werden, namentlich von Weibchen zur Fortpflanzungszeit. Diese fällt auf die Periode März bis September. Nach einer Tragzeit von 23-26 Tagen werden 5-6 (2-8) Junge geboren. Diese öffnen mit 15 Tagen ihre Augen, werden während etwa 3 Wochen gesäugt und begleiten dann die Mutter noch ein paar Tage, bis sie selbstständig werden. Da die Weibchen aber meistens kurz nach der Geburt wieder gedeckt werden, kommt schon bald der nächste Wurf zur Welt. Die Jungen werden mit drei Monaten geschlechtsreif, ihre mittlere Lebenserwartung beträgt etwa ein Jahr. Im Lauf Ihres Lebens bringen Weibchen 2-3 Würfe zur Welt [1; 3; 6]. Gefährdung und SchutzDie Waldmaus ist sehr anpassungsfähig und ist vermutlich der häufigste Kleinsäuger Europas. Seit 1996, letztmals überprüft 2016, ist sie deshalb als nicht-gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [8]. Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Bedeutung für den MenschenDie Waldmaus hat kaum eine Bedeutung als Heimtier. Fälschlicherweise wird sie oft als Forstschädling betrachtet, obwohl sie tatsächlich durch die Verbreitung von Samen wesentlich zur Waldverjüngung beiträgt [1]. HaltungWEIGL gibt als Altersrekord für einen an der Universität Erlangen gehaltenen Wildfang 6 Jahre und 4 Monate an [4]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird gegenwärtig (2024) noch in 4 Zoos (2022: 6 Zoos) gehalten, von denen sich einer in der Schweiz befindet. Für Details siehe Zootierliste. Wildlebend kommen Waldmäuse in zahlreichen Zoos vor, in der Schweiz gibt es sich reproduzierende Populationen mit Sicherheit in Basel, Bern, Goldau und Zürich, und es ist davon auszugehen, dass für u.a. Gossau, Langenberg, Lange Erlen und Le Vaud dasselbe gilt [2; 3]. Mindestanforderungen an Gehege: Die Waldmaus ist im Säugetiergutachten 2014 des BMEL nicht explizit erwähnt. Vermutlich gehört sie in dieselbe Kategorie wie die Hirschmaus. Danach soll 1-2 Tieren ein Gehege von mindestens 0.3 m³ Grundfläche und 0.5 m Höhe zur Verfügung gestellt werden, für jedes weitere Adulttier 600 cm² mehr. Die Grundfläche ist für eine Schaugehege zwar angemessen, die Tierschutzsachverständigen der Zoos machten jedoch darauf aufmerksam, dass eine tiergerechte Haltung auch auf kleinerer Fläche möglich ist. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) stellt keine Mindestanforderungen an Gehege für Waldmäuse. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) gilt für kleinere Arten der Mäuseverwandtschaft pauschal eine Mindestfläche von 1 m² pro Haltungseinheit. Taxonomie und NomenklaturDie Waldmaus wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Mus sylvaticus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Apodemus wurde 1829 vom Darmstädter Naturforscher Johann Jakob von KAUP eingeführt. Innerhalb der Gattung wird die Waldmaus der Untergattung Sylvaemus zugerechnet. Die Art gilt heute als monotypisch. Früher wurden asiatische Formen, die heute als eigene Arten gelzen, als Unterarten von A. sylvaticus betrachtet, so die Ural- oder Zwergwaldmaus (A. uralensis) und die Himalaya-Waldmaus (A. pallipes) [5]. |
Literatur und Internetquellen
- APODEMUS - PRIVATES INSTITUT FÜR WILDTIERBIOLOGIE
- BAUR, B., BILLEN, W. & BURCKHARDT, D. (2008)
- DOLLINGER, P. (Hrsg., 2005)
- GRAF, R. & FISCHER, C. (2021)
- GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
- HAUSSER, J. et al. (Hrsg., 1995)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- SCHLITTER, D., VAN DER STRAETEN, E., AMORI, G. et al. (2021). Apodemus sylvaticus (amended version of 2016 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T1904A197270811. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-1.RLTS.T1904A197270811.en. Accessed on 19 February 2022.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)